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Immer im öl

Ich glaube, dass öl und Gas noch in das nächs­te Jahrhundert hineinreichen«, meint Gerald Grohmann, CEO der börsenotierten Schoeller Bleckmann Oilfield Equipment AG mit Sitz in Ternitz (Nö). Seiner Ansicht nach werde der Peak of Oil nicht aus technischen, sondern aus geopolitischen Gründen erreicht werden. Wann das sein wird, könne niemand wirklich voraussagen, so Grohmann. Er glaubt jedenfalls nicht daran, dass der Welt schon bald das öl ausgehen könnte, und bemüht dafür eine Szenarioeinschätzung der US Energy Information Administration. Darin ist die Bandbreite für den Peak Oil je nach Marktentwicklung zwischen 2021 und 2112 angesetzt. Die Begründung für seine Sicht untermauert Grohmann mit durchaus plausibel erscheinenden Argumenten. Ausgehend von der wissenschaftlichen Annahme, dass weltweit rund 6.000 Milliarden Barrel Erdöl entstanden sind, geht Grohmann davon aus, dass noch viel Schwarzes Gold vorhanden ist. So sei man in den Sechzigerjahren von rund 500 Milliarden Barrel öl als bekannt und förderbar ausgegangen, heute sei man in den Schätzungen bei rund 3.000 Milliarden angelangt. Und das, obwohl die strengen Richtlinien von börsenotierten Unternehmen vereiteln, dass ihre potenziellen Reserven als »proved« eingestuft werden. Das kürzlich bekanntgegebene Offshore-ölfeld vor Brasilien zeige, dass das Ende der Fahnenstange nicht erreicht sei, so Grohmann. Bis vor wenigen Jahren sei die ölförderindustrie nicht in der Lage gewesen, Ultra-Deep-Water-ölfelder, die drei, vier oder fünf Kilometer unter dem Meeresspiegel liegen, zu orten und wirtschaftlich zu erschließen. »Neue Funde in größerer Zahl sind zu erwarten«, versprüht der Chef von insgesamt 1.175 Mitarbeitern Optimismus. Weiters würde bei allen Studien zum Energieverbrauch die Vergangenheit in die Zukunft hochgerechnet. »Dabei macht der Mensch häufig Fehler«, glaubt Grohmann und verweist darauf, dass steigende Effizienz so gut wie keine Berücksichtigung finde. Die Isolierung von Häusern sei in vielen Ländern katastrophal, hohe Ener­giepreise machen jedoch Sanierungsprogramme zunehmend attraktiv. Allein durch das weltweit übliche und in Russland und Westafrika in exzessiver Art und Weise betriebene Abfackeln von Erdgas gingen pro Jahr 150 Milliarden Kubikmeter Gas verloren. Das entspricht immerhin dem gemeinsamen Jahresverbrauch der Länder Großbritannien und Italien. Es werde auch zu wenig berücksichtigt, dass der Zugang zu öl weltweit nicht uneingeschränkt vorhanden ist. »Der Irak fördert derzeit etwa zwei Millionen Barrel täglich, möglich wären fünf bis sechs Millionen Barrel, wenn entsprechend investiert wird«, meint Grohmann. Dazu komme, dass bislang im Durchschnitt nur 30 Prozent des in den ölfeldern vorhandenen öls gefördert werden. »Technologie und ölpreis haben einen wesentlichen Einfluss auf die Reserven«, sagt Grohmann und verweist darauf, dass durch eine bessere Ausbeutung auch die Revitalisierung alter Lagerstätten möglich ist - mit Technologien, deren Preise deutlich gestiegen sind. Dass sie trotzdem zum Einsatz kommen, ist für Grohmann logisch, denn trotz aller Bemühungen sinken die Förderraten, zugleich steigt der Bedarf. »2004 ist die ölwelt aufgewacht, der rasante Verbrauch Chinas hat aufgerüttelt, damals wurde offenbar, dass die Förderreserve der OPEC nicht groß genug sein wird«, weiß der Manager. Jetzt würde weltweit investiert. Die Nachfrage nach SBO-Produkten sei jedenfalls ­enorm, im Werk Ternitz wird im Dreischichtbetrieb erzeugt, seit 2004 hat sich die Zahl der Mitarbeiter fast verdoppelt. Gewachsen ist auch der Auftragsstand, der zum Halbjahr 2007 mit 243,3 Millionen Euro höher liegt als zum Gesamtjahr 2006. »Die Nachfrage ist riesengroß, wer heute bestellt, wird Ende 2008 beliefert«, freut sich Grohmann. Dem Mitbewerb gehe es mit den Lieferzeiten auch nicht anders.

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