Zündende Idee beim Kaffee
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Einige sind bereits in der neuen Arbeitswelt angekommen. Für andere sind flexible
Arbeitsweisen immer noch ein Tabu.
Meine Tochter ist mit ihren acht Monaten eine begeisterte iPad-Nutzerin. Sie ist zwar eine noch etwas grobmotorische Anwenderin, aber prinzipiell beeindruckt sie mich damit, dass sie genau weiß, was sie zu tun hat – etwa wie damit bunte Bilder und lustige Geräusche entstehen. Mich beeindruckt vor allem, wie natürlich sie mit dem Gerät umgeht. Neben meinem Vaterstolz, der sich natürlich sofort ausgeprägt einstellte, wurde ich aber auch nachdenklich. Ich habe mich gefragt, wie denn in Zukunft unsere Arbeitswelt aussehen wird, welcher Wandel noch durchlaufen wird und vor allem, wann dieser Wandel beginnt. Oder hat er bereits begonnen?
Gemäß einer Studie des IMC Krems sind bereits heute 28 % der arbeitenden Bevölkerung in Österreich sogenannte Digital Natives: Personen, die nach 1980 geboren sind – also zu einer Zeit, in der bereits digitale Technologien wie Computer, das Internet, Mobiltelefone und MP3s verfügbar waren. Diese Leute, die Computer & Co bereits mit der Muttermilch aufgesogen haben, stellen wohl andere Anforderungen an das Arbeitsleben als ältere Kollegen. Zum Beispiel werden sie wohl darauf bestehen, ihre Arbeit auf eigenen Geräten auszuführen, die ihrem Lifestyle, ihrer Arbeitsweise besser entsprechen als jene, die von der IT-Abteilung ihrer Firma zur Verfügung gestellt werden. Dies wächst sich aus Sicht der IT-Abteilung zu einem bunten Haufen verschiedener Gerätschaften aus, die natürlich gewartet, gesichert und in die Firewall angepasst werden wollen.
Diese Herausforderung für die IT wird auch augenscheinlich, da Digital Natives den Begriff »Arbeit« nicht zwingend mit »in der Firma« gleichsetzen. Dies ist eine Vorgehensweise, die übrigens auch von älteren Arbeitnehmern immer mehr als überaus positiv gesehen und angewendet wird. Dass IT-Firmen ihre Produkte ausschließlich für Unternehmen entwickelten, mit klar und streng definierten Prozessen und Arbeitsabläufen, ist längst passee. Mittlerweile finden sich passende Infrastrukturen nicht mehr nur im Büro. Eine Studie von Bitkom aus dem Jahr 2010 verrät, dass 37 % der Arbeitnehmer einige Tage pro Woche daheim arbeiten wollen und bereits 57 % sich flexiblere Arbeitsbedingungen wünschen.
Sobald wir größere Flexibilität in der Bestimmung unseres Arbeitsortes und unserer Arbeitszeit gewinnen, verändert sich sofort die Art unserer Kommunikation untereinander und wie wir zusammenarbeiten. Viele Pendler schätzen die Qualität und Ruhe der morgendlichen Zugfahrt in die Arbeit und wandeln tote in produktive Zeit um. Natürlich können sie nicht damit rechnen, dass E-Mails, die um 6 Uhr morgens abgeschickt werden, sofort beantwortet werden. Dieser Zeitslot eignet sich besonders für Dinge, die keinen sofortigen Input von anderen Personen benötigen, wo es oft sogar von Vorteil ist, niemand anderen um sich zu haben.
Andere wiederum schreiben ihre Konzepte und E-Mails lieber vom Garten oder der Parkbank aus, anstatt im Büro zu sitzen und wehmütig durchs sonnendurchflutete Fenster zu blicken. Auch zu Hause in gewohnter Atmosphäre und vielleicht im gemütlichen Jogginganzug entstehen oft Arbeiten von Topqualität, die im Büroumfeld nur schwer möglich gewesen wären.
Während manche bereits in dieser »new world of work« angekommen sind, ist es für andere noch ein Tabu, sich solche Arbeitsweisen zu erlauben. Denn obwohl »mobile working« ein gängiger Begriff in den meisten Unternehmen ist, wird es dennoch oft als ein Privileg angesehen, um das man den Vorgesetzten untertänig bitten muss. Häufig leidet es unter dem Stigma zweitklassiger Arbeit, begleitet von dem unguten Gefühl, ertappt worden zu sein, wenn man am Naschmarkt beim zweiten Caffè latte gerade eine zündende Idee zu Papier bringt und einem ein Kollege über den Weg läuft.
Es geht also nicht nur darum, dass sich Unternehmen auf diese neuen Anforderungen einstellen, dass IT-Abteilungen die notwendigen Informationen für Arbeitnehmer auf relevanten Kanälen bearbeiten und bereitstellen können, sondern auch um die leider oft stiefmütterlich behandelte Kulturfrage, in der mobile working von spitzen Zungen im eigenen Kollegium als Alias für »Shoppingtour« und »verlängertes Wochenende« verwendet wird.
Kurz zusammengefasst: Es sind die Schlüsselbegriffe People, Place und Technology, die die Welt des Arbeitens von morgen prägen werden und die wir heute genau kennen und berücksichtigen müssen, um gut im Morgen anzukommen.
> Thomas Schmutzer ist Geschäftsführer der HMP Beratungs GmbH und ist auf Unternehmensberatung mit Fokus auf Kommunikation, Organisation, Prozesse und Technologie spezialisiert.