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Auf Kurs

Die Wiener Börse hat sich gut positioniert für ostorientierte Unternehmen«, erklärte kürzlich der Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner anlässlich der offiziellen Präsentation der Bilanz 2005. Weil das Wiener Börseparkett gar so nett poliert ist, möchte Haselsteiner mit der Strabag ehebaldigst hier notieren. Im Herbst wird der definitive Zeitplan festgelegt, frühestmöglicher Börsegang ist somit 2007. Die imposante Story dazu liefert der Baulöwe gleich mit. Die Strabag hat innerhalb der letzten Jahre beim Umsatz verdoppelt und hält gegenwärtig bei einer Bauleistung von 9,3 Milliarden Euro. Der Großteil des Wachstums passierte mittels Einkaufsliste. Allein im Vorjahr wurden mit den Firmen Züblin, Helit + Woerner und Dywidag 2,3 Milliarden Euro Umsatz eingekauft. Vergleichsweise mickrig, aber dennoch imposant beträgt das eigene Wachstum 17,6 Prozent. 2005 war aber auch gewinnmäßig ein erfolgreiches Jahr. Der Gewinn vor Steuern konnte um 48,4 Prozent auf 135 Millionen Euro gesteigert werden. Eigenkapitalseitig musste die Strabag aber einen Rückgang um vier Prozent auf 18 Prozent hinnehmen. Das soll sich im Zuge des Börseganges wieder ändern.

Geplant ist, dass sich die Eigentümer, die Familie Haselsteiner und Raiffeisen Wien-Nö, auf einen Anteil von bis zu maximal vierzig Prozent an der Strabag SE zurückziehen. Ein Schritt, der eine große Emission voraussetzt. Der Gesamtwert der Strabag, die in ihren rund 450 Tochterunternehmen 44.513 Mitarbeiter beschäftigt, wird von Experten bei rund drei Milliarden Euro angesetzt. Mit den Erlösen aus dem Börsegang will Haselsteiner neben der Eigenkapitalanhebung in die weitere Expansion investieren. Dazu gehört der Ausbau des Mischanlagennetzes in Deutschland ebenso wie der Ankauf von Steinbrüchen in Mittel- und Osteuropa sowie die Errichtung eines Zementwerkes in Ungarn. Auch die vielfach geforderte Einbringung von Kapital in Autobahnlose, die als Public-Private-Partnership-Modelle ausgeschrieben werden, ist im Rechenpaket enthalten.
Deutlichen Rückenwind zum Börsegang erwartet sich der Strabag-Chef vom deutschen Markt. Er glaubt, dass Deutschland bei der Bauleistung spätestens 2007 wieder europäische Durchschnittswerte erreichen wird. Die Strabag erwirtschaftet in Deutschland knapp 38 Prozent ihres Umsatzes. 2005 war der Ertrag dort eigenen Angaben zufolge »mager, aber positiv«. Mit österreich, wo die Strabag immerhin mehr als zwanzig Prozent der Konzernbauleistung erledigt, ist Haselsteiner zufrieden. »österreich ist okay, die Butter kommt aber aus anderen Regionen«, sagt der Baumagnat. Was weitere Firmenkäufe betrifft, gibt sich Haselsteiner zurückhaltend: »Ich sehe nichts, an dem wir nicht vorbeigehen könnten.«

Der nunmehr bevorstehende Börsegang ist für den Strabag-Chef kein Neuland. Die Bauholding notierte bis zur übernahme der Strabag Deutschland 2003 an der Wiener Börse. Die Strabag AG ist derzeit noch in Frankfurt notiert, was für Haselsteiner kein Hindernis für einen erneuten Börsegang ist. Für ihn wäre ein späterer Tausch der deutschen AG-Aktien und Wiener SE-Papiere denkbar. »Wir müssen nicht raus aus der deutschen Börse«, bekräftigt er.

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