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Schnee von Morgen

Von Reinhold Fleischhacker

Manchmal, wenn man den Menschen bei Stammtischgesprächen zuhört, bekommt man den Eindruck, sie sehnen den Klimawandel nachgerade herbei. Damit sie dann die vielen Touristen los sind. Das ist natürlich kurzsichtig, denn immerhin macht der Tourismus ein Fünftel des Bruttonationalprodukts aus. Wenn der Schnee plötzlich ausbliebe, wäre das ein größerer Schaden für unsere Volkswirtschaft.
Aber, so war beim »World Winter Forum« zu erfahren, in den nächsten fünfzig Jahren wird sich nichts Gravierendes ändern, ganz im Gegenteil: Es könnte sogar mehr Schnee geben, vor allem auf den Bergen. Und dort wird er ja am dringendsten gebraucht. Aber so sicher ist das gar nicht, und außerdem brächte das erst wieder Probleme mit sich: Die Lawinengefahr würde sich erhöhen, Zufahrtsstraßen wären entweder dauernd gesperrt oder müssten mit aufwändigen Galerien ausgestattet werden. Und sicher wären auch manche an riskanten Orten stehende Ortschaften zunehmend bedroht.
Walter Amann, Lawinenforscher aus der Schweiz, rechnet jedenfalls mit einer Erwärmung bis 2050 von ein bis drei Grad. Trifft die Drei-Grad-Annahme zu, hätte das zur Folge, dass die Schneefallgrenze beziehungsweise jene Grenze, wo noch 30 Zentimeter Schneedecke permanent übrig bleiben (das ist die aktuelle »Messlatte«), um 300 Höhenmeter ansteigen würde. Das ist für niedriger gelegene Destinationen, etwa für Schladming, schon einigermaßen bedrohlich.
Amanns Institut rechnet damit, dass die Winterniederschläge zunehmen werden. Wenn man diese beiden Szenarien addiert, heißt das dann, dass in höheren Lagen eben mehr Schnee fällt, der aber wiederum nicht mehr so lange liegen bleibt. Das könnte dann wiederum für die eine oder andere Liftanlage bedrohlich werden, wenn nämlich die Permafrostgrenze ebenfalls steigt. Auch der einen oder anderen Almhütte könnte buchstäblich der Untergrund »wegschmelzen« (das ist bei der alten Stüdlhütte am Glockner schon passiert). Doch Genaues weiß man noch nicht, einige Forscherkollegen Amanns rechnen eher mit einer Zunahme der Sommerniederschläge. Und da man das Wetter verlässlich nur für wenige Tage voraussagen kann, heißt es wieder einmal »abwarten und Tee trinken«.

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