Menu
A+ A A-

Knallharter Untergrund

Zusätzlich zu den geologischen Problemen ver-weigern zwei Hauseigentümer den Wiener Linien die Untertunnelung ihrer Liegenschaft und gefährden damit die Eröffnung zur Fußball-EM. Der Tunnelvortrieb ist teilweise zum Erliegen gekommen.

Zwei widerspenstige Hauseigentümer, eine schwierige Geologie, die Untertunnelung des Donaukanals sowie eine Umweltverträglichkeitsprüfung. Das sind die Umstände, unter denen die Verlängerung der Wiener U-Bahnlinie 2 über die Bühne geht. Die Zeit drängt, schließlich reiten Mitte 2008 Fußballfans aus ganz Europa ein, denen man den Stadionbesuch per Straßenbahn nicht zumuten will. Bis dahin soll der Abschnitt zwischen der Station Schottenring und Ernst-Happel-Stadion in Betrieb gehen. Im Moment sieht es aber ganz danach aus, dass der Wunsch der Wiener Stadtväter gehörig ins Wanken kommen könnte. Die Pannen rund um die einzelnen Baulose häufen sich. Am gravierendsten sticht im Moment das Baulos U2/2 hervor. Finden die Wiener Linien nicht bald eine Lösung, droht der ausführenden Arge bestehend aus den Firmen östu Stettin, Wayss & Freytag und G. Hinteregger die Einstellung des Tunnelvortriebs. Zwei Hauseigentümer wollen der Stadt partout nicht erlauben, unter ihrer Liegenschaft einen U-Bahn-Tunnel zu graben. Das Haus Obere Donaustraße 61 spielt bei der Verlängerung der U2 eine besondere Rolle. Gleich zwei Bauabschnitte sind von der Liegenschaft betroffen. Im Baulos U2/1 hatten die Wiener Linien nämlich geplant, in und unter diesem Gebäude U-Bahn-Ausgänge zu installieren. Das Baulos U2/2 sollte die Liegenschaft untertunneln, um den Anschluss an das Baulos 1 herzustellen. Der Eigentümer, die Consentia City Bau GesmbH mit Sitz in Wien 18, erkannte die strategische Position des Gebäudes und forderte dem Vernehmen nach etwa neun Millionen Euro als Ablöse für den von der Zeit deutlich geprägten Altbau. Eine Summe, die der bei den Wiener Linien für das Baulos 1 zuständige Werner Wolf mit »in etwa« bestätigt.
Der Ankauf scheiterte, weil die U-Bahn auch so schon teuer genug wird. Die Folge war eine änderung der Pläne durch den Bauherrn. In einem Bescheid der Wiener Landesregierung vom 6. September 2005 sind die änderungen nachzulesen. Der für den Aufgang notwendige Schacht wird nicht unter dem Haus, sondern davor errichtet. Dies wirkt sich nicht unwesentlich auf den Verlauf der stark befahrenen Straße aus: Sie wird um zirka fünf Meter in Richtung Donaukanal verschwenkt. Die im Moment baubedingte Kurve bleibt also in abgeschwächter Form auch künftig erhalten. Zusätzlich muss die Vorkaimauer des Donaukanals auf einer Länge von 36 Metern um 2,5 bis drei Meter in Richtung Donaukanal versetzt werden. Um die Arbeiten über die Bühne zu bringen, muss die Donaustraße mehrmals provisorisch verlegt werden. Wie sich all das auf die Kosten auswirkt, mag Wolf freilich nicht beziffern. Mehr wird es auf jeden Fall. »Wir wollten hier schon vor zwei Jahren bauen, später bauen ist teurer, die Mehrkosten sind aber bislang nicht eruiert«, erklärt er. Was auch ein Ding der Unmöglichkeit ist, schließlich lastet auf den Wiener Linien durch den Verzug ein erheblicher Termindruck, der das Bauen nicht verbilligt. Kenner des U-Bahn-Baus meinen, dass der ursprünglich auf 700 Millionen Euro veranschlagte Abschnitt zwischen Schottenring und Ernst-Happel-Stadion um bis zu einem Drittel teurer werden könnte.

back to top