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Mut kann man lernen

Mut kann man nicht kaufen, heißt es. Aber man kann lernen, mutig zu sein. Davon ist Lebensberater und Coach Kai Hoffmann überzeugt – und steigt mit seinen Klienten regelmäßig in den Boxring.

(+) plus: Herr Hoffmann, ist es für einen Lebensberater nicht ein etwas ungewöhnlicher Zugang, mit den Klienten ausgerechnet in einen Boxring zu steigen?
Kai Hoffmann: Überhaupt nicht. Ich bin seit über 30 Jahren passionierter Amateur-Boxer und daher weiß ich, dass sich das Boxen gut als Medium eignet, um Menschen Denk- und Verhaltensmuster bewusst zu machen, die sie auch sonst im Leben zeigen.

(+) plus: Reizt nicht zuweilen auch die Aussicht, einem Manager mal richtig eins auf die Nase zu geben?
Hoffmann (lachend): Das ist zumindest nicht mein Hauptmotiv. Ich liefere den Managern eher schlagkräftige Anstöße zur Selbstreflexion und Impulse, sich weiter zu entwickeln.

(+) plus: Wann juckt es Sie besonders, mal fester zuzuschlagen?
Hoffmann: Da muss ich nachdenken. Vermutlich, wenn mir ein noch relativ unerfahrener Jungmanager gegenübersteht, der mit dem Habitus auftritt: Ich kann und weiß schon alles. Ich bin der Größte.

(+) plus: Dann verpassen Sie ihm einen Kinnhaken?
Hoffmann: Nein, aber ich vermittle ihm schon: »Pass auf, du bewegt dich auf einem dir unbekannten Terrain und kennst deine persönlichen Grenzen nicht. Und wenn du nicht aufpasst, dann ...«.

(+) plus: Was können angehende Unternehmensführer daraus lernen?
Hoffmann: Viel, wenn man mit ihnen das Verhalten im Ring reflektiert.

(+) plus: Was konkret?
Hoffmann: Auch im Berufsalltag müssen sich Manager oft auf unbekanntes Terrain begeben, wenn sie ihr Unternehmen voranbringen möchten. Dann ist es zwar nötig, mutig Veränderungen anzugehen. Wer aber wage- oder übermutig wird und die Sicherung vergisst, liegt schnell am Boden.

(+) plus: Könnten Sie solche Erkenntnisse nicht auch vermitteln, wenn Sie mit ihnen ihr Alltagsverhalten analysieren?
Hoffmann: Ja, aber oftmals schwieriger.

(+) plus: Inwiefern schwieriger?
Hoffmann: Viele würden dann eine Verteidigungshaltung einnehmen oder mir erst einmal etwas vorspielen. Schließlich geht es um ihre Persönlichkeit. Anders ist dies, wenn ich mit ihnen zunächst ihr Verhalten im Boxring analysiere und dann frage: Sehen Sie Parallelen zu Ihrem Verhalten im Arbeitsalltag? Hinzu kommt: Im Ring geht es vor allem emotional zu. Da zeigen sich die charakterlichen Eigenschaften eines Menschen viel authentischer und unmittelbarer als beim bloßem Nachdenken und Reden.

(+) plus: Das Boxen dient also als Instrument zur Selbsterkenntnis und -reflexion?
Hoffmann: Ja. Andere Coaches nutzen hierfür das Bergsteigen oder Wildwasserfahren, ich das Boxen.

(+) plus: Welche Vorzüge hat das Boxen?
Hoffmann: Unter anderem, dass man hierfür weder weit reisen muss noch ein aufwendiges Equipment braucht. Und zwei Menschen stehen sich Auge in Auge gegenüber.Auch im Führungsalltag habe ich es stets mit Menschen mit unterschiedlichen Interessen und Verhaltensmustern zu tun, auf die es sich einzustellen gilt. Und auch im Führungsalltag ist es zuweilen schmerzhaft, zu spüren, wie man an seine Grenzen stößt und Mitarbeiter einem zum Beispiel signalisieren: »Chef, so nicht!«. Umgekehrt erfordert es vielfach Mut, auf Mitarbeiter zuzugehen und ihnen zu sagen »Herr Maier, ich erwarte von Ihnen, dass ...«.

(+) plus: In Ihrem neuen Buch schreiben Sie, Mutigsein kann man wie das Fahrradfahren lernen.
Hoffmann: Ja, denn es kostet meist Überwindung, neue Herausforderungen anzugehen. Wenn man sich ihnen aber bewusst stellt, dann gewinnt man nicht nur mehr Selbstbewusstsein, sondern auch eine gewisse Routine. Mut macht eben Mut zu noch mehr Mut. Und das erleichtert es uns, unser Leben aktiver in die Hand zu nehmen.

(+) plus: Sie sind ein Fan von Muhammad Ali. Zumindest haben Sie ihm Ihr Buch gewidmet. Warum?
Hoffmann: Weil er wie Henry Maske ein intelligenter Boxer war, der seine Kämpfe strategisch und taktisch klug gestaltete. Ali hat das Boxen praktisch zur Lebensphilosophie erhoben.

(+) plus: War er nicht in erster Linie ein Großmaul, zumindest während seiner Zeit als Boxer?
Hoffmann: Nein, sehr selbstbewusst zwar, aber kein Großmaul. Ein Großmaul lässt seinen Worten keine Taten folgen. Das tat Muhammad Ali jedoch.

(+) plus: Inwiefern?
Hoffmann: Er hat in seinem Leben persönliche Ziele und diese verfolgte er konsequent. Er wollte zum Beispiel der größte Boxer aller Zeiten werden, und er wurde es. Auch sein Übertritt zum islamischen Glauben brachte ihm in den USA viele Feinde ein. Doch er blieb sich und seinen Zielen treu. Genau diese Dinge trugen, wie sein Umgang mit seiner Parkinson-Erkrankung, dazu bei, dass er noch heute für viele Menschen der Champion aller Zeiten ist – auch für mich.

(+) plus: Sie respektieren also, dass Muhammad Ali trotz aller Widerstände seinen Idealen treu blieb?
Hoffmann: Ja, denn dies ist für mich eine Grundvoraussetzung, um ein er-fülltes statt nur gefülltes Leben zu führen.

Last modified onDienstag, 19 Januar 2010 12:19
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