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Immer wieder China

Der Werkzeug- und Formenbau befindet sich hierzulande in einer Krise - oder steht zumindest unmittelbar davor, je nach Sicht der Dinge. So spricht Günther Schuh, Mitglied im Direktorium des Fraunhofer Instituts für Produktionstechnologie, von \"einer schwierigen Situation, in der sich der Werkzeug- und Formenbau in Westeuropa befindet“ und Thomas Sedlak, Geschäftsführer der Sedlak GmbH Werkzeug- und Formenbau, sieht die \"aktuelle Entwicklung eher als negativ“.
Schuld an diesen düsteren Prognosen hat - wieder einmal - China. Natürlich nicht China allein, aber der chinesische Wirtschaftsboom treibt europäischen Unternehmen immer wieder den Angstschweiß auf die Stirn und steht mittlerweile als Synonym für die Konkurrenz aus Billiglohnländern in Asien und Osteuropa.

Ein heißes Thema
Der chinesische Markt ist aus zweierlei Perspektiven interessant. Zum einen sehen Unternehmen die Chance, ihre Produktion aus Kostengründen nach China zu verlegen, zum anderen - und zwar deutlich relevanter wird China als Konkurrent gesehen, der Europa den Kampf ansagt und den alten Kontinent überflügeln wird. \"China ist ein heißes Thema, das aber differenziert betrachtet werden muss“, weiß Günther Schuh. So könne eine Verlagerung nach China zwar kurzfristige Einsparungen bedeuten, langfristige bringe dieses Modell aber nicht viel. Was die Konkurrenzsituation mit China anbelangt, mahnt Schuh zur Vorsicht. Zwar seien die meisten Unternehmen derzeit nur in der Lage, relativ einfaches Werkzeug herzustellen, die in der Produktion viel Nacharbeit verlangen. Das werde sich aber bald ändern. \"Im Rahmen unserer Studie ´Werkzeugbau in China - Chance oder Bedrohung´ haben wir uns verschiedene Unternehmen angeschaut. Die größte Bedrohung stellen solche Unternehmen dar, die mit massivem Einsatz ausländischen Know-hows und Personals unterstützt werden. Sie sind auf dem Weg zu europäischen Standards bei chinesischen Löhnen“, erklärt Schuh. Durch die große Unterstützung von Seiten der Politik werde sich die Dynamik mit der sich der Werkzeugbau in China entwickelt deutlich erhöhen. ähnliche Probleme wie mit China sieht Thomas Sedlak auch in Osteuropa: \"Wenn der Stundenlohn eines Arbeiters in österreich bei 15 bis 25 Euro liegt, bei der ausländischen Konkurrenz aber nur bei drei bis acht Euro, dann wird bald keiner mehr bei uns bestellen.“ Der größte und auch einzige Vorteil sei die gesicherte Qualität in österreich. Hier gilt es, anzusetzen - und zwar rasch, denn der Qualitätsvorteil schmilzt schnell.

Spezialisierung und Vernetzung
Um dem gestiegenen Preisdruck von osteuropäischen und chinesischen Anbietern entgegentreten zu können, gibt es mehrer Möglichkeiten. Verena Rathgeber von Rathgeber GmbH Werkzeug- und Formenbau sieht den Trend der nächsten Jahre verstärkt in Richtung Dienstleistung, um die Bedürfnisse der Kunden noch besser zu erfüllen. Für Thomas Sedlak steht das Streben nach einem immer günstigeren Produktionsprozess im Vordergrund. Das bedeute einen deutlich höheren Einsatz von mannlosen Maschinen, eine verstärkte Automatisierung und die Entlastung des Stundensatzes durch Herabsetzung des Personalkostenanteils.
Martin Bock vom Laboratorium für Werkzeugmaschinen und Betriebslehre in Aachen sieht vor allem zwei mögliche Antworten auf den starken Preisdruck. Neben dem technologischen Bereich - durch automatische Produktionsabläufe und den Einsatz moderner Technologien - vor allem im Bereich der Organisation. \"Kooperation und Vernetzung sind die Gebote der Stunde“, weiß Bock, der die Unternehmen auffordert, sich auf bestimmte Bereiche zu konzentrieren. Die Breite würde durch Kooperationen erreicht. Für westeuropäische Unternehmen bedeutet dies eine Spezialisierung nach innen und ein durch die Nutzung von Kooperationen breites Leistungsspektrum nach außen.
Eine Ansicht, die auch Sedlak teilt und versucht in seinem Unternehmen umzusetzen: \"Wir werden in Zukunft versuchen, weg von der Massenproduktion hin zur Nischen- und Spezialproduktion zu kommen. Dabei wird es die Hauptaufgabe sein, in Bereiche vor zu stoßen, in denen nicht der Preis das Hauptkriterium ist, sondern Qualität und Liefertreue.“

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