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Gebeuteltes Netz

Dem Festnetzbereich der Telekom Austria geht es schlecht. Mobilfunktarife im unteren Cent-Bereich und der Shootingstar Breitbandmodem, der das Breitbandwachstum von Null auf Hundert in den Mobilfunk emigrieren ließ, ziehen der TA reihenweise die Breitbandkunden ab. Nach ernüchternden Vorstandssitzungen und hängenden Köpfen in der Zentrale in der Lassallestraße hat sich der Telco nun endlich bewegt. Mobilfunk-Erfolgsmann Hannes Ametsreiter, als neuer Marketing- und Strategieboss von Konzernboss Boris Nemsic an Bord geholt, wusste die TA-Säulen zu verbinden und lancierte ein Killerbundle für das Fest-, Mobilnetz und Breitband. Am Tapet ist nun eine Positionierung als umfassender Anbieter, in dessen Kielwasser das Sorgenkind Festnetz nun leicht mitgezogen werden könnte. Die neue Rolle hat Potenzial, wie bereits die hohen Kundenzuwächse in den letzten Wochen zeigten. In der Branche spricht man von mehr als 6.000 Kunden täglich, die dem Mitbewerb nun in Richtung TA entfleuchen.

Der Hintergrund für diesen Coup ist dramatisch. Erstmals in der jungen Geschichte des Breitbands hat die Telekom heuer ein Sinken der Zahl der Breitbandkunden hinnehmen müssen. Im zweiten Quartal 2007 wurde der Rückgang im DSL-Bereich noch mit Kundenzuwächsen durch die Akquisition des Businessproviders eTel mit seinen rund 25.000 DSL-Kunden kompensiert. Im dritten Quartal half auch das nichts mehr. Netto hatte man knapp 2.000 DSL-Kunden verloren - selbst wenn man das Kundenkontingent der Alternativen hinzuzählt, das durch den eTel-Kauf einverleibt worden war. Das vierte Quartal gilt wiederum als gerettet. Der zarte Beginn des Schulterschlusses zwischen den Sparten ist ein Muss. Man hatte sich aber zu lange dagegen gewehrt.

Wer aber geglaubt hat, das relativ hohe Preisniveau im Breitband könnte mit diesem Vorstoß nun endlich gesenkt werden, wurde eines Besseren belehrt. Die Antworten der größten Mitbewerber auf den TA-Tarif waren in puncto Preis und Leistung ebenso zahnlos wie der Incumbent. Sprich: Für wenig Preis gibt es nun auch bei UPC und Tele2 wenig Leistung. Die Untergrenze bei den monatlichen Kosten eines potenten Breitbandanschlusses, wie er für die Zukunft eines Wirtschaftsstandortes würdig ist, liegt damit in österreich weiterhin bei 40 bis 50 Euro. Aber auch hier wird der Mobilfunk wieder die Rolle des Bulldozers übernehmen.

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