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Die Kosten im Visier

\"Es ist unklug, zu viel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zu wenig zu bezahlen“, sagte der englische Sozialreformer John Ruskin schon vor 150 Jahren. Am Wahrheitsgehalt dieser Aussage hat sich nichts geändert. Die ausschließliche Orientierung am Preis ist für kaum ein Unternehmen Ziel führend. Zwar ist die heimische produzierende Industrie stark von der immer schneller voranschreitenden Globalisierung betroffen, die Globalisierungsdebatte wird allerdings oft auf Lohnkosten und Standortfragen verkürzt. \"Für die Debatte wichtig sind auch Faktoren wie Innovationsfähigkeit, Produktqualität oder Marktentwicklung“, sagt Festo-Geschäftsführer Wolfgang Keiner. Nur eine ganzheitliche Sicht und eine umfassende Kostenanalyse können Klarheit über den Stellenwert und die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens bringen.
Unbestritten ist, dass der Kosten- und Wettbewerbsdruck auf österreichische Industrieunternehmen in den kommenden Jahren weiter zunehmen wird. Die Effizienz über alle Unternehmensprozesse hinweg wird zur absoluten Notwendigkeit. Die Kostenanalyse der gesamten Wertschöpfungskette ist dafür eine unumgängliche Voraussetzung, dachte man sich bei Festo und gab beim Gallup-Institut eine Umfrage zum Thema \"Einsparungspotenziale in Industriebetrieben“ in Auftrag.

Die Ergebnisse
Befragt wurden Betriebs- und Produktionsleiter von 200 Industriebetrieben aus allen Branchen. Die größten Einsparungspotenziale werden im Einsatz neuer Technologien (59 Prozent), in einem effizienten Einkaufsmanagement (40 Prozent) und einer Erhöhung der Produktionseinheiten (33 Prozent) gesehen. Das heißt noch nicht, dass die heimischen Unternehmen sonderlich innovativ sind. Denn neue Technologien sind für die Befragten nicht nur State-of-the-Art-Anwendungen, sondern auch bislang im Unternehmen nicht angewandte Technologien: Für ein Unternehmen, das über keinen breitbandigen Internetanschluss verfügt, ist auch ein Breitbandanschluss eine neue Technologie, so die Interpretation von Ingrid Lusk vom Gallup-Institut. Konkret gefragt, erwarten sich die Unternehmen die größte Efizienz- und Wirtschaftlichkeitssteigerung von der Automatisierung. Zwei Drittel platzieren die Automatisierung beim Einsatz neuer Technologien auf den ersten Platz. Das freut Wolfgang Keiner, überraschen tut es ihn nicht: \"Ohne modernste Automatisierungstechnik lassen sich in keinem Industriezweig Produkte in hoher Qualität und zu weltmarktfähigen Preisen herstellen. Ein hoher Automatisierungsgrad ist die beste Voraussetzung für hohe Produktivität“, erläutert Keiner.Jene 40 Prozent, die ihr Einkaufsverhalten ändern wollen, wünschen sich in erster Linie eine direkte E-Commerce-Anbindung an ihre Lieferanten. Aber auch die verstärkte Nutzung von Online-Shops wird in Zukunft ein relevantes Thema sein.

Bildung und Fertigung
Bei der Umgestaltung von Produktionsprozessen denken 73 Prozent an eine verstärkte Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter. Dabei stehen neben klassisch-technischem Fachwissen immer öfter Soft-Skills wie soziale Kompetenz und organisatorisches Know-how im Vordergrund. Zu den Hard Facts der Umgestaltungsmöglichkeiten zählen 50 Prozent der Betriebe Maßnahmen im Fertigungsbereich. Dabei sollen vorgefertigte oder vormontierte Komponenten die Kosten der Lagerhaltung und der Montage deutlich reduzieren.

Sparpotenzial Lieferanten
Ein noch relativ brach liegendes Einsparungsfeld ist die Integration der Lieferanten in den Entwicklungsprozess. Dennoch zählen vier von fünf Unternehmen Engineering und Montage zu den kostenintensiven Teilen der Produktion. \"Die Lieferanten müssen von der produzierenden Industrie frühzeitig als Entwicklungspartner miteinbezogen werden“, sagt Keiner. Dadurch würden Kompetenznetzwerke entstehen, die auf dem Spezialwissen des Einzelnen beruhen und zu neuen Ideen und somit auch neuen Produkten führen.

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