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Ein Bild des Jammers

österreichs Architekten bieten der interessierten öffentlichkeit ein Bild des Jammers: ein zerstrittener Haufen, der sich in Zeiten rückläufiger Baukonjunktur um die weniger werdenden Aufträge und die immer schmaler werdenden Honorare prügelt wie verhungernde Wölfe um die letzte Beute. Alternde Architektur-Popstars, die es nicht verwinden können, wenn ihnen bei Gestaltungswettbewerben jüngere Kollegen vorgezogen werden, verbessern das Image der Baukünstler auch nicht gerade.
Dass die öffentliche Hand ihre Verantwortung nicht wahrnimmt und diese Wettbewerbe ohne Respekt vor der Arbeit der Architekten schludrig und ohne Transparenz durchzieht, leistet dem Bild von Freunderlwirtschaft und Gemauschel noch Vorschub.
Die Kammer der Architekten und Ingenieure versinkt in Fraktionskämpfen und Bürokratie und ist nicht in der Lage, ihre (Zwangs-) Mitglieder gegen ihren immer schlechter werdenden Ruf zu verteidigen.

Beispiel Gebührenordnung: Immer ungenierter setzt die öffentliche Hand die Architekten unter Druck, ihre Honorarforderungen mit entsprechenden Nachlässen nach unten zu korrigieren, was immer mehr von ihnen in die Insolvenz treibt. Was tut die Kammer? Sie klagt ihre eigenen Mitglieder, wenn die diesem Druck nachgeben und weit unterhalb der Gebührenordnung anbieten, deren Aufhebung sie selbst betrieben hat, anstatt den Auftraggebern auf die Finger zu klopfen.
Dass die neu gewählte Kammerführung an dieser verfahrenen Situation etwas ändert, darf leise bezweifelt werden. Um eingefahrene Wege zu verlassen, braucht es neue Strukturen, die den verzopften Kammeralismus von unten aufrollen. Gruppen wie der Interessensgemeinschaft Architektur ist zu wünschen, dass sie es schaffen, das Bild der Architekten als untereinander zerstrittenem Haufen, den man mit ein paar Brosamen abspeisen kann, zu korrigieren. Sonst wird ihnen auch noch der letzte Rest der Beute vor der Nase weggeschnappt.


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