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Die nicht halten, was sie versprechen

Diese Produktidee war glänzend - zumindest aus Sicht der emittierenden Banken. Denn sie sichern sich bis zum Ende der Laufzeit das Wahlrecht über die Form der Rückzahlung. Und darüber, ob der Wertpapierkäufer am Ende wenigstens das Kapital zurückerhält oder einen satten Verlust hinnehmen muss. Die Bank wählt aus, was für sie günstiger und für den Kunden ungünstiger ist, und gewinnt damit auf jeden Fall. Dennoch finden sich genug Käufer, die das Roulettespiel an der Börse probieren wollen.Um bei diesem eher ungünstigen und hochriskanten Geschäft dennoch Anleger ködern zu können, locken die Banken mit überdurchschnittlich hohen Zinsen: Abhängig von der Volatilität des zugrunde liegenden Werts und der Laufzeit der Anleihe reicht das Spektrum für den Kupon von 5% bis (selten) 20%.Außerdem wird das Papier von Bankseite mit einer verlockenden Beschreibung wie zum Beispiel auf der Homepage von Sal. Oppenheim dargestellt: »Als chancenreiches Investment … faszinierende Möglichkeit der modernen Geldanlage … das Prinzip leicht verständlich … hohe, oft zweistellige Jahreszinsen.« Und über die Wahlmöglichkeit der Bank heißt es ohne Hinweis auf das Käuferrisiko lapidar, dass die Emissionsbank »je nach Entwicklung des Basiswerts wählen kann, ob sie bei Fälligkeit denn Nennbetrag oder eine vorher festgelegte Anzahl von Aktien liefern möchte«. Und dann kommt der beruhigende Hinweis, dass »insbesondere bei stagnierenden Märkten die hohen Zinsen auch als Risikopuffer dienen, da sie mögliche Verluste ganz oder teilweise ausgleichen können. Somit stellen Aktienanleihen eine sinnvolle Alternative zur Direktanlage (in Aktien) dar«.
Diese Beschreibung hält allerdings nicht, was sie verspricht: nämlich Sicherheit. Denn das betreffende Wertpapier ist ein von Finanzingenieuren künstlich konstruiertes Anlageprodukt, welches sich aus mehreren Bausteinen zusammensetzt und die irreführende Bezeichnung »Aktienanleihe« trägt. Die hochverzinsliche Anleihe mit begrenzter Laufzeit ist dabei aber nur ein Teil des Gesamtprodukts.
Der andere Teil ist in Wahrheit ein automatisches, hochriskantes Termingeschäft. Der Anleger räumt nämlich der Bank beim Kauf eine Option auf einen - bis zum Ende der Laufzeit unbekannten - Wert einer Aktie ein.
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