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Viel Krise, wenig Strom

Die Finanz- und Wirtschaftskrise belastet die Investitionsbereitschaft in europäische Kraftwerksprojekte, haben die Managementberater von A.T. Kearney herausgefunden.
						
 Die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise wird zu großen strukturellen Veränderungen in der Energiewirtschaft führen«, meint Florian Haslauer, Leiter einer von A.T. Kearney durchgeführten Studie über die Auswirkungen der Finanzkrise auf die Energiewirtschaft. »Ein Rückgang des Stromverbrauchswachstums und sinkende Rohstoffpreise sowie steigende Kapitalkosten prägen die Entwicklungen auf den Energiemärkten. Deshalb haben sich die Rahmenbedingungen für Kraftwerks­investitionen in Europa verschlechtert, viele notwendige Investitionen werden nun aufgeschoben.« Auch wenn sich durch den Abschwung der Wirtschaftsleistung das Stromverbrauchswachstum in den nächsten Jahren etwas abschwächen wird, rechnen die Beobachter in Europa mit einem weiterhin steigenden Strom- und Gasverbrauch. Bis 2020 sei in der EU mit einem Verbrauchsanstieg von 23 Prozent auf 3.945 Terawattstunden bei Strom und von 25 Prozent auf 630 Milliarden Kubikmeter bei Gas zu rechnen. Während bei der Entwicklung des Gesamtenergieverbrauchs bereits eine Entkopplung vom Wirtschaftswachstum zu erkennen sei, hänge die Entwicklung des Stromverbrauchs bis 2020 weiterhin von der Wirtschaftsleistung ab, meinen die Marktforscher. Auch die Kreditkonditionen für Energieunternehmen haben sich im Zuge der Finanzkrise verschlechtert. So hätten sich sogar für die großen Unternehmen die Fremdkapitalkosten um rund 50 bis 120 Basispunkte erhöht, so die Studie. Das führe zu einem verstärkten Anreiz, alte abgeschriebene Kraftwerke länger zu betreiben. »Ein notwendiger Anlagenersatz und Kraftwerksneubau bei einem langfristig steigenden Stromverbrauch erfordert jedoch umfangreiche Investitionen in den europäischen Kraftwerkspark von etwa 30 bis 35 Milliarden Euro pro Jahr«, so Haslauer:  »Dies gilt insbesondere für den Neubau von Kraftwerken im Bereich erneuerbarer Energien, Gas und Kohle. Unter den derzeitigen Rahmenbedingungen werden die jährlichen Investitionen im Jahr 2009 und 2010 aber um rund zehn Milliarden Euro pro Jahr geringer ausfallen.«
 

Fehlende Investitionen

Die derzeitigen Rahmenbedingungen würden zudem die Investitionen in den Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung senken, so Haslauer, diese seien in den letzten Monaten massiv eingebrochen. Mehrere Faktoren sprechen dafür, dass dieser Trend mehrere Jahre anhalten könnte: Viele Investoren in erneuerbare Energien seien aufgrund fehlender laufender Cashflows im Gegensatz zu den Energieunternehmen noch viel stärker auf Fremdkapital angewiesen, sie leiden aber derzeit unter deutlich schlechteren Kreditkonditionen. Hinzu kommt die Kostenstruktur der erneuerbaren Energien, bei denen Kapitalkosten den wesentlichen Kostenblock ausmachen. Durch die Finanzkrise sind die Stromerzeugungskosten laut A.T. Kearney beispielsweise für Steinkohle um 4,3 Prozent, für Erdgas/Gas- und Dampfturbinen um 2,1 Prozent gestiegen, für Laufwasserkraftwerke und für Wind Offshore sei sogar ein Anstieg von 19,0 Prozent beziehungsweise 10,7 Prozent zu verzeichnen.

»Fehlende Investitionen in den Ausbau der erneuerbaren Energie bedeuten aber auch, dass sich das Erreichen der EU-Klimaziele verzögern wird und ohne die geeigneten Maßnahmen diese sogar gefährdet sind«, warnt Haslauer. Aber auch das organische Wachstum der Energieunternehmen ist bedingt durch die Finanzkrise rückläufig. Seit dem Jahr 2000 habe der steigende Energieverbrauch bei gleichzeitig steigenden Rohstoff- und Energiepreisen den europäischen Energie­unternehmen im Durchschnitt ein jährliches organisches Wachstum von rund acht Prozent ermöglicht, so die Studienautoren. Unter den derzeitigen Rahmenbedingungen sei in den nächsten zwei Jahren allerdings mit Umsatzrückgängen von bis zu 20 Prozent zu rechnen, Ergebnisrückgänge werden noch stärker ausfallen und teilweise zu Verlusten führen, sind die Marktbeobachter überzeugt.       

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