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"Warum Österreich auf DAB+ nicht verzichten kann"

Gernot Fischer ist Geschäftsführer Digitalradio Österreich und des Senders Radio Technikum. Gernot Fischer ist Geschäftsführer Digitalradio Österreich und des Senders Radio Technikum. Foto: FEEI

Gernot Fischer, Geschäftsführer Digitalradio Österreich und des technisch-naturwissenschaftlichen Senders Radio Technikum, über die Zukunft des Hörfunks.

Die Digitalisierung des Hörfunks in Österreich hat begonnen. Nach jahrelangem Abwägen der medienpolitischen Für und Wider, besonders aus Rücksicht auf die bestehenden UKW-Veranstalter, wird der europäische Trend nun auch hierzulande umgesetzt. Der Pilotbetrieb läuft derzeit im Großraum Wien und übertrifft technisch alle Erwartungen in Bezug auf Wellenausbreitung und Audioqualität.

Der wesentliche Vorteil des digitalen Rundfunkstandards DAB+ liegt darin, dass sich viele Programmveranstalter ein gemeinsames Sendernetz teilen können, da die einzelnen Studiosignale über einen Multiplexer in ein gemeinsames Signal zusammengefasst werden und dieses dann über ein Netz an Großsendeanlagen ausgestrahlt wird. Daher ist Digitalbroadcast aus ökonomischen und ökologischen Überlegungen ein Gebot unserer Zeit: weniger Sendeanlagen benötigen nur einen Bruchteil der Energie. Die Ausstrahlungskosten eines Programmes reduzieren sich damit auf ein Sechstel bis ein Zehntel der UKW-Kosten.

Das Ende der Frequenzknappheit durch DAB+ bringt dem Hörer eine deutlich höhere Programmvielfalt mit neuen Spartenkanälen und interessanten digitalen Zusatzdiensten. Die rauschfreie, von Artefakten verschonte Audioqualität überzeugt auch audiophile Hörer sofort – ein Genuss, der vor allem bei Autofahrten bemerkbar wird. Da DAB+ auch über ein Gleichwellennetz betrieben wird, entfällt ein Nachstellen von Frequenzen. Das Auswählen eines Programmes erfolgt ausschließlich über den Programmnamen.

Zusatzdienste, also Text- oder Bildinformationen, die programmbegleitend oder programmunabhängig dem digitalen Datenstrom angeheftet werden, liefern nicht nur Liedinformationen wie Titel und Interpret, sondern auch CD-Cover etc. Hybride Endgeräte, die zusätzlich über einen Internetzugang verfügen, ermöglichen interaktives Radio, womit Umfragen des Senders direkt über das Gerät beantwortet werden oder mit Votings zu Musiktiteln die Playlisten beeinflusst werden können. Der Programmveranstalter kann damit auf seine Hörerbedürfnisse ad hoc reagieren. „Journaline“ – am besten beschrieben als der Teletext für das Radio – liefert strukturierte umfangreiche Textinformationen aufs Radiodisplay und kann sogar mit Internetquellen verlinkt werden.

Einen sehr mächtigen Datendienst stellt der neue Verkehrsinformationsstandard TPEG dar. Damit können vielfältigste multimodale und geocodierte Informationen zur Straßen- und Verkehrssituation zielgerichtet und rasch ausgestrahlt werden. Nicht nur Gefahren- und Staumeldungen werden übermittelt: es können Fahrpläne der öffentlichen Verkehrsmittel, freie Parkplätze in Parkhäusern, die nächste freie Stromtankstelle oder Wettersituationen in die Routenberechnung von Navigationsgeräten mit einbezogen werden. Digitaler Broadcast kennt keine belegten Netze wie der Mobilfunk, wodurch beliebig viele Benutzer, oder in diesem Fall Navigationsgeräte und Fahrzeuge, erreicht werden können. Dieser Vorteil kann sich in sicherheitskritischen Situationen lebensrettend auswirken.

Emergency Warning Functionality ist eine DAB+ Zivilschutzanwendung. Man kann sich das vereinfacht als Sirenendienst über das Radio vorstellen. Dabei werden im Falle einer Katastrophe über ein Announcementsignal Radiogeräte automatisch aktiviert, die dies optisch und akustisch signalisieren. Dabei können mehrsprachige Infokanäle für Durchsagen genutzt werden, die auch mit entsprechenden Texthinweisen am Display unterstützt werden.

Mehr zum Thema unter www.digitalradio-oesterreich.com

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