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Digital und lebenswichtig

Das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur hat in den vergangenen Jahren Maßnahmen in der IT-Infrastruktur, E-Learning, und IT-Services für Schulen und Lehrer- und Lehrerinnenbildung gesetzt. Sektionschefin Heidrun Strohmeyer über neue Lehr- und Lernformen im Bildungsbereich.

Report: Frau Strohmeyer, wie steht es mit der IT-Ausstattung und IT-Nutzung an Österreichs Schulen? Welche Maßnahmen wurden dazu ergriffen? Was ist geplant?
Heidrun Strohmeyer: Eine Begleituntersuchung zur PISA-Studie »Are Students ready for a technology-rich world« stellt den österreichischen Schulen ein gutes Zeugnis in Bezug auf Aus­stattung, Einsatz im Unterricht, Nutzungsfrequenz und die Anwendungskompetenz aus. So nützt jeder zweite Schüler regelmäßig im Unterricht IT und auch die Aus­stattung mit durchschnittlich 5,5 Schülern und Schülerinnen pro PC ist gut. Studien belegen, dass Jugendliche, die Zugang zu Computern haben, im Schnitt auch höhere Leistungen erreichen. Das Unterrichtsministerium führt derzeit in Kooperation mit der Donau-Universität Krems eine Erhebung der IT-Infrastruktur an allen öffentlichen Schulen durch. Diese Erhebung wird genaue Daten bezüglich Ausstattung und Nutzung von Computern und Internet im Unterricht und auch in der schulischen Verwaltung liefern und Aufschlüsse für künftige Schwerpunkte bieten. Grundsätzlich ist es so, dass das Unterrichtsministerium durch den Abschluss von zentralen Abkommen oder Rahmenvereinbarungen mit Softwareanbietern oder Internetprovidern den Schulen kostengünstige Produkte und Internetanbindungen gewährleistet. Mit unserer Initiative »FutureLearning« sollen erfolgreiche Pilotversuche in breit angelegte Programme weiterentwickelt und die PC- und Internetnutzung an den Schulen weiter vorangetrieben werden.

Report: Welchen Strömungen sind die Lern- und Lehrmethoden selbst unterworfen? Was wird sich in den kommenden Jahren in den Klassen ändern?
Strohmeyer: Digitale Kompetenzen sind eine wichtige Voraussetzung für das lebens­begleitende Lernen und für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung geworden. Hier geht der Trend in Richtung Interaktivität. Mit FutureLearning setzen wir gezielt Schwerpunkte bei interaktiven Lern­arrangements und kollaborativen Wissensumgebungen. Diese modernen Arbeitsformen unter­stützen kreative Ideen und Lösungen. Auch der Ausbau zentraler Services für die Schulen ist ein vorrangiges Ziel: Lernplatt­formen und Gegenstandsportale bieten die Grundlage für individuelle Lernpfade und kollaborative Lernumgebungen und bauen Barrieren ab. Die IT liefert als Treiber und Motor für Innovationen wichtige Impulse für den Qualitätsentwicklungsprozess im Bildungs­wesen.

Report: Welche Erfahrungen wurden mit Vernetzungen, dem Internet und E-Learning-Projekten bereits gewonnen?
Strohmeyer: Bereits seit dem Jahr 2002 laufen an den österreichischen Schulen sehr erfolgreiche E-Learning-Inititiaven. E-Learning ist bereits alltägliche Praxis geworden. Mehr als 250 Schulstandorte haben sich zu zwei großen E-School-Netzwerken, nämlich dem eLSA-Projekt in der Sekundarstufe I, das E-Learning im Schulalltag beschreibt, und dem eLC-Projekt in der Sekundarstufe II zusammengeschlossen und vernetzt. Mit FutureLearning forcieren wir besonders Projekte, die die Individualisierung des Lernprozesses unterstützen. Mit der Lernplattform edu.moode steht allen Schulen eine virtuelle Wissens- und Kommunikations­umgebung als zentrales Service kostenfrei zur Verfügung, das bereits an 1.400 Schulen eingesetzt wird. Zu allen Unterrichtsgegenständen gibt es eigene Gegenstandsportale im Internet.

Im Sinne eines One-Stop-Shops können über den Bildungspool in einheitlicher und standardisierter Form Materialien abgerufen werden, mit dem Kulturpool werden im Frühjahr 2009 alle in den Museen und Galerien digitali­sierten Informationsobjekte den Schulen zur Verfügung gestellt werden. Im Rahmen der EU-Projekte Celebrate und Melt wurde ein Beispiel eines europäischen Aus­tauschsystems von Lernobjekten entwickelt. Ein neuer Aspekt, dem wir uns widmen, ist Gamebased Learning; in Kooperation mit der Donau-Universität Krems laufen derzeit einige Pilotprojekte in diesem Bereich. Lern-Communities, Wikis, Weblogs und E-Portfolios werden systematisch in den Unterricht eingeführt und pädagogisch genutzt. Die Schüler erhalten damit eine aktive Rolle in der Wissensgenerierung, der Lernprozess verändert sich. Lernen ist kein mechanischer Prozess, sondern entwickelt sich zu einem eigenverantwortlichen und individuellen Erwerb von Wissen und Fähigkeiten.

Das Lehrpersonal spielt bei dieser Entwicklung eine Schlüsselrolle. Daher ist die Weiterführung der Professionalisierung in der Lehrerbildung für die Zukunft ein wichtiger Schwerpunkt. Konzepte für eine E-Learning-Didaktik und Online-Akademien sollen erneuert und ausgebaut, die E-Government-Komponente verstärkt einbezogen werden. Der internationale EPICT-Führerschein trägt wesentlich zur Professionalisie­rung in der Lehrer- und Lehrerinnenbildung bei.

Report: Welche Trends sehen Sie in der IT-Infrastruktur im Bildungsbereich? Wofür braucht eine Schule Breitband?
Strohmeyer:
Breitbandanschlüsse unterstützen modernes Lernen und sind die Basis für web­basierte Anwendungen. Mit den Breitbandinitiativen EDUNet und ASNneu forciert das Unterrichtsministerium den Ausbau der Breitbandanschlüsse in allen Bundesländern. In Kooperation mit den Ländern werden zurzeit Breitband- und Supportservices aufgebaut. Alle globalen und lokalen Internetprovider sind eingeladen, über den Abschluss von Rahmenverträgen mit dem Unterrichtsministerium kostengünstige Anbindungen der Schulen an die jeweils regionalen Knoten umzusetzen.

Die im Serverbereich bereits etablierte Virtualisierungstechnologie erschließt immer mehr auch den Applikations- und Desktopbereich. Dies führt zu Trendumkehr, weg von fetten, autonomen Clients hin zu serverbasierten Anwendungen mit Thin Clients. Wir haben diese Entwicklung aufgegriffen und ein Pilotprojekt mit Netbooks gestartet. Weiters wird flexibles ortunabhängiges Lernen in der Zukunft ein wichtiger Aspekt sein. Daher forcieren wir Mobile-Learning-Initiativen und führen in Kooperation mit Joanneum Research ein Projekt durch, das PDAs und Handy als mobile Lerngeräte in den Mittelpunkt stellt.

Zur Person
Heidrun Strohmeyer ist Leiterin der Sektion V im BMUKK und verantwortet »Allgemeine pädagogische Angelegenheiten, Statistik und IT-Angelegenheiten sowie Erwachsenenbildung«. Beruflicher Werdegang: mehrjährige Tätigkeit in IKT-Unternehmen, Unterrichtstätigkeit als AHS-Lehrerin für Informatik. Ab 1992 im Unterrichtsministerium im Bereich IT tätig.

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