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Energiewende wird gelingen

\"W.Ein Gastkommentar von Wolfgang Anzengruber, Vorstandsvorsitzender des Verbund.

Wir müssen in den kommenden Jahrzehnten global den Übergang zu einem rein auf erneuerbaren Quellen beruhenden Energiesystem schaffen. Andernfalls werden wir mit unübersehbaren wirtschaftlichen, ökologischen und gesellschaftlichen Folgen zu kämpfen haben. Wolfgang Anzengruber ist zuversichtlich, dass die Herausforderungen bewältigt werden.

Betrachtet man die vergangenen 15 Jahre, so sind die Anzeichen für ein neues Energiezeitalter heute günstig wie noch nie. Vor 15 Jahren stand Europas E-Wirtschaft am Beginn eines gewaltigen Umbruchs: von der Staats- zur Marktwirtschaft. Die Branche hat diesen Drahtseilakt – allen Unkenrufen zum Trotz – erfolgreich bewältigt. 
Heute ist Österreichs E-Wirtschaft moderner, innovativer und flexibler, ohne auf Langfristplanung und Versorgungssicherheit zu verzichten. Diese Stärken der heimischen Stromunternehmen, gepaart mit dem sprichwörtlichen österreichischen Ingenieursgeist, machen Mut, dass Österreich erneut zu einem Musterland werden kann. Immerhin machen heute schon Österreichs Gemeinden und eine wachsende Zahl von Privatpersonen große Schritte in Richtung größerer Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern.
Wir bewegen uns bereits langsam, aber sicher weiter auf dem Weg zu einem Elektrizitätssystem, das aus zentralen und vielen dezentralen Erzeugungsanlagen besteht, die in das gemeinsame Stromnetz immer mehr erneuerbare Energie einspeisen und aus diesem wiederum Energie beziehen. Gleichzeitig müssen wir in Europa den Strom aus Windkraft im Norden mit der Sonnenkraft im Süden und der Wasserkraft in den Alpen über leistungsstarke Netze für alle verfügbar machen. So kann schrittweise Strom aus fossilen und nuklearen Quellen substituiert werden.

Spätestens seit dem 11. März 2011 und den immer mehr über Fukushima bekannt werdenden Details ist klar, dass die Atomkraft langfristig keine Zukunft hat. Und schon länger ist absehbar, dass eine weitere ungebremste Verbrennung fossiler Energieträger – v.a. von Öl und Kohle – ins Klimadesaster führt. Auch das relativ saubere Erdgas wird den Treibhauseffekt nicht stoppen können, aber wir brauchen es noch einige Zeit als Brückentechnologie. Der Umstieg auf ein komplett erneuerbares Energiesystem wird daher erst bis 2050 zu bewältigen sein.

Gute Chancen

Österreich hat gute Voraussetzungen dafür, die Energiewende zu schaffen, wenn alle gesellschaftlichen Gruppen an einem Strang ziehen. Wenn es uns gemeinsam gelingt, die intelligente und effiziente Energienutzung erheblich zu verbessern, die Wasserkraft maßvoll auszubauen, Wind- und Solarstrom entsprechend zu fördern, Kraft-Wärme-Kopplung zu forcieren und das Verkehrssystem auf Elektrizität aus erneuerbaren Energien umzustellen, werden wir uns mit großen Schritten auf das Ziel zubewegen.

Das Zauberwort lautet Effizienzsteigerung. Das bedeutet, wir müssen danach trachten, mit jeder einzelnen Energieeinheit mehr Wirkung zu erzielen und sie bewusst intelligent einzusetzen. Es ist möglich, die Effizienz jeder einzelnen Kilowattstunde Strom zu erhöhen. So verbrauchen moderne Kühlschränke heute nur noch halb so viel Strom wie vor 15 Jahren, und der Verbrauch lässt sich durch moderne Technik noch weiter senken. Elektrofahrzeuge nützen die eingesetzte Energie um das Drei- bis Vierfache effizienter als herkömmliche Fahrzeuge. Mittels Vernunft, Technik, Kapital und Arbeit können wir den Wohlstand steigern, ohne uns in unserem Lebensstandard einzuschränken.

Bei klaren langfristigen politischen Rahmenbedingungen, die auch dafür sorgen, dass Energie für uns alle erschwinglich bleibt, können öffentliche wie private Einrichtungen zielgerichtet ans Werk gehen. Dieses wird viel Geld und viel Kraft erfordern, aber das Ergebnis wird sich sehen lassen können. Denn es wird ein wesentlicher Beitrag dazu sein, unseren Planeten lebenswert zu erhalten.

>> Wolfgang Anzengruber ist Vorstandsvorsitzender des Verbunds, des größten Stromerzeugers aus Wasserkraft in Europa.

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