Autobahnen aus Beton sind superfest. Abgesehen von Ausführungsmängeln bieten die Fahrbahnen hohen Komfort und lange Haltbarkeit. Auf Strecken mit hohem Verkehrsaufkommen, wie den neu entstandenen Teilstücken auf der A1 und A2, tendiert die Asfinag deshalb zu Beton. Die Wiener Umfahrungsautobahn S1 war zwar ursprünglich in Asphalt geplant, im Zuge der Vergabe wurde aber dann doch Beton daraus. Damit sich die Asfinag künftig bei ihrer Entscheidungsfindung leichter tut, hat die Vereinigung der österreichischen Zementindustrie (VöZ) eine Offensive gestartet. »Wir haben vor einem Jahr die Nachhaltigkeit entdeckt«, erklärt Frank Huber vom VöZ und präsentiert Studienergebnisse, die einen positiven Einfluss harter Fahrbahnen auf den Treibstoffverbrauch belegen. »Je nach Art des Fahrzeuges steigt bei unebenen Straßen der Treibstoffverbrauch um fünf bis neun Prozent«, erklärt dazu die Expertin des schwedischen Zement- und Betonforschungsinstituts Malin Löfsjögard. »Je widerstandsfähiger und härter eine Fahrbahndecke ist, desto geringer fällt die Verformung aus.« Schwere Brummer würden auf Asphalt permanent bergauf fahren. Sollte nur ein Prozent Treibstoff gespart werden, würde dies, gerechnet auf eine Lebensdauer von vierzig Jahren, pro Kilometer volkswirtschaftliche Einsparungen zwischen 240.000 und 645.000 Euro bringen. Der Wiener Rechtsanwalt Gabriel Lansky hat für den VöZ ebenfalls die Nachhaltigkeit entdeckt. Diese sei zu seiner Verwunderung in der gerade im Entstehen befindlichen Vergaberechtsreform nicht enthalten. »Das Thema befindet sich in einem Reifungsprozess«, glaubt er und empfiehlt dem Gesetzgeber, dieser Entwicklung Rechnung zu tragen. Das Prinzip der Nachhaltigkeit sei schon jetzt in mehreren Rechtsmaterien verankert, die EU lasse eine Berücksichtigung der Lifecycle-Kosten in Vergaben zu, meint der Staranwalt. Er könne sich eine Verteidigung gut vorstellen, wenn in einem Vergabeverfahren zur Ermittlung des Bestbieters etwa Wartungs- und Betriebskosten nicht berücksichtigt werden. Eine Ankündigung, die vielleicht in Zukunft noch viel juristisches Getöse auslösen wird. Bei der Lärmemission, die man in Nachhaltigkeitsüberlegungen ebenfalls miteinbeziehen könnte, schneiden neue Betonfahrbahnen nicht eindeutig besser ab. »Asphalt ist leiser, Beton legt aber durch neue Mischungen zu«, meint Löfsjögard. »Die Unterschiede sind sehr gering«, sagt Huber. Langfristig seien Betonfahrbahnen leiser, weil sie haltbarer seien. Die Asphaltlobby kann den Argumenten des VöZ naturgemäß wenig abgewinnen. Hans Reininger, Geschäftsführer der Asphalt-Interessensgemeinschaft Gestrata, sieht im Vorstoß der VöZ einen »Sensationsballon«. Er zweifelt, dass die Argumente der Zementler durchschlagende Wirkung auf die Asfinag haben werden, wie auch am Aussagegehalt der Studien, die zum Teil mehr als zwei Jahrzehnte alt sind. Als »völligen Blödsinn« bezeichnet ein Vertreter der OMV die Annahme, dass LKW auf Asphalt permanent bergauf fahren. Ein möglicher Walkeffekt stehe in keinem Verhältnis zur Reifengröße. Eine mögliche Kraftstoffersparnis durch unterschiedliche Beläge sei aber tatsächlich messbar, hänge jedoch unter anderem von der Temperatur ab. Sein Resümee: »Die Sache hat null Relevanz für den Normalverbraucher.«