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Auf der Jagd nach Ideen

Chris Retinger ist Vertriebs- und Marketing-Direktor bei dem Elektronikkonzern Samsung und auf der intensiven Suche nach neuen Geschäftsmöglichkeiten.

Er ist nach Bangseob Choi ranghöchster Österreicher bei Samsung und hält mit einem eigenen Team Ausschau nach neuen Geschäftsfeldern und Produktpositionierungen. Seit Jänner 2009 leitet Branchenkenner Chris T. Retinger den Bereich »New Business Development« bei dem koreanischen Hersteller.

Report: Herr Retinger, wohin steuert das Geschäft am österreichischen Markt? Welche Trends wollen Sie im Verkauf aufgreifen?
Chris Retinger: In unserer übergeordneten Funktion über alle Produktsparten Samsungs wollen wir Synergien nutzen – etwa Windows-Mobile-fähige Handys im Handel auch in den Computerabteilungen zu verkaufen. Solche Geräte sind mittlerweile oft in die IT-Infrastruktur von Unternehmen eingebettet. Der Wandel von der Telekommunikation zur IT macht also auch im Vertrieb Sinn. Im reinen Consumer-Bereich gibt es wiederum andere Perspektiven. Hier verknüpfen wir im Verkauf beispielsweise Digitalkameras mit bespielbaren, digitalen Photoframes. Und es geht auch um völlig neue Marktentwicklungen, für die zunächst einmal Partnerschaften aufgebaut werden müssen – so etwa im Bereich IPTV.
Ich bin vom Typ jemand, der aufbaut und entwickelt. Bestehendes einfach zu halten, ist nicht mein Stil. Ich sehe mich nicht als Bauer, der ein Feld bestellt. Ich bin ein Jäger.

Report: Sie müssen in Ihrer Rolle frühzeitig Trends erkennen. Welche neuen Geräte werden in den kommenden Jahren die Massen begeistern? Was halten Sie von Mini-Projektoren, die mobil verwendet oder zumindest in der Aktentasche getragen werden können?
Retinger: Diese Mini- oder sogar Micro-Beamer, von denen Sie sprechen, werden einen Nischenmarkt bilden, der bestimmten Zielgruppen vorbehalten ist. Die kleinen Projektoren werden sicherlich von den meisten Außendienstmitarbeitern verwendet werden. Zwar spricht man davon, die Beamer künftig auch in Handys einzubauen. Ich persönlich aber sehe dafür die Zielgruppe nicht. Von einer mangelnden Akkuleistung in den Handys ganz zu schweigen.

Report: Vielleicht wird dieses Feature unterschätzt. Vor zwei Jahren hatten die Kamerahersteller noch über Kamerahandys gelächelt und diese als Spielerei eingestuft. Ernsthaft fotografieren würde damit niemand, hieß es damals.

Retinger: Und es ist wirklich noch eine Spielerei. Selbst 8-Megapixel-Handys haben heute nur Digitalzoom. Erst wenn die ersten Handys mit optischem Zoom auf den Markt gebracht werden, wird auch dieses Spiel zu Ende sein. 80 Prozent der Menschen, die in den Urlaub eine kleine Digitalkamera für Schnappschüsse mitnehmen, werden dann nur noch ihr Kamerahandy benötigen. Schließlich werden die Hersteller dann endlich einen wirklichen Mehrwert bieten: Fotos in hervorragender Qualität können übers Mobiltelefon sofort an die Verwandten zuhause geschickt werden. Zwei Funktionen vollwertig in einem Gerät – das bedeutet, nur ein Gerät, lediglich ein Netzteil in den Urlaub mitschleppen zu müssen.

Report:
In welche Richtung entwickelt sich die Unterhaltungselektronik in den eigenen vier Wänden der Menschen?

Retinger: Die Vision ist hier, Fernsehen über die Datenleitung zu bekommen – IPTV. Dahinter steht ein professioneller Server, der meine Musik, Video-on-Demand und meine gesamte Kommunikation übernimmt. Zudem wird dieses Gerät auch mein Eintritt in die Inhaltewelt meines Providers sein. Breitband wird noch mehr an Bedeutung gewinnen und zum Trägermedium all dieser Anwendungen werden. Noch haben wir nicht die Möglichkeiten auf Infrastrukturseite, die­se Vision umzusetzen. Nachdem nun kein Provider von heute auf morgen all seine Kupfer- durch Glasfaserleitungen ersetzen kann, ist nun das sukzessive Aufrüsten der Netze gefragt.

Report: Glauben Sie, dass der Mobilfunk als Breitbandmedium das Festnetz ausbooten kann?
Retinger: Absolut. Ich denke aber, dass die Provider noch weitere Applikationen finden müssen, um den Kunden den nötigen Mehrwert zu liefern. Mit gefällt etwa der Handy-Navigator Wisepilot bei A1 gut. Für eine nutzungsabhängige Gebühr gibt es dort einen Routenplaner mitsamt Radarinformationen, die die Nutzer auch selbst per Knopfdruck auf den neuesten Stand bringen können, wenn sie eine Radarbox gesichtet haben. Für mich als Anwender ist das ein Mehrwert, für den ich auch zahlen möchte.
Wir hatten 2008 ein sehr gutes Jahr, im Mobiltelefonbereich sogar ein extrem gutes Jahr gehabt – wir sind bei Monitoren die Nummer eins in Österreich, ebenso bei LCD-TV und einigen Druckersparten. Wir wollen spätestens 2011 eine Milliarde Umsatz in Österreich, Schweiz und Slowenien machen. Und wir peilen die Nummer eins am Handymarkt an. Koreanische Unternehmen kennen nur einen Weg: steil nach oben. Es liegt nun an uns, dies Realität werden zu lassen.

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