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Der Fantastilliardär wird 65

\"KnausernDie Entzauberung kam just zum 65. Geburtstag: Dagobert Duck, Symbolfigur des Kapitalismus, sei wegen seines geizigen Verhaltens alles andere als ein Kapitalist.

»Aus makroökonomischer Sicht halte ich die Grundeinstellung von Onkel Dagobert für höchst gefährlich«, analysierte der deutsche Ökonom Peter Bofinger in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Dagoberts Neigung zum Geldhorten entziehe dem Wirtschaftskreislauf Geld und führe zu Stagnation bzw. Rezession. Der reichste Einwohner Entenhausens bewahrt sein Vermögen – vorzugsweise in Form von Goldtalern – in einem Geldspeicher auf, statt es in protzige Villen, Autos oder wenigstens Wertpapiere zu investieren. Luxus ist ihm ein Gräuel. Geld auszugeben, kommt für ihn nicht in Frage: »Du spinnst wohl! Dann habe ich es ja nicht mehr!« Und auf Banken ist ohnehin kein Verlass, wie man weiß. Als einziges sinnliches Vergnügen gönnt sich Dagobert ab und zu ein Bad im Geldberg.

Dieses Understatement ist vermutlich in Dagoberts Werdegang begründet. Im Dezember 1947 brachte ihn die Feder des Zeichengenies Carl Barks unter dem Namen »Scrooge McDuck« zur Welt. Bereits im ersten Auftritt machte er als griesgrämiger, geiziger Onkel von Donald seinem mutmaßlichen literarischen Vorbild – Ebenezer Scrooge aus Charles Dickens’ »A Christmas Carol« – alle Ehre. Erst später, im Kurzfilm »Scrooge McDuck and Money«, erzählte er den Neffen Tick, Trick und Track die Geschichte seines unermesslichen Reichtums: Der kleine Erpel musste sich die ersten Taler als Schuhputzer und Goldwäscher am Klondike hart verdienen. Schon damals fasste er den Entschluss: »Ich werde härter sein als die Härtesten und schlauer als die Schlauesten, und ich werde es auf ehrliche Weise bis ganz nach oben schaffen!« Mit Erfindungsreichtum, schlauem Köpfchen, eisernem Willen und natürlich Sparsamkeit erreichte er tatsächlich sein Ziel. Manche mögen ihm Kleinlichkeit vorwerfen, aber Dagobert vergisst nichts: Auch nicht die schöne Bardame Nelly, die ihm in Alaska das Herz brach und einen Beutel voll Gold stahl. Die konservative Veranlagungsstrategie gibt ihm Recht: Sein Vermögen wächst stetig und beläuft sich nach jüngsten Quellen (»Micky Maus Spezial«-Sonderedition zum 65. Geburtstag) auf genau 13 Trillionen 224 Billionen 567 Milliarden 778 Millionen Taler und 16 Kreuzer. Vom Zocken hält Dagobert bis heute nichts – auch dieser Anspruch unterscheidet ihn von typischen Finanzkapitalisten.

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