Menu
A+ A A-

Ökologisch effizient

Foto: Die überschüssige Energie aus der DeCONOx-Rauchgasreinigungsanlage des Zementwerks Hofmann wird in das Kirchdorfer Fernwärmenetz eingespeist. Foto: Die überschüssige Energie aus der DeCONOx-Rauchgasreinigungsanlage des Zementwerks Hofmann wird in das Kirchdorfer Fernwärmenetz eingespeist.

Verpflichtende Energieberatung und Audits bringen das Thema Energie in den Fokus der Betriebskosten von Unternehmen. Optimaler Energieeinsatz – eine Win-win-Situation für Umwelt und Wirtschaft.

»Die heimische Wirtschaft hat die Bedeutung von Energieeffizienz erkannt«, betont Peter Traupmann, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur, zufrieden. Die österreichischen Unternehmen, die vom Energieeffizienzgesetz (EEffG) erfasst sind, haben 2016 rund 10.000 Energiesparmaßnahmen im Volumen von 7,21 Petajoule gemeldet. Insgesamt spielt der Industriesektor eine wichtige Rolle. Er war im vergangenen Jahr für knapp 30 % des Endenergieverbrauches in Österreich verantwortlich.

Neue Energiestrategie

Bei Energieeffizienz im industriellen Sektor punktet das geplante Verbundprojekt NEFI (New Energy for Industry), das im Rahmen der FTI-Strategie Vorzeigeregionen des KLI.EN gefördert wird. Über den Zeitraum von acht Jahren werden unter der Verbundkoordination des Austrian Institute of Technology (AIT) gemeinsam mit den Partnern Montanuniversität Leoben, OÖ Energiesparverband und OÖ Wirtschaftsagentur Business Upper Austria neue Projekte entwickelt sowie erprobte Technologien demonstriert und zur Marktreife gebracht. Dazu zählen industrielle Abwärmenutzung wie die Auskopplung von Hochtemperaturwärme für die Dampfversorgung benachbarter Industriebetriebe, erneuerbare Energietechnologien wie PV oder Biomasse sowie Speichertechnologien wie innovative PCM Hybridspeicher und adiabate Druckluftspeicher. Ziel ist die vollständige Dekarbonisierung der Industrie und der Einsatz von bis zu 100 % erneuerbarer Energie.

Bild oben: In der Fleischerbranche sind drehzahlgeregelte Kühlmaschinen in Betrieb, deren Abwärme für die Bereitstellung von Warmwasser genutzt wird.

Derzeit kommen noch zwei Drittel der Energie aus fossilen Quellen. Schwerpunkt der Umsetzungsprojekte sind die industriestarken Regionen Oberösterreich und Steiermark. Die neuen Entwicklungen werden in einem von der Montanuni Leoben geleiteten Innovationsprozess in industrielle Systeme integriert. »Aufgrund von bereits in der Umsetzung befindlichen Energieinnovations-Einsparungsprojekten wurden wir eingeladen, eine Einreichung bei NEFI in Zusammenarbeit mit dem Energieinstitut der Johannes Kepler Universität durchzuführen«, erklärt Harald Gruber, Geschäftsführer von ESIM Chemicals die Teilnahme seines Betriebes und kündigt ein vielversprechendes Projekt an. »Mit unserer MSA-Anlage kann das dort eingesetzte n-Butan energieeffizienter eingesetzt werden, damit verbunden ist eine erhebliche CO2-Reduktion pro hergestellten Kilogramm MSA.« Die Fleischerei Wiesbauer erkennt in der Teilnahme bei NEFI die Möglichkeit, mit Forschungspartnern umfassende Einsparmaßnahmen durch Einsatzoptimierung und Digitalisierung zu entwickeln.

Leuchtturmprojekte

Industrie ohne fossile Energie? Für voestalpine denkbar. Der Ersatz fossiler Energieträger ist aber nur durch neue und derzeit erst in Entwicklung befindliche Technologien möglich. Ein EU-Leuchtturmprojekt – die derzeit weltgrößte Elektrolyseanlage - wird aktuell am Standort Linz gemeinsam mit Verbund, Siemens, K1-MET und anderen Partnern errichtet. Darüber hinaus erforscht die voestalpine in Donawitz eine Eisenerz-Direktreduktion mit Wasserstoffplasma als langfristige Alternative zum bestehenden Hochofenverfahren.

Die TU Wien forscht an einem CO2-Abscheideprozess mit 40 % Effizienzsteigerung im Rahmen des Leitprojekts ViennaGreenCO2. Der Verbund bietet mit Power-Pool spezielle Effizienzdienstleistungen. Flexibel einsetzbare Energieanlagen der Teilnehmer werden dabei gebündelt und am Regelenergiemarkt vermarktet.

Bild oben: Aufgrund des hohen Anteils der Energiekosten an den Produktionskosten (30 bis 40%) ist die Verbesserung der Energieeffizienz Kernthema bei der Zement­erzeugung.

Brigitte Bach, Leiterin des Centers for Energy am AIT und Verbundkoordinatorin von NEFI, spricht das Thema Wärme an: »Industriebetriebe müssen in Energiesys­teme eingebunden werden.« Ein Problem dabei: »Fernwärmeauskopplung ist nicht überall wirtschaftlich machbar, da die Zementwerke üblicherweise nicht in der Nähe großer Abnehmer liegen«, sagt Sebastian Spaun, Geschäftsführer der Vereinigung der österreichischen Zementindustrie (VÖZ).

Effizienz-Leiter

Robert Pichler, Obmann der »Dienstleister Energieeffizienz und Contracting Austria« DECA, sieht die Industrie bereits auf einem guten Weg Richtung Energieeffizienz. »Das EEffG hat vielen Betrieben die Augen geöffnet. Sie durchlaufen eine Energieberatung, haben ein Audit gemacht und Einsparungen entdeckt, die sich rasch amortisieren.« Klein- und Mittelbetriebe, für die das EEffG nicht gilt, befinden sich noch in den Startlöchern. Peter Traupmann bedauert, dass sich UnternehmerInnen oft aus Zeitmangel nicht besonders mit Energieverbrauch befassen. Jedoch gäbe es auch bei dieser Unternehmensgröße hohes Potenzial, sei es bei veralteten Beleuchtungs- oder Heizsystemen.

Ein Beispiel für erfolgreiche Energieeffizienz ist der Fleischerbetrieb Wiesbauer mit seinen drehzahlgeregelten Kühlmaschinen, deren Abwärme für die Bereitstellung von Warmwasser genutzt wird. Der NEFI Projektpartner hat auch thermisch saniert, Abwärmenutzung, Dampferzeuger und Beleuchtung optimiert, ein Spritspartraining durchgeführt und setzt drehzahlgeregelte Druckluftkompressoren ein.

Eine Optimierung fand auch bei voest­alpine statt. Prozessgase erreichen nun eine höhere energetische Verwertung im Kraftwerk. Darüber hinaus werden alternative Rohstoffe wie Erdgas-Eindüsung bei der Roheisenerzeugung forciert. Weitere Maßnahmen: Beschaffung von Mulden zum vermehrten Einsatz für Materialtransport im Abbau anstelle von Radladern, Optimierung der Steuerung der Tieföfen, Kauf von neuen Diesellokomotiven mit Start/Stopp-Technik und Wärmerückgewinnungsanlagen.

Wärmerückgewinnung ist auch eine der vielen Maßnahmen beim globalen Papier- und Verpackungshersteller Mondi. René Stadler, verantwortlich für den Energieeinkauf: »In den letzten Jahren haben wir ohne Einschränkung der Produktion 44 Maßnahmen umgesetzt, von Beleuchtungsprojekten über Wärmerückgewinnung bis hin zur Optimierung der Pumpen, und damit unsere Energieeffizienz massiv weiter gesteigert.«

In der Zementindustrie haben Maßnahmen wie die Modernisierung zentraler energieverbrauchender Bestandteile wie Vorwärmer, Drehrohrofen und Klinkerkühler, die Nutzung von Abwärme mittels Wärmetauscher zur Beheizung von Werksräumen, die Auskoppelung von Wärme in bestehende Nahwärmenetze, die Optimierung der Mahlprozesse zur Minderung des elektrischen Energiebedarfs sowie der Druckluftversorgungssysteme über intelligente Druckluftsteuerung zu Effizienzsteigerungen geführt.

back to top