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LNG-Tanker als flexible Pipelines

Die Nachfrage steigt: Seit 1990 ist der Handel mit verflüssigtem Erdgas (Liquefied Natural Gas, LNG) von 52 Millionen Tonnen auf 82 Millionen Tonnen gestiegen. Stefan Judisch, Chef der RWE Trading, erläutert den Hintergrund: "LNG ist in den letzten zehn Jahren um rund 35 Prozent billiger geworden." Andererseits könnten die für den Transport geeigneten Tankschiffe zunehmend auch kurzfristig gechartert werden. Der Tanker werden zur "flexiblen Pipeline, die ich immer da hin dirigiere, wo ich grade den besten Preis erziele." Judisch geht davon aus, dass sich deshalb innerhalb der kommenden zehn Jahre ein weltweit einheitlicher Gaspreis entwickeln wird. In diesem Zusammenhang würden auch Handelsdrehscheiben für Erdgas (Gashubs) an Bedeutung gewinnen, so der Chef des italienischen Energieriesen ENI, Gian Maria Gros-Pietro, zum Report: "Wenn es uns gelingt, LNG noch ein wenig billiger zu Gashubs wie Zeebrugge zu bringen, steigert das die Attraktivität des Marktes enorm. Dann ist auch der immer wieder diskutierte vom ölpreis unabhängige Gaspreis möglich. Denn im Gasgeschäft verkaufen wir ja hauptsächlich die Transportleistung und erst in zweiter Linie die Energie." Michael Mohnhaupt, Gasexperte von Accenture, hält überlegungen wie diese für durchaus zielführend. Seien LNG-Tankerkapazitäten früher durch Langfristverträge nach Art der Take-or-Pay-Vereinbarungen auf Jahre bis Jahrzehnte blockiert gewesen, gebe es jetzt immer mehr "Spotmarkttanker". Diese könnte auf etwa ein Jahr gechartert werden. Das erhöhe die Flexibilität der Händler. Die Nutzung von Preisunterschieden werde weltweit möglich: "Was sich an der US-Gasdrehscheibe Henry Hub abspielt, kann dann durchaus seine Auswirkungen auf den europäischen Markt haben."
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