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Erwartungen an die Politik (Teil 2)

Erwartungen an die Politik (Teil 2) Foto: iStock

Teil 2 der Umfrage.

Es ist also vollbracht: Nach monatelangen Verhandlungen ist Anfang 2020 endlich weißer Rauch aufgestiegen. Sebastian Kurz und Werner Kogler haben trotz aller Differenzen zusammengefunden. Ganz Europa blickt gespannt auf die türkis-grüne Koali-tion. Aber nicht nur das interessierte Ausland, auch die heimische Wirtschaft hat große Erwartungen an Kurz, Kogler & Co. Report(+)PLUS hat sich umgehört, welche Wünsche führende Köpfe der österreichischen Wirtschaft an die neue Regierung haben.

HIER gehts zu Teil 1

»Mutige Investitionen fördern«

Hubert Wetschnig, CEO Habau Group

»Einen großen Handlungsbedarf sehe ich im Zusammenhang mit dem Thema Investitionen. Einerseits die eigenen, von Bund und Ländern getätigten im Bereich der Infrastruktur. Das braucht es auch, um den Wirtschaftsstandort Österreich zu stärken und weitere Betriebsansiedlungen zu ermöglichen. Andererseits wünsche ich mir, dass auch ein mutiges Investitionsverhalten in der Privatwirtschaft gefördert wird.

Nur so können wir als Gemeinschaft wachsen und Arbeitsplätze schaffen – ein ausgesprochener Sparkurs würde den Aufbau von Wohlstand über alle Branchen und Gesellschaftsschichten hinweg bremsen. Gleichzeitig sehe ich den Klimaschutz als essenziell an und hoffe, dass die Zusammenarbeit in der neuen Koalition dafür vernünftige Lösungen und Vorgaben erarbeiten wird. Auch das Thema Bau lässt sich langfristig nicht mit Raubbau an Umweltressourcen vereinbaren. Wir halten schon seit langem besonders hohe Maßstäbe für umweltschonende Verfahren. Nur wenn auch der Mitbewerb dementsprechend agiert, kann die österreichische Baubranche EU- und weltweit ihren guten Ruf aufrechterhalten.

Weitere Wünsche von mir wären, bürokratische Hürden abzubauen, einen Schwerpunkt auf die Verbesserung des Bildungssystems zu legen sowie generell die Personalkosten für Unternehmen durch geringere Lohnnebenkosten zu senken und den Kündigungsschutz zu lockern, damit es z. B. leichter wird, auch ältere Arbeitssuchende einzustellen, ohne automatisch mit teuren Konsequenzen rechnen zu müssen. Auch Anreizsysteme in Hinblick auf die Wertschöpfung im Ausland wären begrüßenswert, früher gab es Montageregelungen und Steuerbegünstigungen für das Arbeiten außerhalb Österreichs.«


»Fokus auf Energieeffizienz legen«

Peter Giffinger, CEO Saint-Gobain Österreich

»Laut Regierungsprogramm soll die Sanierungsrate von derzeit einem auf drei Prozent gehoben werden. Dafür sollen mehr Fördergelder bereitstehen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten aus unserer Sicht auch durchgängige Förderrichtlinien umgesetzt werden. Zudem sollte ein stärkerer Fokus auf die Energieeffizienz von Gebäuden gelegt werden.

Wir wünschen uns entsprechende Rahmenbedingungen und Förderungen, wenn es um die weitere Umsetzung von Kreislaufwirtschaft und Recycling geht. Gipskarton ist vollständig recycelbar. Beim Verschnitt hat Rigips eine Vorreiterrolle eingenommen. Für die weitaus größeren Volumina aus dem Rückbau der Baustellen braucht es noch entsprechende Anreize.

Zukünftig soll die Regionalität von Baumaterialien eine größere Rolle spielen, das begrüßen wir sehr! Saint-Gobain ist mit seinen nachhaltigen Systemlösungen gut gerüstet, einen Beitrag gegen den Klimawandel zu leisten.«


»Flächendeckende Breitbandversorgung«

Michaela Novak-Chaid, Geschäftsführerin HP Österreich

»Die Digitalisierung ist eine Notwendigkeit für Österreich. Die neue Regierung hat diese Mammutaufgabe angenommen und als konkretes Ziel in ihrem Programm verankert. Jetzt gilt es, die geplanten Maßnahmen umzusetzen. Es ist nicht zu spät: Österreich kann noch immer eine Vorreiterrolle einnehmen.

Die flächendeckende Breitbandversorgung ist in Zeiten des Fachkräftemangels eine Voraussetzung für ein ortsunabhängiges und zeitlich flexibles Arbeiten – auch außerhalb Wiens. Neue digitale Produktionstechnologien wie der 3D-Druck unterstützen die Innovationskraft und ermöglichen es, Fertigung zurück ins Land zu holen. Der ressourcenschonende Materialeinsatz und kürzere Transportwege unterstützen zudem ein nachhaltigeres Wirtschaften. Davon profitieren wir alle.«


»Teilhabe am Kapitalmarkt stärken«

Ernst Vejdovszky, Vorstandsvorsitzender S Immo AG

»Auch die neue Bundesregierung hat sich vorgenommen, leistbaren Wohnraum zu schaffen, das Mietrecht zu novellieren und eine transparente Preisbildung am Immobilienmarkt zu schaffen. Das sind ambitionierte Projekte, die allesamt von hoher Relevanz für unser Land und für unsere Branche sind.

Ich wünsche mir, dass die angekündigten Investitionsanreize für Sanierungen und Neubauten in diesem Zusammenhang kein Lippenbekenntnis bleiben. An anderer Stelle verspricht das Regierungsprogramm eine Entbürokratisierung des Kapitalmarkts, es möchte die Teilhabe an diesem fördern und die private Altersvorsorge stärken. Auch das sind äußerst unterstützenswerte Vorhaben – ich hoffe auf deren Umsetzung.«


»Investitionen fortführen«

Stefan Graf, CEO Leyrer + Graf

»Ich erwarte mir von der Bundesregierung, dass sie sich ihrer Rolle als bestimmende Führungsinstitution des Staates bewusst ist und die Aufgaben, die ihr politisch anvertraut sind, verantwortungsvoll erfüllt. Sie darf sich nicht zu stark in die Marktwirtschaft regulierend einmischen, sondern ist vielmehr aufgefordert, Randbedingungen zu setzen, um die wirtschaftlichen Tätigkeiten der Bürger zu fördern und so einen Beitrag zur Sicherung des Wohlstands zu leisten.

Meine konkreten Wünsche an die neue Regierung sind eine Fortführung der Investitionen als öffentlicher Auftraggeber in Infrastruktur, Förderung von Digitalisierung und Innovation sowie die Umsetzung der langjährigen Forderung nach Reduktion von Bürokratie und Regularien, um mehr Gestaltungsfreiheit und Rechtssicherheit zu schaffen.

Darüber hinaus würde ich mir wünschen, dass Rahmenbedingungen geschaffen werden, die Anreize für eine hohe Leistungsbereitschaft der Gesellschaft ermöglichen. So können nicht nur Arbeitsplätze geschaffen werden, sondern so wird auch die Wertschöpfung in den Regionen gestärkt.«

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