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GPA als »Gasometer Privat AG«

\"Erbe.Das Firmengeflecht der Gewerkschaft der Privatangestellten war ein ­Sanierungsfall. Ehemals versprochene Reformen fanden zum Teil auch tatsächlich statt. Aber Ex-GPA-Boss Hans Sallmutter hält nach wie vor Privatanteile am Gewerkschaftsvermögen.

Wie man sich als Machtfaktor selbst paralysiert, hat der altehrwürdige ÖGB fast bis zur bitteren Neige durchexerziert. Weiter nach unten ging nicht. Die Gewerkschafts-Unterhäuptlinge waren ob der Bawag-Malversationen bis ins Mark entsetzt und sprachlos, die »kleinen« Mitglieder rebellierten mit Kontokündigung, Verweigerung und Austritt. Dann kam noch die ultimative Demütigung: Nicht nur, dass der ÖGB seine legendäre Streikkasse in der Karibik versenkt hatte. Nein, ausgerechnet Wolfgang Schüssel und sein geschätzter Kompagnon KHG eröffneten im Beisein von Fotografen und Filmteams noch medienwirksam Bawag-Konten, um den Totalabsturz zu verhindern. Immerhin hat die Bawag – im Gegensatz zu anderen finanziellen Malversationen in der Republik – die Steuerzahler wenigstens nichts gekostet. Das ist aber nur ein schwacher Trost, denn mit der Selbstparalyse des ÖGB ist etwa WKO-Boss Christoph Leitl – ein bekennender Sozialpartner – fast der Verhandlungspartner abhandengekommen.
Im Wirbel um Stiftungen, Beteiligungsverhältnisse und personelle Verflechtungen befand sich auch die Gewerkschaft der Privatangestellten nach dem Abgang des legendären Ex-Chefs Hans Sallmutter. Dieser hatte – damals ganz im Zeitgeist – für seine GPA ein beachtenswertes Geflecht ersonnen. Das Firmennetz expandierte ab etwa 2000 vor allem rund um die Sanierung und den Umbau des alten Wiener Gasometer-Komplexes. Dafür wurde eigens ein ganzes Bündel von Beteiligungs-, Errichtungs-, Betriebs- und Vermietungsgesellschaften gegründet. Nicht nur, dass Sallmutter als Stifter und Vorstand für die GPA Privatstiftung fungierte, er hielt auch noch persönlich Anteile an zwei Tochtergesellschaften derselben. Der Verkehrswert von Sallmutters Beteiligungen wurde damals auf rund vier Millionen Euro geschätzt. Zu allem Überdruss hing an der Privatstiftung etwa noch ein Rattenschwanz von Selicastello-Gesellschaften in Alpha/Beta/Gamma Ausprägungen, deren alte Spuren auch nach  Luxemburg führten. Bei Amtsantritt 2005 hatte GPA-djp-Chef Wolfgang Katzian gleich mehrfach ein Handicap.

>> Aktuelle Aufräumarbeiten <<

Nicht nur, dass Katzian Sallmutters altes Firmengeflecht entwirren musste, gleichzeitig kämpfte er mit seinem Golf-Handicap von rund 23. Für Nicht-Golfer: Das ist extrem gut. Selbst Verhandlungspartner wie den damaligen BA-CA-Chef und Golf-Freak Erich Hampel ließ Katzian am Grün damit alt aussehen. Für gestandene Gewerkschafter war Katzians Hobby mehr als suspekt. Er wirke wie ein »Genosse der Bosse«, war damals zu hören. Selbst heute ist ein ÖGB-Unterhäuptling über Katzians Künste am Green nicht ganz glücklich. Golf sei »nicht gerade ein gewerkschaftlicher Volkssport«, ist etwa zu hören. Dennoch ist ernsthafte Kritik heute weitgehend verstummt. Zwar wurden nicht alle Beteiligungen Sallmutters – angeführt wurden dafür »rein steuerliche Gründe« – wie ehemals versprochen nach seinem Ausscheiden zurückgelegt, geändert hat sich trotzdem einiges. Katzian hat bei der Beteiligungsstruktur in den vergangenen Jahren kräftig aufgeräumt (siehe unten). Das Geflecht ist zwar immer noch beachtlich, doch wurden einige Marksteine geschafft.

Die Beteiligungen von Hans Sallmutter etwa wurden seit Jahren zurückgefahren. Der ehemalige 1%-Anteil an der Stiftungstochter Kleingasse Projekterrichtungs GesmbH. wurde bereits einmal auf 0,8319 % reduziert und ist heute komplett verschwunden. Kurz vor Redaktionsschluss wurde auch Sallmutters Anteil an der Wohnbauvereinigung für Privatangestellte Gemeinnützige GesmbH auf aktuell 0,4867 % vermindert. Wie das im Detail vonstatten ging und ob Sallmutter für die Abgabe der Anteile finanziell entschädigt wurde, konnte bis Redaktionsschluss nicht geklärt werden. »Ich weiß von nichts«, so GPA-djp-Pressesprecherin Litsa Kalaitzis knapp. Schade ist auch, dass nicht geklärt werden konnte, warum die Stiftungstochter Wohnbauvereinigung via GPA Bosnia auch am Balkan tätig ist. Offen bleibt auch, ob die Aufräumarbeiten von Katzian bereits abgeschlossen sind oder wie sie weitergehen. Noch mehr dürfte Katzian vielleicht umtreiben, was die ganzen Gasometer-Beteiligungen überhaupt noch wert sind. Laut Insidern soll die GPA bereits vor zwei Jahren erfolglos versucht haben, den Gasometer-Komplex zu verkaufen.

>> Rauer Wind und höhere Weihen <<

Der Wert der Gasometer-Beteiligungen soll – wie kolportiert wird – vor allem unter mangelnder Kundenfrequenz leiden und Auslastungsprobleme bei den Shopping- und Entertainmentcentern oder im Gastro-Bereich haben. Dass Katzian ein begnadeter Golfer ist, schadet seinem Image in der Gewerkschaft schon länger nicht mehr. Dass er auch etwas mehr Transparenz und Bereinigung in die GPA-Beteiligungen bringt, sowieso nicht. Kein Wunder, dass Katzian heute fester im Sattel sitzt als je. Bereits die Wahl zum Vorsitzenden der Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter (FSG) ging ohne nennenswerte Querschüsse vonstatten. »Zuerst gab es wegen der GPA-FSG-Doppelfunktion Bauchweh«, berichtet etwa ein Sozialdemokrat. Heute sei das kein Thema mehr. Rosen gestreut werden dem Golfer auch von Gewerkschaftskollegen. Er brauche nicht viele Worte, damit man weiß, was er will, und er vertrete Positionen nachhaltig, ohne ein Ja-Sager zu sein. Bei so viel Lob ist es kein Wunder, dass Katzian auch schon für höhere Weihen ins Spiel gebracht wird. »Er wird als heißer Kandidat für die Nachfolge von AK-Chef Herbert Tumpel gehandelt«, will ein SP-Parlamentarier wissen.

Dass Katzian kein Ja-Sager ist, dürfen –zu ihrem Leidwesen – auch schon die Verhandlungspartner aus der Wirtschaft spüren. Die GPA-djp lag etwa mit der E-Wirtschaft im hart Clinch, bis unmittelbar vor Redaktionsschluss weißer Rauch aufstieg. Statt Protestversammlungen gibt es jetzt eine kollektivvertragliche Einigung mit einem satten Lohn- und Gehaltsplus zwischen 3,8 und 4,2 %. Im Nacken sitzt die GPA auch der »Finance-Branche«. Dort beschlossen mehr als 10.000 Beschäftigte »flächendeckende Maßnahmen«, sollte es in den KV-Verhandlungen keinen Durchbruch geben. Wenig zimperlich zeigt sich Katzian auch bei Verhandlungen im Gesundheits- und Sozialbereich oder verleiht auch schon einmal die »Kollektivvertragszitrone 2012« für die Arbeitgeber der Reisebürobranche. Diese dürften schon mehr gelacht haben. Seit die Metaller im Herbst revoltierten, sind Streikbeschlüsse des wieder erstarkten ÖGB im Dutzend fast schon billiger zu haben. Selbst die eher ruhige und besonnene Postgewerkschaft steht da nicht zurück. »Wir sind nur an einem für beide Seiten sinnvollen Ergebnis interessiert«, ist etwa aus der Postgewerkschaft zu vernehmen. Aber falls keine konstruktive Einigung erzielt werde, bleibe die Streikdrohung selbstverständlich aufrecht.

 

>> Das aktuelle GPA-Beteiligungsgeflecht:

\"QUELLE:

Bei Amtsantritt hat GPA-Chef Wolfgang Katzian von seinem legendären Vorgänger Hans Sallmutter ein schweres Erbe übernommen. Ende 2005 war die Beteiligungsstruktur der GPA ein Dickicht der Sonderklasse. Sallmutter selbst war damals nicht nur Multi-Aufsichtsrat und Stifter der GPA Privatstiftung, sondern auch noch persönlich an mehreren Stiftungstöchtern beteiligt. Der Verkehrswert von Sallmutters Beteiligungen wurde damals auf rund vier Millionen Euro geschätzt. Das Netzwerk der GPA Privatstiftung reichte damals bis Luxemburg. Katzian versprach Aufräumarbeiten, und tatsächlich ist seit 2005 einiges geschehen. Sallmutters persönliche Beteiligungen wurden deutlich heruntergefahren, das Firmennetz massiv verschlankt. Ganz vollendet ist Katzians Werk auch nach Jahren noch nicht: Sallmutter hält immer noch Anteile – wirklich übersichtlich ist das GPA-Geflecht noch immer nicht (siehe Grafik). Unbeantwortet bleibt maßgeblich die Frage, was Sallmutter für die  Abgabe seiner privaten Anteile kassiert hat. Noch mehr dürfte Katzian vielleicht umtreiben, was die ganzen Gasometer-Beteiligungen überhaupt noch wert sind. Laut Insidern soll die GPA bereits vor zwei Jahren versucht haben, den Gasometer-Komplex zu verkaufen.

 

 

 

 

 

 

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