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Naturwerkstein aus Asien ruiniert österreichische Produktion


Naturwerkstein aus Österreich könnte bald der Vergangenheit angehören. Schuld daran sind neben Billiglohnkosten in asiatischen Ländern wie China und Indien auch die stetig sinkenden Transportkosten aus und nach Europa. Qualität und Nachhaltigkeit bleiben auf der Strecke. Eine Änderung der Ausschreibungspraxis könnte Abhilfe schaffen.

Die billigen Lohnkosten in Asien und die weiter sinkenden Transportkosten führen unweigerlich zu einem massiven Einbruch des Absatzes heimischer Naturwerksteine österreichischer Produzenten. Dabei wird bei Ausschreibungen oft weder auf die Nachhaltigkeit geachtet noch die Qualität und die tatsächlichen Kosten berücksichtigt. Während der Marktanteil für österreichischen Naturwerkstein vor zehn Jahren noch bei rund 50 Prozent lag, schrumpfte dieser Anteil in den letzten Jahren auf magere fünf bis zehn Prozent. Vor allem die Bevorzugung importierter Standardprodukte wie z. B. Granitrand- oder Leistensteine im Rahmen von Bauvorhaben setzt den heimischen Unternehmen zu. Und dies, obwohl die Importprodukte die Qualitätsvorgaben der europäischen Norm stets ausreizen, die langjährige Erfahrung mit diesen Produkten fehlt und die Preisunterschiede letztendlich nicht allzu groß sind. Nachdem Bauaufträge fast ausschließlich nach dem Billigstbieterprinzip vergeben werden, gibt es für die Verwendung heimischer Produkte kaum Chancen.

Die Regulierungsabsichten seitens der EU sind oft gut gemeint, im Falle der Natursteinproduktion geht dies jedoch mit einem klaren Wettbewerbsnachteil für die heimischen Unternehmen einher. Während die Auflagen und Bestimmungen zum Schutze der Umwelt und der Arbeitnehmer in Europa stets strenger werden und die Unternehmerschaft immer wieder aufs Neue herausfordert, gibt es im asiatischen Wirtschaftsraum kaum vergleichbare Bedingungen. Seit dem Beitritt Chinas zur WTO vor fast zehn Jahren hat sich wenig verändert. Mindestsozial- und Umweltstandards werden zwar seit Jahren diskutiert, sind bislang aber nicht Teil der WTO-Vereinbarungen. Die Internationale Arbeitsorganisation ILO hat mit ihrer Kinderrechtskonvention keine Durchschlagskraft, Zertifizierungs- oder Zulassungssysteme für Baustoffe sind auch nicht in Sicht.

Diese für europäische Unternehmen unbefriedigende Situation bewirkt einen klaren Wettbewerbsnachteil, der jedoch durch entsprechende Ausschreibungen kompensiert werden könnte. Es würde bereits genügen, im Rahmen der Ausschreibung die Nachhaltigkeit (soziale, ökologische und ökonomische Komponente) der Produkte zu bewerten. Deutsche Städte gehen hierbei mit gutem Beispiel voran. Die Stadt München hat bereits 2002 den Beschluss gefasst, keine Produkte, die durch Kinderarbeit hergestellt werden, anzukaufen. Die Berücksichtigung dieser sozialen Komponente der Nachhaltigkeit ist zumindest ein erster Ansatz, der jedenfalls ausbaubar ist.

Dr. Carl Hennrich, Geschäftsführer des Fachverbands der Stein- und keramischen Industrie.

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