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Auf dem Geh-Punkt

\"MachtWann der Höhepunkt kommt? Für Wanderer im Lesachtal jetzt. Wunderbar wanderbar ist das natürlichste Tal Europas im Herbst – mit traumhafter Fernsicht, unberührten Almen und kristallklarer Luft.

Von Werner Ringhofer aus dem Lesachtal

 

Krimi-Kommissare sind schon fast in jedem Dorf auf Verbrecherjagd. In Bad Tölz, im Allgäu, im Perigord, im Weinviertel. Im Lesachtal gebe es nichts zu erzählen. Gerade einmal fünf Polizisten hat die Gemeinde für vier Dörfer und 1.500 Einwohner. Und ihr Job ist nicht der anstrengendste. Sogar in der Nacht können die Häuser unversperrt bleiben. Nicht viel los, könnte man meinen. Aber gerade die Ruhe ist der Star. Märchenwäldern, Dinosaurierparks und Alpenzoos zeigten die Einwohner erfolgreich die kalte Schulter, genauso wie der Idee, im Tal drei Stauseen anzulegen. Für Bergschuh-Jünger und Skitourengeher klingt das wie Musik. Kein Dauerlärm durch Autobahnungetüme und keine Hansi-Hinterseer-Romantik auf Massenabfertigungs-Hütten. Einfach nur Natur. 300 Kilometer markierte Wanderwege in bewaldete Seitentäler, zu saftigen Wiesen und Almen bis hinauf zu den felsigen Gipfeln sind die Anziehungspunkte im Outdoor-Wellnesszentrum. Schnee gibt es halt ein bisschen viel und kälter ist es als im Tal unten. »Im Mai hören wir zu heizen auf und im September geht es schon wieder los«, sagt Gasthausbesitzer und Bergführer Leo Salcher.

>> Tal der 200 Mühlen <<

Versteckt ist dieses Paradies mit seinen verträumten Almen und spektakulären Panoramabergen schon ein wenig, die enge Straße windet sich auf den ersten Kilometern abenteuerlich durch das Tal. Und dann landen wir auch noch in Afrika. Die Erklärung hat die Geologie parat. Das Lesachtal befindet sich auf der Peradriatischen Linie, die zwei Kontinente teilt. Also links Afrika (Karnische Alpen) und rechts Europa (Gailtaler Alpen). Nicht der einzige markante Punkt in der Geschichte: Bis in die 60er-Jahre war das Lesachtal das Tal der 200 Mühlen, angetrieben von 72 Bächen. Hochwasser zerstörte aber die meisten. Einige Lesachtaler dachten schon daran, ihre Heimat aufzugeben. Das ist zum Glück nicht passiert und als Dankeschön wurden dem Tal sogar mehrere touristische »Oscars« verliehen. Unter anderem wurde es von der Zeit zum umweltfreundlichsten und naturbelassensten Tal Europas gekürt, von der Naturfreunden-Internationale zur Landschaft des Jahres.

Der Fortschritt läuft hier bewusst in Zeitlupe, ein globales Tal ist das Lesachtal dennoch geworden, mit Verbindungen in die ganze Welt. Die Dogen bauten Venedig auf den Holzpfählen aus dem entfernten Tal auf und selbst heute schwören die Gondelbauer noch  auf die Kärntner Bäume. Auch in Japan ist das Lesachtal bekannt, seitdem vor zwei Jahren in Tokio ein originalgetreues Brotbackhaus gebaut wurde. »Die Japaner fliegen auf unser Brot«, sagt Werner Lexer von der Lesachtaler Brotgemeinschaft. Magnet für eine internationale Fangemeinde ist auch die Kirche in Maria Luggau. 1986 bekam sie den Status einer Basilika. 60.000 Pilger strömen nun jedes Jahr per Bus oder zu Fuß in die Marienkirche des hochreligiösen Tals.

>> Perfekte Entschleunigung <<

Auf den steilen Almen regieren die gleichen Geräte wie früher, Sense und Heuschupfe. Die sanfte Bewirtschaftung freut die Rinder erst recht, sie dürfen seltene botanische Kostbarkeiten auf den einzigartigen Bergwiesen genießen. Wie gut diese glücklichen Vierbeiner schmecken, testet man am besten in Leo Salchers Gasthof zur Post in St. Lorenzen, einem urigen Haus mit alten Bildern und der original Holzvertäfelung, wie vor 100 Jahren. Das Kräuterschnitzel ist wohl das beste unseres Lebens – so weich, man könnte es löffeln. Leo ist eigentlich Hauptschullehrer für Mathematik und Sport, aber der lässige Stirnbandträger arbeitet lieber als Gastronom und Bergführer. Stolz zeigt er in der Küche auf den Ofen, ein 30 Jahre altes Gerät. »Da kriegt man eine schöne Kruste und tolle Sauce zusammen. Im Kombidämpfer von heute geht das gar nicht mehr.«

Noch nicht entschleunigt? Dann empfehlen wir ein paar Übernachtungen im Hotel Almwellness Tuffbad. Modern, aber im Alpinstil, gemütlich, mit ausgefeilter Wellnessanlage, feiner Küche, Dolomitenblick und rundherum nur traumhafter Kulisse mit glasklarer Luft. So könnte die Zukunft im Lesachtal aussehen. Und damit ist noch lange nicht Schluss, kündigen die Chefs Eva-Maria und Egon Oberluggauer an. »Ideen haben wir genug im Kopf.«


\"Natur Rund um das Lesachtal:

>> Info: Tourismusverband Lesachtal. Liesing 29, 04716/242 12

>> Schlafen
>Eggeler Hof. Jahrhunderte alter, renovierter Hof mit Schindeldach, alter Bauernstube. Grandiose Lage. Obergail 6, Liesing, 04716/296, www.familienwanderhof.at, Appartement für 2 ohne Frühstück ab 55 Euro.
>Jöhrerhof. Schön renovierte Ferienwohnungen (55 m2) und Zweibettzimmer. Selbst hergestellte Produkte am Hof: Bauernbrot, Schafkäse, Speck. Tscheltsch 4,  Liesing, 04716/283, joehrerhof.unterguggenberger.net, DZ ab 50 Euro.
>Almwellness-Hotel Tuffbad. Herzliches Service, angenehme Zimmer, ausgedehnte Saunalandschaft, schönes Wellnessprogramm, feine Küche und Traumblick auf die Dolomiten. Öffnet zur Skitourensaison ab 26. Dezember. Tuffbad 3, St. Lorenzen, 04716/622, www.almwellness.com, DZ mit Halbpension ab 165 Euro
>Alpenhof Strenge. Atemberaubendes Panorama, sehr nette Wirte, geführte Wanderungen. Sektfrühstück am Sonntag. Podlanig 10, 04715/88 42, www.alpenhof-strenge.at, DZ mit Halbpension ab 68 Euro

>> Essen
>Restaurant Kellerwand. Kreative Alpe-Adria-Küche, zwei Hauben. Mauthen 24, Kötschach-Mauthen , 04715/269, www.sissy-sonnleitner.at
>Lahnerhof. Knödel, Schlipfkrapfen, Gamsspießchen, Hirschbraten. Obergail 8, Liesing, 04716/239, www.lesachtal.com/lahnerhof
>Gasthof Post. Urige Gaststube, sensationelles Gulasch und Zwiebelfleisch. Tipp: das Kräuterschnitzel, das man fast löffeln kann. St. Lorenzen 42, 04716/227, www.gzp.at, DZ ab 40 Euro

>> Shopping
>Bauernladen Maria Luggau. Käse, Honig, Lamm, Butter, Edelbrände, Schafwolle, Naturkosmetika. An der Straße bei der Basilika, 04716/484 oder 269
>Edelgreißlerei Ertl. Die besten Produkte des Alpe-Adria-Raums in einem Geschäft. Regelmäßige Gratisverkostungen. Hauptplatz 19, Kötschach-Mauthen, 04715/246, www.kaeseschokolade.at
>Schlipfkrapfen. Feinste Schlipfkrapfen. Hannelore Lexer, Stabenthein 2, Liesing, 04716/259
>Fleischhauerei Salcher. Bester Speck aus Fleisch von eigenen Tieren. St. Lorenzen 42, 04716/227, www.gzp.at, www.lesachtaler-fleisch.at

>> Wandern
>Online-Infos. Touren, Karten: www.lesachtal.com/wander, www.lesachtal.com/de/wanderpanorama.html

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