Fünf Factoring Institute - fünf Fragen
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Ein aufstrebender Markt, Kreditklemme und wirtschaftliche Schönwetterlage – also beste Voraussetzungen für Factoring? Report PLUS hat nachgefragt, wie Branchenvertreter die Entwicklung einschätzen.
1. Der Factoring-Markt verzeichnete 2009 mit einem Zuwachs von nur 5,3 Prozent ein relativ schwaches Wachstum. Worin sehen Sie die Gründe dafür?
2. Die beginnende Stabilisierung der Wirtschaft wird durch zahlreiche Insolvenzen, auch namhafter Unternehmen, getrübt. Werden Neukunden genauer geprüft, um das Risiko zu minimieren?
3. Hat sich das Image von Factoring Ihrer Meinung nach gebessert?
4. Inwieweit sollten die rechtlichen Rahmenbedingungen geändert werden?
5. Welche Erwartungen haben Sie für 2010 bezüglich Marktentwicklung und Volumen?
Theo Hibler, Vorstandsvorsitzender Intermarket Bank AG
1. Gemessen an der Gesamtwirtschaft würde ich diese Entwicklung positiv einstufen. Unternehmen haben aufgrund der Kreditklemme alternative Finanzierungen wie Factoring nach wie vor stark nachgefragt. Dennoch hatten bestehende Factoring-Kunden gesamtwirtschaftsbedingt teils hohe Umsatzrückgänge, die sich unmittelbar im Factoringvolumen abbilden.
2. An unserer Prüfung hat sich nichts verändert. Neben den wirtschaftlichen Kennzahlen des Kunden spielt beim Factoring die Bewertung seiner Abnehmer eine ganz wesentliche Rolle. Schließlich kommt es hier vor allem auf die Einbringlichkeit der Forderung an.
3. Ja. In den letzten Jahren ließ sich ein Generationenwechsel bei den Unternehmen beobachten. Die jungen Unternehmer fragen »Was bringt Factoring meinem Unternehmen?« und nicht, was andere darüber denken. Dennoch kennen viele die Vorteile von Factoring noch nicht gut genug. Der Markt hat durchaus noch Potenzial.
4. Aktuell gibt es kaum Änderungsbedarf. Zuletzt wurde 2005 ein wichtiger Meilenstein für Factoring gesetzt. Seitdem wirken Zessionsverbote nicht mehr gegenüber Dritten. Das hat die Verhandlungsposition vieler KMU gegenüber ihren Abnehmern gestärkt und das Geschäftsfeld der Factoring-Banken erweitert.
5. Unser Geschäft ist wesentlich von der Marktentwicklung abhängig, denn wir finanzieren die Umsätze unserer Kunden. Gleichzeitig haben sich die Rahmenbedingungen für Kredite verändert; sie sind weniger leicht verfügbar – das spricht für Factoring. Bisher entwickelt sich 2010 positiv und ich rechne auch heuer mit einem deutlichen Marktwachstum.
Michael Kaltenbeck, Vorstand FactorBank AG
1. Das Volumen der durch die österreichischen Factoringinstitute angekauften Forderungen konnte trotz schrumpfender Gesamtwirtschaft abermals gesteigert werden. Die fünf im Markt tätigen Unternehmen generierten 2009 einen Gesamtumsatz im Ausmaß von 6,6 Milliarden Euro. Der Grund für das weniger dynamische Wachstum lag in den krisenbedingt geringeren Umsätzen des Stammgeschäftes und in der konjunkturbedingt sinkenden Nachfrage nach neuen Finanzierungen, sowie in der pessimistischen Marktstimmung.
2. Die FactorBank prüft sowohl den Forderungsverkäufer als auch die Debitoren nach anerkannten und standardisierten Methoden. Diese sind schon seit Jahren in Anwendung und werden selbstverständlich laufend den aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen angepasst. Wir sind mit unserem Produkt in der Lage, Unternehmen auch in Krisenzeiten ausreichend Liquidität zur Verfügung zu stellen.
3. Aus unserer Sicht hat sich der Ruf stark verbessert, mittlerweile nützen auch Top-Konzerne die Expertise und die Dienstleistungen der FactorBank AG. Mit Factoring bieten wir Unternehmen ein modernes, flexibles Instrument zur Liquiditätssteuerung und Optimierung ihrer Bilanzstruktur an. Landläufigen Vorurteilen entgegenzuwirken und das öffentliche Bewusstsein zu verändern, ist und bleibt aber eine große Herausforderung. Der österreichische Markt hat jedenfalls noch großes Wachstumspotenzial.
4. Die staatliche Rechtsgeschäftsgebühr (0,8 Prozent Kreditvertragsgebühr) ist für die Kreditnehmer bzw. Forderungsverkäufer eine Belastung. Hier ist es an der Zeit, die regionalen Gegebenheiten endlich an die internationalen Rahmenbedingungen anzupassen und diese ersatzlos zu streichen.
5. Wir als FactorBank erwarten für 2010 ein klar steigendes Volumen (Zuwächse im Ausmaß von rund 25 Prozent) an angekauften Forderungen und haben mit neuen Produkten, wie zum Beispiel dem DiscountFactoring, auch noch einiges an Innovationen für den Markt anzubieten. Dies wird aus heutiger Sicht auch zu einem Anstieg des Marktanteiles der FactorBank führen und unser mittelfristiges Ziel der Marktführerschaft unterstützen.
Gerhard Prenner, Vorstandsvorsitzender Raiffeisen Factor Bank AG
1. Der mit 5,3 Prozent geringer als erwartete Zuwachs im Factoringgeschäft 2009 ist vor allem auf die rückläufige Entwicklung des Bestandsgeschäftes zurückzuführen. Es waren vor allem branchenbedingte Umsatzrückgänge (z.B. Stahlhandel, automotive Zulieferer), die ein stärkeres Wachstum verhinderten.
2. Die strengere Prüfung von Neukunden ist im Factoring nicht unbedingt notwendig. Die vorhandenen Risikomechanismen waren auch in schwierigen Zeiten ausreichend, um die Risikosituation einzuschätzen. Factoring bietet den Vorteil, dass auch die Bonität und Struktur der Debitoren in die Risikobetrachtung mit einfließen.
3. Aufgrund der positiven Entwicklung des Factorings national sowie international hat es natürlich einen Imagewandel im Factoring gegeben. Factoring wird als alternative Finanzierungsvariante im modernen Liquiditätsmanagement eingesetzt. In Großbritannien, Frankreich und Italien war Factoring immer ein wesentliches Finanzierungsinstrument, gemessen am BIP ist Österreich mit 2,3 Prozent Anteil noch Entwicklungsland. Der europäische Schnitt liegt bei sechs Prozent des BIP.
4. Ein wesentlicher Nachteil für das Instrument des Forderungsankaufes stellt noch das Gebührengesetz dar. Obwohl Factoring den Ankauf von Forderungen und somit keinen Kredit darstellt, unterliegen die Verträge der Kreditsteuer. Dies stellt für uns und unsere Kunden einen Nachteil dar und hier wäre eine gesetzliche Anpassung gerade für die KMUs eine wesentliche Erleichterung.
5. Für das Jahr 2010 erwarten wir wieder einen zweistelligen Zuwachs gegenüber 2010. Die Erfolgsziffern aus Deutschland, wo das Marktwachstum im ersten Halbjahr bei 38 Prozent lag, werden wir leider nicht vorweisen können. Meine Erwartungen liegen bei rund zwölf Prozent Volumensteigerung gegenüber dem Vorjahr.
Herbert Auer, Vorstand VB Factoring Bank AG
1. Studiert man die Geschäftsberichte der österreichischen Factoringanbieter, so wird man dort fast unisono lesen: »Umsatzrückgang bei den Bestandskunden, bedingt durch die Finanzkrise«. Das Neugeschäft war bei uns deutlich besser als 5,3 Prozent.
2. Eigentlich nicht. Die Geschäftsfälle, die bisher schon genau geprüft werden mussten, werden so wie schon in der Vergangenheit genau angeschaut. Dabei geht es aber nicht nur um das Bilanzbild, die Eigenkapitalausstattung und die Ertragslage, sondern vor allem auch um die Qualität der Kundenforderungen. Das bedeutet, dass wir großen Wert auf alle Informationen legen, welche bei der Bezahlung der Forderungen zu Schmälerungen und Verwässerungen führen können (Boni/WKZ usw.).
3. Eindeutig ja, aber schon seit etlichen Jahren. Ein Finanzprodukt, welches innerhalb der letzten zehn Jahre so zugelegt hat, sollte eigentlich kein Imageproblem haben. Nur wenige Bankprodukte können solche Steigerungsraten aufweisen (Marktvolumen 1999 – 2,040 Mrd. Euro, Marktvolumen 2009 – 6,631 Mrd. Euro)
4. Eine schwerwiegende Bremse für das Geschäft ist die Rechtsgeschäftsgebühr oder Kreditsteuer, die auch beim Factoring anfällt. Das erschwert uns vor allem Geschäftsbeziehungen mit Großkunden, bei denen größere Obligos zu vergebühren sind. Diese Unternehmen nutzen zudem häufig Kontrollbankfinanzierungen oder Exportfondskredite, die beide wiederum von der Rechtsgeschäftsgebühr befreit sind.
5. Was das laufende Jahr betrifft, bin ich mit Prognosen vorsichtig, aber leicht optimistisch. Was unser eigenes Volumen betrifft, wird das Wachstum bei fünf bis sechs Prozent liegen, in diesem Ausmaß wird meiner Einschätzung nach auch der österreichische Factoringmarkt zulegen.
Nadia Dax und Oliver Krupitza, Vorstände der Coface Austria Bank AG
1. Tatsache ist, dass sich der österreichische Markt seit 2000 verdreifacht hat und auch im Krisenjahr 2009 um 300 Millionen Euro auf 6,6 Milliarden Euro gewachsen ist. Laut FCI verzeichneten 2009 ca. 60 Prozent der Mitgliedsländer Einbußen. Alleine in Europa betrug der Rückgang ca. ein Prozent. In diesem Vergleich war das österreichische Wachstum eigentlich recht ordentlich.
2. Unsere Prüfungsroutinen sind nicht verschärft worden. Es stimmt, dass während der globalen Wirtschaftskrise die Insolvenzwahrscheinlichkeit zugenommen hat, aber sie ist immer ein wichtiger Aspekt bei der Einzelprüfung.
3. Ja. Langsam, aber kontinuierlich bemerken wir eine Imagebesserung, sprich eine höhere Akzeptanz von Factoring. Es wird zunehmend nicht mehr als der »allerletzte Ausweg vor der Pleite«, sondern als interessante Finanzierungsalternative wahrgenommen. Früher wurde Factoring als Tool zur Liquiditätsbeschaffung gesehen, heute immer mehr als ein Instrument des Liquiditätsmanagements.
4. Auf unserer Wunschliste steht die Abschaffung der Kreditgebühr. Wir haben in Österreich (als eines der wenigen Länder) dadurch einen klaren Wettbewerbsnachteil zu Factoringinstituten in Deutschland, Frankreich oder England.
5. Für Coface Austria sind wir optimistisch. Das Ergebnis des ersten Halbjahres ist sehr zufriedenstellend. Auch für die allgemeine Marktentwicklung in Österreich gehen wir wieder von einem zweistelligen Wachstum aus. Der Markteintritt von neuen Factoringgesellschaften in den letzten Jahren hat dem Markt insgesamt sicher gut getan. Mehr Wettbewerb führt auch zu Produktinnovation und Produktdiversifikation. Von beidem profitieren die Kunden und das ist eine gute Entwicklung.