Die Top 12 Themen, die Österreich 2020 bewegten
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Was uns 2020 beschäftigt hat.
Männerdominanz
Managerinnen muss man in Österreich noch immer mit der Lupe suchen. Von 192 Vorstandsmitgliedern in börsennotierten Unternehmen sind laut einer Auswertung der Unternehmensberatung EY nur 14 weiblich. In 15 Vorständen sitzt keine einzige Frau – etwa bei Raiffeisen, Lenzing, Voestalpine, Andritz, Strabag und Uniqa. In Deutschland muss künftig ab vier Vorstandsmitgliedern mindestens eine Frau dabei sein. Diese Regelung würde nur sechs ATX-Unternehmen betreffen, da z.B. die Vorstände der Österreichischen Post, Telekom Austria, CA-Immo oder Verbund mit weniger Personen besetzt sind.
Leere Shops
Die Coronakrise beschleunigt den Strukturwandel im Handel. Rund 6.500 der 60.000 Betriebe sind laut Handelsverband existenzgefährdet und werden nach dem Lockdown möglicherweise nicht mehr aufsperren. Besonders stark betroffen sind Geschäfte in Einkaufsstraßen, die vorwiegend von Touristen frequentiert werden. Auch bei den Shoppingcenterbetreibern hat das große Zittern begonnen. Viele Filialisten, die zuletzt ihr Online-Geschäft ausgebaut haben, ziehen sich zurück. Über die Nutzung freier Flächen für Bibliotheken, Kindergärten oder sogar Wohnungen wird bereits nachgedacht.
Gemeinwohl
2010 formierte sich von Österreich ausgehend die Gemeinwohl-Ökonomie – ein Wirtschaftssystem, das auf ethischen, sozialen und nachhaltigen Werten aufgebaut ist. Weltweit unterstützen bereits mehr als 2.000 Unternehmen die Initiative. Mehr als 500 Betriebe erstellen eine Gemeinwohl-Bilanz und dokumentieren, wie sie ihre unternehmerischen Ziele mit fairen, umweltgerechten Mitteln erreichen. In Österreich sind Gea, Sonnentor, Grüne Erde, Wiesner-Hager und Lux Bau prominente Vorreiter.
Startschuss für 5G
Die fünfte Mobilfunk-Generation steht in den Startlöchern. Extrem hohe Datenübertragungsraten – 10 Gigabit pro Sekunde – sind theoretisch möglich. Das ist etwa 230-mal schneller als die durchschnittliche Internetgeschwindigkeit, die Österreicherinnen und Österreicher derzeit nutzen. Die Hersteller haben ihre Produktpaletten entsprechend erweitert, obwohl ein Vollausbau des Netzes erst in etwa fünf Jahren erreicht ist. Zusätzliche Mobilfunkmasten müssen errichtet werden, was mancherorts Besorgnis auslöst. Das Gerücht, das Corona-Virus breite sich über 5G aus, fällt jedenfalls definitiv unter Verschwörungstheorien.
Hybrides Arbeiten
Trotz holprigen Beginns funktioniert Remote Work erstaunlich gut. 2020 hat uns gezeigt, dass ein Austausch, Weiterbildung oder Bewerbungsgespräche auch online funktionieren. Nur 26 % möchten jedoch laut einer Gallup-Umfrage auch in Zukunft ausschließlich im Homeoffice arbeiten. Sehr wohl gefragt sind hybride Modelle: Ortsunabhängiges Arbeiten – zu Hause, unterwegs, im Büro – wird mit persönlichen Treffen gekoppelt, die gleichzeitig auch digital zugänglich sind.
Mobile Commerce
Der Online-Handel erlebt einen gigantischen Boom, am größten sind die Zuwachsraten im Segment M-Commerce, wenn also Einkäufe am Smartphone getätigt werden. Höchste Zeit für den Handel, sich mobil zu machen: Je einfacher und problemloser das Gustieren, Bestellen und Bezahlen auf Apps, mobilen Websites oder Social-Media-Kanälen funktioniert, desto höher sind die Umsätze. Auch bei der Kundenbindung wird das Handy künftig eine wichtige Rolle spielen – als digitale Kundenkarte.
Urbanisierung
Bis 2050 werden zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben. Ein Umdenken im Umgang mit knappen Ressourcen ist erforderlich. Weltweit wird an Konzepten für die Stadt der Zukunft gefeilt: Energieeffiziente Gebäude und Infrastruktur, umweltfreundliche Transportmittel, Nutzung erneuerbarer Energie, Aufbereitung von Abfall und Abwasser sind Ansätze, die das Wohnen und Arbeiten in Städten lebenswerter machen.
Land der Berge
Der Trend zum Heimaturlaub geht in die zweite Runde. Auch 2021 wird Reisen vorerst nur eingeschränkt möglich sein. Wie viel das Tourismusland Österreich zu bieten hat, wurde einigen erst vorigen Sommer bewusst, als Covid-19 den Flug in ferne Gefilde verhinderte und sie ihre Heimat (neu) entdeckten. Fauna, Flora, Berge, Schlösser, Wasser, Wein, Kultur – alles da. Das Meer fehlt, leider.
Welt ohne Müll
Das Cradle-to-cradle-Prinzip steht für eine nachhaltige Wirtschaft, in der alle eingesetzten Rohstoffe am Ende des Lebenszyklus wieder vollständig und gleichwertig in den Produktionsprozess zurückgeführt werden. Die Idee stammt von dem deutschen Chemiker Michael Braungart und dem amerikanischen Architekten William McDonough.
Rund 11.000 Produkte wurden von ihrem Hamburger Institut C2C-zertifiziert, zuletzt u.a. Jeans von C&A, eine Kollektion von Wolfort und Printerzeugnisse der Druckerei Gugler. Nun hält das Prinzip auch in der Bauwirtschaft Einzug – in Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz entstanden C2C-Gebäude.
Perfektes Erlebnis
Neue Technologien haben das Marketing schon immer beflügelt. Experience-Technologien könnten das Erlebnis von KundInnen und NutzerInnen auf ein ungeahntes Niveau heben. Smarte Räume, Interaktion und emotionale Aspekte fließen in die Gestaltung des individuell adaptierten Umfelds ein. Die Technik vermag mehr, als erlaubt ist: Gesichtserkennung, Standortbestimmung und Verhaltensanalyse widersprechen in den meisten Ländern den Privacy-Bestimmungen.
E-Auto-Boom
Die Pandemie führte 2020 in ganz Europa zu einem historischen Einbruch auf dem Automarkt. Die Pkw-Neuzulassungen gingen um knapp 24 % zurück. Der Marktanteil von Elektroautos stieg jedoch auf ein neues Rekordhoch. In Österreich fährt bereits jeder fünfte Neuwagen elektrisch. Trotz der starken Zuwächse liegt die Umstellung auf eine emissionsfreie Automobilität noch in weiter Ferne. Selbst wenn ab sofort ausschließlich Hybrid- und Elektrofahrzeuge zugelassen werden, wäre das Ziel erst in mehr als zehn Jahren erreicht.
Made in Europe
Die europäische Cloud-Initiative Gaia-X stößt auf reges Interesse. Mehr als 100 Unternehmen beteiligen sich an der Allianz, darunter allerdings auch umstrittene Partner wie die Datenanalysefirma Palantir. Erste Cloud-Produkte und Lösungen sollen Mitte 2021 verfügbar sein und eine Alternative zur Abhängigkeit von den IT-Infrastrukturen amerikanischer oder chinesischer Konzerne bieten. Es könnte sich am Preis spießen: Wer ist tatsächlich bereit, für Datensouveränität mehr zu bezahlen?