Ideen machen Schule
- Written by Redaktion
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Das Schuljahr 2018/19 steht in Wien unter dem Motto »Jahr der Digitalen Bildung«. Die vielversprechenden Projekte könnten zu einem Motor für Innovation an den Schulen werden.
Ziel ist es, die Kompetenzen aller Wiener Schülerinnen und Schüler im Bereich Digitalisierung zu stärken und die Schulen für die Herausforderungen der technologischen Entwicklungen zukunftsfit zu machen. »Die Digitalisierung wird in unserem Alltag immer selbstverständlicher. Daher ist es notwendig zu signalisieren, dass digitale Bildung kein Bereich ist, in dem sich einige wenige Schulen spezialisieren, sondern dass eine Auseinandersetzung mit diesem Thema an allen Wiener Schulen erfolgt«, erklärten Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky und Bildungsdirektor Heinrich Himmer anlässlich der Eröffnung des »BildungsHub Wien«.
In den Räumlichkeiten des Stadtschulrats steht dieser öffentlich zugängliche Bereich für Ausstellungen, Kommunikation und Mediennutzung zur Verfügung. Parallel dazu werden alle digitalen Aktivitäten, Projekte und Good-Practice-Beispiele an den Schulen forciert und virtuell sichtbar gemacht. Eine eigens eingerichtete Plattform (www.dibiwi19.wien) bietet einen Überblick über alle Veranstaltungen, die bis November 2019 für Lehrende und SchülerInnen geboten werden. Hier sind auch umfangreiche Materialien für den Unterricht in praktisch allen Gegenständen, vielfach auch fächerübergreifend, abrufbar.
Die Bandbreite ist groß: Beispielsweise lernen die Kinder und Jugendlichen, abgestimmt auf ihre Schulstufe, die Hardware und Funktionsweise eines Computers kennen, analysieren Sportstatistiken oder stellen geschichtliche Ereignisse animiert dar.
Bild oben: Heinrich Himmer und Jürgen Czernohorszky (re.) eröffneten im Vorjahr den BildungsHub Wien.
Spielerischer Zugang
Inspirationen liefern auch Aktivitäten, die seit Oktober bereits an etlichen Schulen erfolgreich durchgeführt wurden. SchülerInnen des GRG3 Hagenmüllergasse bauten im Rahmen des technischen Werkunterrichts eine Hovercraft-Plattform, die via Smartphone fernsteuerbar ist. Die Idee dazu entstand in Zusammenarbeit mit dem Projekt »Schräge Roboter« der TU Wien. In der NMS Glasergasse läuft seit 2017 ein vom TGM begleitetes Projekt zur Implementierung von skript-gestütztem Programmieren und Robotik. Western Union steuerte zehn gebrauchte Laptops bei, der Verein Seed unterstützte logistisch und finanziell.
In den naturwissenschaftlichen Fächern der 4. Klasse wurde fortan eifrig geschraubt, gelötet und programmiert. Die selbst gebaute Roboterplattform auf Basis des Raspberry Pi kann mit einer Funktastatur bedient werden und lässt sich auch für Minecraft-Spiele und als Internetterminal nutzen. Außerdem stellen sich die SchülerInnen als Peer Coaches für Volksschulkinder zur Verfügung und vermittelten ihnen erste Erfahrungen mit Programmiersoftware. Im Sommersemester 2019 sollen in Kooperation mit dem Verein Youth Hackathon die Programmierkenntnisse der LehrerInnen und SchülerInnen weiter vertieft werden.
SchülerInnen der NMS Adolf-Loos-Gasse erstellten in einem dreitägigen Projekt sogenannte Mashup-Videos und konnten erste Erfahrungen mit Filmtechnik und Videoschnitt sammeln. Unterstützt durch Mitarbeiter des WienXtra Medienzentrums zogen die 13- und 14-Jährigen mit ihren Smartphones zu den vereinbarten Drehorten. Ihre Clips eröffneten interessante thematische Zugänge zu ihrer individuellen Lebenswelt. Durch die praktische Arbeit im gemeinsam genutzten Online-Speicher ergaben sich zudem Fragen zu Urheberrecht und Netiquette, die in offener Diskussion aufgegriffen und geklärt wurden. Engagierte LehrerInnen sind aufgerufen, ihre Ideen auf der Internet-Plattform zu präsentieren. Die kreativsten Projekte werden im Rahmen der Fachmesse Interpädagogica, die von 7. bis 9. November in Wien stattfindet, prämiert.
Medienkompetenz stärken
Eine Reihe von Weiterbildungsmöglichkeiten bieten externe Partner. Der spielerische Zugang räumt erfahrungsgemäß allfällige Berührungsängste rasch aus. So gibt es für Schulklassen die Möglichkeit, an einem Workshop im Future Learning Lab (FLL.wien) oder im »Education Innovation Studio« teilzunehmen. Dort werden Grundbegriffe in Programmiersprachen vermittelt und die Problemlösungskompetenz der SchülerInnen gestärkt. Mittels programmierbarer Lego-Systeme gewinnen die Kinder und Jugendlichen auf spielerische Weise erste Kenntnisse aus der Welt der Robotik.
Im Zoom Trickfilmstudio übersetzen SchülerInnen der 2. bis 8. Schulstufe ihre eigenen Geschichten in Bildsprache, entwerfen Storyboards und Figuren und produzieren und vertonen schließlich gemeinsam einen Trickfilm. Ganz nebenbei erwerben sie auf diese Weise wertvolle Medienkompetenz, die ihnen hilft, persönliche Erfahrungen und Gewohnheiten kritisch zu hinterfragen.
Die DigitalCity.Wien – eine gemeinsame Initiative der Stadt Wien und der hier ansässigen IT-Unternehmen – wartet ebenfalls mit einem Bildungsangebot für Schulen auf. Über eine Buchungsplattform können kostenlos IT-Experten zu bestimmten Themen oder Workshops angefragt werden, die dann in die Schule kommen und über digitale Themen wie Programmieren, Mediengestaltung oder Sicherheit im Netz informieren. Auch Ausflüge in Rechenzentren und andere interessante Einrichtungen sind möglich.
Das Projekt »PTS meets BS« geht bereits einen Schritt weiter und weist interessierten Jugendlichen einen konkreten Weg in die Arbeitswelt. Eine Kooperation der Polytechnischen Schule in Wien 15 mit der Berufsschule für Maschinen-, Fertigungstechnik und Elektronik in der Apollogasse in Wien 7 bietet den SchülerInnen die Möglichkeit, in die Welt der Metallverarbeitung und Elektronik einzutauchen. Sie lernen Arbeitsvorgänge kennen und erhalten Einblick in die Berufswelt quasi aus erster Hand, nämlich durch die BerufsschülerInnen, die von ihren Erfahrungen im Arbeitsalltag berichten. Mehrere SchülerInnen, die im Vorjahr an dem Projekt teilnahmen, entschieden sich anschließend für eine Lehrstelle im technischen Bereich. Aufgrund des großen Erfolges wird »PTS meets BS« in diesem Schuljahr auf andere Berufsfelder ausgeweitet.