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Leichtes Lernen

Die reine Berieselung mit Inhalten kann nicht das Ziel beim E-Learning sein - Interaktion und Fragestellungen bringen den Lernerfolg. E-Learning und Blended Learning sind die neuen Schlagworte in der Weiterbildung. Wie elektronisch unterstützte Kurse die Art des Lernens revolutionieren.

Das Internet und die elektronischen Medien wurden als praktische Hilfsmittel bereits für die unterschiedlichsten Lebensbereiche entdeckt. Nicht nur Banküberweisungen, das bequeme Einkaufen im Webshop und ein Großteil unserer Kommunikation wären heute ohne Werkzeugkasten Informationstechnologie undenkbar. Auch der Bildungsbereich wird von der IT-Welle erfasst. Mittlerweile ist in jeder Volksschulklasse mindestens ein Stand-PC mit Internetverbindung zu finden, und Schüler, die keine Laptopklassen im Gymnasium besuchen, gelten als Exoten. Das Lernen am Computer zieht sich bis in die Unternehmen hinein. Ähnlich dem E-Commerce-Hype vor zehn Jahren will nun das nächste Modewort mit vorangestelltem »E« den Markt erobern. E-Learning: Das ist eine neue Form des Lernens, die den eingeschlagenen Weg zur Wissensgesellschaft gleichsam unterstützt wie prägt.

E-Learning ist die Verschmelzung von Ausbildung mit elektronischen Medien – dem Internet oder den Unternehmensnetzwerken, den Intranets. Zur Erstellung der Lerninhalte kursieren Dutzende Autorenwerkzeuge am Markt. Die Lernumgebung wird dabei meist einfach im Webbrowser wiedergegeben. Ob nun ein Kurs zum Energiesparen im Haushalt oder die jüngste Vorstellung einer neuen Produktreihe für die Kollegen im Unternehmen – die webunterstützten Kurse haben mehrere Vorteile. So dürfen Lehrende und Lernende räumlich und zeitlich getrennt sein, die Kursinhalte sind vernetzt und können interaktiv abgerufen werden.

Michael Repnik. 'LearnChamp' schneidet Lerninhalte auf Unternehmensbedarf zu.Neben den Kosteneinsparungen bei dem Wegfall von Reise- und Arbeitszeiten ist ein weiterer Vorteil die Fähigkeit der Anpassung an die Lerngeschwindigkeit des Einzelnen. Dennoch hat auch die Branche ihre Lehren zu diesem Bildungsmarkt ziehen können. »Vor Jahren hatte man noch geglaubt, dass E-Learning alles ersetzen wird. Dann gab es einen radikalen Schwenk zum Blended Learning. Heute weiß man, dass beides okay ist – abhängig von der Zielsetzung und der Zielgruppe«, weiß Michael Repnik. Der Geschäftsführer des E-Learning-Spezialisten LearnChamp rät Unternehmen, sich genau zu überlegen, welche Mitarbeiter mit der Bildungsmaßnahme angesprochen werden sollen.

»Bestimmte Themen wie etwa ein Informations-Update zu Produkten können für die Servicemannschaft rein am Bildschirm abgewickelt werden«, erklärt Repnik. Komplexe und persönliche Bereiche wie Seminare zu Verhaltensänderungen oder Verkaufserfolg wären online dagegen zum Scheitern verurteilt. Oft ist die richtige Mischung angesagt – etwa mit regelmäßigen, persönlich abgehaltenen Veranstaltungen, in denen die Studiosi das Lehrpersonal zu Gesicht bekommen. Doch kann das gemischte Blended Learning dank Videokonferenzlösungen mittlerweile auch völlig über die Datenleitung geboten werden. Trotz der erzielten Zeitersparnis haben die Teilnehmer den wichtigen Sichtkontakt zueinander – eine geniale Kombination.

Stephan Sticher. 'bit schulungscenter' ist mit Blended Learning am Markt erfolgreich.Richtige Mischung
Auch die Grazer bit media schwört auf Blended Learning. Der heimische Marktführer in Sachen E-Learning setzt beim Europäischen Computerführerschein (ECDL) oder Sprach-, Wirtschafts- und Managementtraining auf das flexible Medium Internet. »Erfolgreiche Programme umfassen einen halben Tag pro Woche Präsenztraining vor Ort im Schulungscenter, während die reinen E-Learning-Inhalte die Vertiefung zuhause garantieren«, beschreibt bit-Eigentümer Stephan Sticher. Gerade bei Maßnahmen in Unternehmen sieht er die Notwendigkeit der personellen Begleitung durch die Bildungsmannschaft während der gesamten Laufzeit eines Projekts. »Es reicht nicht aus, die Lerninhalte nur ins Intranet zu stellen«, so Sticher. Im Präsenztraining könne ein Coach auf einzelne Fragen und Themen auf Wunsch detailliert eingehen. Beim E-Learning dagegen ist Selbstorganisation gefragt. Doch sind auch die technischen Möglichkeiten im Onlinelernen noch lange nicht ausgeschöpft. Da werken die Grazer beispielsweise an einer Lernplattform, die Hilfesuchenden einen Avatar zur Seite stellt. Anderswo wurde ein Klassenzimmer virtuell nachgebildet, um den Teilnehmern im Live-Training eine gemeinsame Lernumgebung zu suggerieren.

Unternehmen im Kurs
Offene Plattformen gewinnen vor allem im Geschäftsbereich »Enterprise Learning« derzeit an Bedeutung. Für das weltweit tätige deutsche Goethe Institut hat LearnChamp-Boss Repnik eine Lernplattform für rund 500.000 Anwender umgesetzt. Für die Österreichische Sparkassenakademie, eine Bildungsinstitution der Erste Bank und Sparkassen, wurde eine webbasierte Trainingslösung zum Thema Bausparen angefertigt. Die Zielgruppe der Schulung, Verkäufer in den Bankfilialen, kann sich dank E-Learning jetzt gezielt fortbilden, wann immer Zeit dafür übrig ist. Das elektronisch unterstützte Lernen sei auch eine Ressourcenfrage, argumentiert Repnik: »Wenn sie 10.000 Menschen innerhalb von drei Wochen etwas beibringen wollen, wird das nur online möglich sein.« Für das Management der Ersten wurde von LearnChamp ein Training für Mitarbeitergespräche konzipiert und entwickelt. Darin wurde den Teilnehmern Hintergrundwissen zu Kompetenzmodellen und Mitarbeiter-Recruiting bereitgestellt. Repnik baute am Ende des Kurses, der auch mit Videosequenzen durchsetzt ist, keinen klassischen Abschlusstest ein. Das erworbene Wissen darf vielmehr nach jedem Kapitel durch Fragen überprüft werden.

Mobiles Lernen

Der Begriff des lebenslangen Lernens ist heute keine Bedrohung mehr, sondern eine Chance für den Arbeitsmarkt. Die Werkzeuge dazu begleiten uns mittlerweile bis aufs Handy. Das mobile Lernen ist vor allem bei Führungskräften begehrt. Die Information wird dazu verkürzt aufbereitet und ist rasch, zu jeder Zeit und an jedem Ort verfügbar. Auch hier gilt: Reine Berieselung mit Inhalten torpediert jedes Erfolgsziel. Was zählt, sind Interaktion und Fragestellungen. Sie aktivieren die angesprochenen Themen nachhaltig bei den Nutzern.

Yocomo-Geschäftsführer Gerhard Gassler erschließt ein weiteres Lehrmittel: das Handy.Das Innsbrucker Startup Yocomo hat dazu eine Anwendung entwickelt, die jedes Mobiltelefon in einen mobilen Lerncomputer verwandelt. Der Lernstoff wird in Quiz- oder Multiple-Choice-Form aufbereitet. »Handys werden heute häufig genutzt, um freie Zeiten zu überbrücken. Gerade dann, wenn Menschen nach Ablenkung suchen, wirken Trainingseinheiten besonders nachhaltig«, erklärt Geschäftsführer Gerhard Gassler. Das wirtschaftliche Potenzial des Produktes ist hoch. Zwei der Investoren hinter dem jungen Unternehmen sind das Austrian Institute of Technology (AIT) und die Universität Innsbruck. Und der Erfolg gibt dem Yocomo-Team Recht: Die mobilen Trainingseinheiten sind stets eine wirkungsvolle Ergänzung zu klassisch abgehaltenen Kursen in Seminaren. »Auf dem Weg nach Hause, in der Bahn oder im Bus werden die Inhalte dann am Handy wiederholt und vertieft«, erlebt Gassler zumeist überdurchschnittlich motivierte Nutzer. Denn das leichte Lernen ist überall möglich – auch an besonders stillen Örtchen.

Last modified onDonnerstag, 15 Juli 2010 01:52
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