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Immer flüssig, oder?

Umsatzrückgänge und verschärfte Rahmenbedingungen für Kredite sind noch immer spürbare Nachwirkungen der Wirtschaftskrise. Liquidität ist oberstes Gebot, um im Wettbewerb bestehen zu können. Mit Leasing, Factoring und straffer Finanzplanung können sich Unternehmen eine gute Startposition sichern.

Unternehmer waren im vergangenen Jahr gut beraten, unnötigen Ballast abzuwerfen. Wer nicht schon bisher auf eine schmale Kostenstruktur Wert gelegt hat, musste das spätestens jetzt tun, da die Krise in nahezu allen Branchen spürbar wurde. Veraltete Lagerbestände, Leerläufe in der Produktion, ungünstige Einkaufskonditionen, unrentable Produkte, hoher Personalstand – Potenzial zur Einsparung und Optimierung gibt es in jedem Unternehmen zur Genüge.

Dazu kommt, dass Banken inzwischen detaillierte Finanzpläne und Kennzahlen erwarten, auch wenn es nicht um ein neues Darlehen, sondern nur um die Streckung oder Aufstockung bestehender Verbindlichkeiten geht. An diesen Anforderungen scheitern viele kleine und mittlere Unternehmen, deren Betriebssoftware gerade mal Excel-Tabellen auswirft. Die verlangten Auswertungen sprengen schlicht den Rahmen der Möglichkeiten. Sind durch Basel II die Zügel bei der Kreditvergabe ohnehin straff gespannt, bewegt sich ohne belegbare Zukunftsperspektiven gar nichts mehr. Beeindruckende Umsatzzahlen von gestern sind zwar schön, viel mehr interessiert die Geldinstitute aber die Position im Branchenumfeld und ob das Unternehmen seine Hausaufgaben gemacht hat.

Auf dem Prüfstand
Die Investition in eine moderne Business-Software ist dabei nicht zwingend notwendig. Neben der Wirtschaftskammer und Unternehmensberatern bieten inzwischen auch einige Banken entsprechende Servicepakete an. Vor einer kritischen Durchleuchtung der finanziellen Ist-Situation sollte man nicht zurückschrecken. Auch bei der Erstellung der Kosten-Nutzen-Rechnung ist Ehrlichkeit gefragt – die Betreuung durch einen professionellen Berater kann hilfreich sein.

Beim kostenlosen WorkingCapitalCheck der Bank Austria können Unternehmen alle Forderungen, Verbindlichkeiten und das Lagermanagement ohne teure Controllingprogramme prüfen lassen. Der Firmenkundenbetreuer spielt mögliche Szenarien durch und zeigt deren Auswirkungen auf die wichtigsten Unternehmenskennzahlen. Schließlich stellt er Instrumente zur Optimierung von Liquidität und Rentabilität des Betriebes vor. Gemeinsam mit dem Kunden werden individuelle Lösungsansätze erarbeitet, um künftig Liquiditätsengpässe zu vermeiden. »Als wesentliche Stellgrößen dienen das Debitorenziel, das Kreditorenziel, die Lagerdauer und die Umschlaghäufigkeit der Erzeugnisse«, erklärt Martin Frank, Ressortleiter Firmenkunden und Öffentliche Hand in der UniCredit Bank Austria. »Auftragsrückgänge waren ja im vergangenen Jahr leider nichts Ungewöhnliches. Durch unseren Stress-Simulator ist es nun möglich, die Auswirkungen von Auftrags- oder Preiseinbrüchen auf Liquidität und Rentabilität des Unternehmens vorab zu prüfen.«

Gute Zahlungsmoral
Zahlungsfähig zu bleiben, ist in der gegenwärtigen Wirtschaftssituation essentiell. Trotzdem unterziehen laut einer Studie des Marktforschungsinstituts GfK rund ein Viertel der befragten Betriebe – Jahresumsatz: mehr als drei Millionen Euro – ihre Liquidität selten oder gar nicht einer Prüfung. Zahlungsverzögerungen wichtiger Kunden können für KMU dann schon fatale Folgen haben. Eine wesentliche Option zur Verbesserung der Liquidität ist deshalb Factoring, das in Österreich noch immer mit einem negativen Image behaftet ist. Zwar hat sich die Zahlungsmoral der Unternehmen laut Kreditschutzverband 1870 (KSV) im Vorjahr trotz Krise sogar gebessert. Bei genauerer Betrachtung relativiert sich aber das Ergebnis der Trendstudie. Jene Firmen, die zahlen, begleichen ihre Rechnungen drei bis sieben Tage früher als im Vergleich zu 2008, im Schnitt nach 32 Tagen. »Es gibt hier sehr starke Unterschiede nach Branchen. Auf Geld von der öffentlichen Hand wartet man meist lange. Große Unternehmen, vor allem Handelsketten wie Rewe oder Media-Markt, zahlen schnell, weil sie den Skonto nützen wollen – davon haben aber die Lieferanten nichts«, sagt Gerhard Prenner, Vorstand der Raiffeisen Factor Bank.

Beunruhigend sind auch die Totalausfälle: »Stammkunden, die Aufträge nicht mehr verlängern, kündigen oder zu anderen Anbietern wechseln«, sagt KSV-Vorstand Johannes Nejedlik – oder eben Unternehmen, die selbst zahlungsunfähig werden. Um mehr Sicherheit bei den Zahlungseingängen zu bekommen, hat ein Viertel der Unternehmen die Zahlungskonditionen der Kunden auf Vorauszahlung, Nachnahme und Barzahlung umgestellt.

Schnelles Geld
Factoring ist bereits für fast ein Drittel der Klein- und Mittelbetriebe ein Thema. »Trotzdem stehen wir noch vor einer missionarischen Aufgabe«, meint Prenner. Trotz durchwegs zweistelliger Zuwachsraten in den vergangenen Jahren steckt Factoring hierzulande noch in den Kinderschuhen. Mit zwei Prozent Anteil am BIP liegt Österreich weit unter dem europäischen Durchschnitt von sechs Prozent.

Das Prinzip ist bestechend einfach: Die offenen Forderungen aus Warenlieferungen und Dienstleistungen werden an eine Factor-Gesellschaft übertragen, die in der Folge die Zahlung vom Kunden eintreibt. Unabhängig vom Zahlungseingang erhält der Unternehmer sofort bis zu 80 Prozent der Bruttorechnungssumme als Vorschuss. Begleicht der Kunde die Rechnung, wird der Restbetrag überwiesen – abzüglich der vereinbarten Zinsen und Gebühren, die zwischen 0,2 und zwei Prozent liegen.

In Kombination mit effizientem Mahn- und Inkassowesen kann sich die Dauer der Außenstände um durchschnittlich 15 Prozent verkürzen. Und wer kann es sich schon leisten, seinen Kunden einen Gratiskredit zu gewähren? Aus Angst, Kunden zu vergraulen und Aufträge zu verlieren, tolerieren jedoch viele Unternehmer lange Außenstandszeiten und übernehmen praktisch die Funktion einer Bank – nur ohne Zinsen zu kassieren. Im Gegenzug fehlt dann oft die nötige Liquidität, um den eigenen Skontovorteil bei Lieferantenzahlungen geltend zu machen.

Factoring rechnet sich ab Umsätzen von 0,5 Millionen Euro und ist vor allem auch für expandierende Betriebe oder Unternehmen mit starken saisonalen Schwankungen interessant. KMU, deren Rechnungswesen nicht mehr auf dem modernsten Stand ist, profitieren zudem vom zusätzlichen Service-Angebot, mit dem auf Wunsch auch die Debitorenbuchhaltung übernommen wird. »Das klassische Full-Factoring wird allerdings nur noch von etwa 20 Prozent der Betriebe in Anspruch genommen. Für die Mehrzahl der Unternehmen ist das Inhouse-Factoring interessanter – wir bekommen nur die für uns relevanten Daten für die Bevorschussung der offenen Forderungen, alles andere bleibt beim Kunden«, sagt Raiffeisen-Factor-Vorstand Prenner.

Alles geleast
Eine weitere Möglichkeit, das Unternehmen liquid zu halten, ist die Finanzierung über Leasinggesellschaften. Wie Factoring wirkt sich auch Leasing schonend auf die Bilanz aus. Die Kennzahlen werden verbessert, das Rating des Unternehmen gehoben. Geleast kann praktisch alles werden – von Kopiergeräten über Produktionsanlagen oder Betriebsgebäude bis zum Fuhrpark.

Bei allen Leasingvarianten bleibt das Objekt während der gesamten Laufzeit Eigentum der Leasinggesellschaft. Am häufigsten wird die Restwert-Lösung gewählt. Dabei ist zu Beginn eine Depotzahlung (max. 50 Prozent des Kaufpreises) möglich, am Ende der Laufzeit kann das Objekt zum Restwert gekauft werden. Die Operating-Variante ist eine reine Mietform. Die monatlichen Raten sind höher, der Restwert bleibt unbestimmt. Um die Verwertung kümmert sich die Leasinggesellschaft.

Mit dem Leasingvertrag gibt es fast immer auch zusätzliche Service-Pakete. Beim Fuhrpark kann neben Wartung, Reifen und Reparaturabwicklung auch die gesamte Administration samt Abrechnung ausgelagert werden. Unternehmer sparen dadurch im Schnitt bis zu 15 Prozent der Fuhrparkkosten. Bei Immobilien übernimmt die Leasinggesellschaft die gesamte Bauaufsicht und Koordination der Baufirmen, bei Bedarf auch die Suche eines geeigneten Objekts und die Planung. Beim Leasing EDV- und IT-Anlagen sind Fachleute mit dem nötigen Know-how rasch zur Stelle, wenn es mal Probleme gibt. Ein weiterer Vorteil beim Leasing kurzlebiger Wirtschaftsgüter: Das Unternehmen bleibt immer auf dem modernsten Stand der Technik und damit konkurrenzfähig. Denn läuft der Vertrag aus, kann man das Gerät zum Restwert kaufen oder ein neues Gerät leasen.

Die Lust auf Leasing ist den Österreichern im Zuge der Wirtschaftskrise ein wenig vergangen. Vor allem das Neugeschäft bei den Nutzfahrzeugen und die Immobiliensparte schrumpften auf dem Leasingmarkt um 24 Prozent. Rudolf Fric, Präsident des österreichischen Leasingverbandes und Geschäftsführer der Bawag P.S.K. Leasing, rechnet heuer mit einem Anziehen des Marktes für 2011. »Dann wollen wir wieder an die Erfolgsjahre vor 2008 anschließen.« Die Bandbreite an Kooperationspartnern – Versicherungen, Autohäuser und Maschinenhandel – soll ausgebaut werden. Der Trend geht zu überregionalen Partnerschaften, die Leasinggesellschaft fungiert künftig als Abwicklungsplattform und Service-Provider.

 

Checkliste:

So halten Sie Ihr Unternehmen liquide:

1. Unternehmens-Check, um Einsparungspotenziale aufzuspüren

2. Kostenreduktion und Rationalisierung in allen aufgezeigten Bereichen

3. Lagerbestand minimieren

4. Bilanzkennzahlen und Branchenprognosen vorbereiten

5. Kredite aufstocken bzw. die Laufzeit strecken

6. Forderungen fristgerecht einmahnen oder an Factoring-Bank auslagern

7. Lieferantenskonti nutzen

8. längere Zahlungsziele aushandeln

9. Finanzierung neuer Investitionen über Leasing

10. Fuhrparkmanagement auslagern

11. Absicherung gegen steigende Rohstoffpreise, Zins- oder Währungsrisiko

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