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Das große Report-Ranking: Die besten Chefs

Die Report(+)PLUS-Leser haben entschieden. Und das Ergebnis ist eindeutig: Mister Red Bull Dietrich Mateschitz ist Österreichs beliebtester Chef. Mit Respektabstand folgen OMV-Vorstand Wolfgang Ruttenstorfer und Strabag-Chef Hans-Peter Haselsteiner. Außerdem haben die österreichischen Arbeitnehmer sehr klare Vorstellungen davon, was einen guten Chef ausmacht; mit der Realität hat das allerdings nicht viel zu tun.

Der Sieger der großen Report(+)Plus-Umfrage »Die besten Chefs oder: Was einen guten Vorgesetzten ausmacht?« kommt aus Salzburg, genauer aus Fuschl am See. Dietrich Mateschitz ist der heimische Top-Manager, von dem die Österreicher träumen. 25,77 Prozent der Befragten würden gerne für Mateschitz und Red Bull arbeiten. Dahinter folgen Wolfgang Ruttenstorfer, OMV, mit 8,76 Prozent und Hans Peter Haselsteiner, Strabag, mit 8,25 Prozent. Die Begründungen für die Wahl des Dosenkaisers lesen sich wie eine Huldigung an einen Business-Messias: »Starke Ausstrahlung«, »Innovativ, zielstrebig«, »Ständig in Bewegung«, »Jammert nicht, sondern sucht Lösungen« – so lauten nur einige der Argumente.
Für Werner Hoffmann vom Institut für Unternehmensführung der Wirtschaftsuniversität Wien ist auch dieses klare Votum wenig überraschend. »Red Bull steht für Erfolg, ist sexy, international, jung und suggeriert einen hohen Spaßfaktor. Wer möchte nicht für so ein Unternehmen arbeiten?« Dass kaum jemand weiß, wie es tatsächlich ist, für Mateschitz zu arbeiten, tut da nichts zur Sache. »Es geht um ein Image, das transportiert wird. Und das ist positiv.« Außerdem hat Mateschitz etwas, wovon viele andere Top-Manager nur träumen können: Charisma. Damit gelingt es ihm, eine emotionale Bindung zum Unternehmen zu schaffen, was nur wenige Bosse von sich behaupten können.
Von diesem Charisma des Firmengründers profitiert die Marke Red Bull, und vice versa. Die eben veröffentlichte 2009er Ausgabe der Eurobrand-Markenwertstudie weist Red Bull zum wiederholten Male als wertvollste Marke des Landes aus. 12,74 Milliarden Euro soll der Wert betragen. Dass diese Strahlkraft der Marke auch Mateschitz zu Gute kommt, unterstreicht die Report(+)PLUS-Umfrage. 58 Prozent der Personen, die gerne für Mateschitz und Red Bull arbeiten möchten, wollen dies wegen des Unternehmens, 42 Prozent gaben als Entscheidungsgrund die Person an.
Noch eindeutiger ist das Verhältnis beim Zweitplatzierten. Für Wolfgang Ruttenstorfer und die OMV würden 8,76 Prozent der Befragten gerne arbeiten. Das liegt allerdings nur zu einem Viertel an der Person Ruttenstorfer. Drei Viertel fühlen sich vom Unternehmen angezogen. Als einer der wenigen heimischen Global Player besitzt die OMV als Arbeitgeber eine hohe Attraktivität. Ganz anders das Ergebnis bei Hans Peter Haselsteiner. Er verdankt seinen dritten Platz zu 67 Prozent seiner Persönlichkeit, das Unternehmen Strabag zieht nur zu 33 Prozent. Bessere Persönlichkeitswerte als Haselsteiner können nur die beiden einzigen Frauen in der Top Ten Wertung vorweisen: Brigitte Ederer und Regina Prehofer hatten es mit den imagemäßig doch deutlich angeschlagenen Marken Siemens und Bawag nicht leicht, sich im prominenten Umfeld zu behaupten. Entsprechend mussten sie sich mit den Plätzen acht und neun zufrieden geben, dafür können sie sich aber über eine unerreichte persönliche Zustimmung von 86 Prozent bzw. 75 Prozent freuen. Ebenfalls in die Top Ten geschafft haben es KTM-Boss Stefan Pierer, Magna International-Chef Siegfried Wolf, RZB-Generaldirektor Walter Rothensteiner, Voestalpine-CEO Wolfgang Eder und Orange-Chef Michael Krammer. Während Rothensteiner und Pierer ihre gute Platzierung zu mehr als drei Vierteln der Marke Raiffeisen bzw. KTM verdanken, ist die Person Krammer ein etwas stärkeres Argument als die Marke Orange. Bei Wolfgang Eder halten sich Person und Marke die Waage, Siegfried Wolf scheint nachhaltig vom erfolgreichen Opel-Deal profitieren zu können.
Mehrmals ungestützt genannt wurden Thomas Kloibhofer vom Competence Call Center, Walter Hanus, IVM, und Michael Walter von Velux. Ein Teilnehmer wünscht sich, für Rudolf Edlinger und den SK Rapid zu arbeiten. Ob als Spieler oder in einer anderen Funktion, bleibt allerdings sein Geheimnis.

Was einen guten Chef ausmacht
Ein medial geprägtes Image in Verbindung mit einer starken Unternehmensmarke sind die Ingredienzen, die Mateschitz, Ruttenstorfer und Haselsteiner ihren Podestplatz sicherten. Das heißt nicht, dass sie den hohen Erwartungen an ihre Führungsqualitäten auch entsprechen. Im beruflichen Alltag braucht es mehr als ein sportliches Outfit und Zahnpastalächeln, um von der Belegschaft als guter Vorgesetzter anerkannt zu werden. Laut Umfrage sind es vor allem charakterliche Eigenschaften, die von einer guten Führungskraft verlangt werden. »Fair« und »verlässlich« stehen mit jeweils knapp über 20 Prozent Zustimmung an der Spitze der Prioritätenliste. Erst dann folgen klassische Managereigenschaften wie »zielstrebig« (17,37 Prozent), »innovativ« (15,12 Prozent) und »mutig« (12,69 Prozent). Abgeschlagen am Ende der Skala finden sich »unkonventionell« (8,96 Prozent) und »konservativ« (4,51 Prozent). »Man wünscht sich von seinem Vorgesetzten charakterliche Integrität. Schließlich ist man von seinem Chef in vielerlei Hinsicht abhängig«, erklärt Hoffmann. Deshalb sei es kein Wunder, dass charakterliche Eigenschaften wie Fairness und Verlässlichkeit besonders stark nachgefragt sind.
Parallel dazu gibt es noch zahlreiche weitere Aspekte, die einen guten Chef ausmachen. Jede Führungskraft braucht ein gewisses Maß an Fach- und Branchenwissen, sollte ein guter Kommunikator und entscheidungsfreudig sein. »In erster Linie geht es aber darum, Mitarbeiter zu einem gemeinsamen Ziel zu führen«, sagt Hoffmann. Aufgaben müssen gestellt und Ziele vermittelt werden. Es müssen Mittel zur Verfügung gestellt werden, um die Ziele zu erreichen und es muss regelmäßiges Feedback gegeben werden. Das Fachwissen ist laut Hoffmann ebenso wichtig wie das richtige Handwerkszeug. »Wenn dann auch noch eine ordentliche Portion Charisma dazu kommt, hat man eine richtig gute Führungspersönlichkeit.« Eine wie Mateschitz eben.

Wunsch vs. Realität
Darüber was eine gute Führungskraft ausmacht, herrscht weitgehend Einigkeit. Mit der Realität haben diese Idealvorstellungen allerdings wenig zu tun. Während für knapp 95 Prozent Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit der Vorgesetzten »sehr wichtig« sind, ist es mit Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit des eigenen Chefs nicht weit her. Nur 43 Prozent geben ihren Vorgesetzten ein »sehr gut«. Auch in der Kommunikation gibt es noch reichlich Luft nach oben. 76 Prozent erachten die offene und uneingeschränkte Kommunikation zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer als »sehr wichtig«, aber nur für 39 Prozent klappt die Kommunikation mit dem eigenen Chef »sehr gut«. Da überrascht es kaum noch, dass 65 Prozent für klare Unternehmensziele und ihre konsequente Umsetzung votieren, aber nur 18 Prozent diese Konsequenz in ihrem Unternehmen auch vorfinden.
Interessant ist, dass die Bezahlung eine untergeordnete Rolle spielt. Nur für knapp ein Drittel der Befragten ist Geld »sehr wichtig«. Noch geringer ist allerdings die Zufriedenheit mit dem eigenen Gehalt. Nur jeder Fünfte ist mit seiner Entlohnung »sehr zufrieden«. Umgekehrte Vorzeichen gibt es dafür bei der Anerkennung, die Vorgesetzte der Arbeitsleistung ihrer Untergebenen schenken. Die ist nur für elf Prozent der Befragten wichtig, aber mehr als 30 Prozent bekommen sie.

Kulturelle Unterschiede
Management-Erfolge in Österreich sind gut und schön, aber das Big Business ist jenseits unserer eng gesteckten Grenzen zu Hause. Deutschland, Großbritannien, natürlich die USA und immer stärker auch der südostasiatische Raum sind für viele Top-Manager ein konkretes Ziel auf der Karriereleiter. Als Sprungbrett für die Auslandskarriere dient die in Österreich ausgestellte Visitenkarte. Dabei mussten aber schon viele Top-Manager die schmerzhafte Erfahrung machen, dass vergangene Erfolge in Österreich im Ausland nur wenig zählen. Und auch die Art der Unternehmensführung kommt nicht überall gleich gut an. Was hierzulande als positive Eigenschaft einer Führungskraft angesehen wird, kann anderswo ein absolutes No-Go sein. »Für die Bewertung von Führungsstilen gibt es sicher kulturelle Einflussfaktoren.«, ist Hoffmann überzeugt.
Unterstützung für diese These kommt aus München. Mit Hilfe einer internationalen Mitarbeiterbefragung wurden die Führungsstile weltweit verglichen. Mit zum Teil sehr überraschenden Ergebnissen: Was als guter Führungsstil wahrgenommen wird, ist neben wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sehr stark von kulturellen Faktoren und gesellschaftlichen Wertvorstellungen abhängig. Während etwa in Spanien erwartet wird, dass ein Chef autoritär auftritt und Entscheidungen im Alleingang trifft, wünschen sich amerikanische Arbeitnehmer einen Vorgesetzten, der nur grundlegende Handlungsrichtlinien vorgibt. In Polen muss eine Führungskraft ein souveränes Auftreten haben und Wert auf Leistung legen. In Japan und China sind Vorgesetzte, die spontan handeln, schon ziemlich suspekt.
Auch wenn die Unterschiede zum Teil gravierend sind, über kurz oder lang werden sich die verschiedenen Managementstile angleichen, ist Hoffmann überzeugt. »Durch Job-Rotationen und die vielen weltweit agierenden Unternehmen entsteht ein neuer, globaler Führungsstil.« Der allerdings von unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich sein wird. Nicht ein regionaler Führungsstil wird sich weltweit durchsetzen, sondern je nachdem wie Teams zusammengesetzt sind, werden verschiedene Aspekte und Eigenschaften in die Führungsebene eingebracht. »Dadurch entsteht etwas völlig Neues«, ist Hoffmann überzeugt. Fairness und Verlässlichkeit der Chefitäten sollten aber auch dann noch gefragt sein.

 

Die Top Ten: 

Für welche dieser bekannten Führungskräfte würden Sie gerne arbeiten?

1. Dietrich Mateschitz, Red Bull 25,77 %

2. Wolfgang Ruttenstorfer, OMV 8,76 %

3. Hans-Peter Haselsteiner, Strabag 8,25%

4. Stefan Pierer, KTM 7,73 %

5. Siegfried Wolf, Magna 7,22 %

6. Walter Rothensteiner, RZB 6,98 %

7. Wolfgang Eder, voestalpine 6,19 %

8. Brigitte Ederer, Siemens 4,12 %

9. Regina Prehofer, Bawag 3,05 %

10. Michael Krammer, Orange 2,5 %

n=251

 

Best of...

Ausgewählte Begründungen, warum man ­gerne für Mateschitz, Ruttenstorfer, ­Haselsteiner und Co. arbeiten möchte:

Zu Dietrich Mateschitz, Red Bull:
»Red Bull ist ein innovatives, unkonventionelles Unternehmen mit dem Mut, den Markt laufend auszubauen und neue Wege zu beschreiten. Und das ist in erster Linie das Verdienst des Managements.«

»Eine innovative, zielstrebige Persönlichkeit.«

»Dietrich Mateschitz besitzt eine enorme Ausstrahlung und setzt seine Visionen um.«

Zu Wolfgang Ruttenstorfer, OMV:
»Der OMV-Chef ist als verlässliche Person bekannt.«

Zu Hans Peter Haselsteiner, Strabag:
»Ein außergewöhnlicher Mann.«

»Ein Mann mit Vision.«

»Haselsteiner ist der einzige Stratege mit einer sozialen Ader.«

»Betreibt karitative Projekte, ohne sie medial auszuschlachten.«

Zu Stefan Pierer, KTM:
»Pierer zeichnet sich durch eine faire Unter­nehmensführung aus und trifft in einer schwierigen Branche die richtigen Entscheidungen.«

Zu Siegfried Wolf, Magna:
 »Siegfried Wolf strahlt Kompetenz, Konsequenz aus, wirkt dabei ehrlich und vermittelt den Eindruck, dass er voll auf seine Mitarbeiter setzt.«

»Siegfried Wolf gefällt Frank Stronach und auch mir.«

Zu Brigitte Ederer, Siemens:
»Brigitte Ederer scheint neben ihrer fachlichen Qualifikation auch über Soft Skills zu verfügen.«

»Wenn ich die Wahl habe, arbeite ich lieber in  Frauen-Teams und unter der Leitung von Frauen.«

 

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