Industriebetriebe: Wachstum, aber wie?
- Written by Redaktion
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Eine Umfrage in heimischen Industriebetrieben macht Produktionprozesse als Wachstumsfaktor aus. Energiesparen ist die Kostenbremse schlechthin und der allgemein herrschende Technikermangel könne nur durch Mitarbeiterqualifizierung ausgeglichen werden.
Bereits zum vierten Mal präsentiert Festo das „Trendbarometer Industriebetriebe“, das sich 2013 dem Leitthema „Wachstum – aber wie“ widmet. Für die Umfrage hat das Gallup Institut Interviews mit Vertretern aus 200 Industriebetrieben in Österreich geführt. Gefragt nach der aktuellen Auftragslage im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich ein tendenziell ausgewogenes Bild. 23 % der Befragten geben „besser als im Vorjahr“ an, 22 % schlechter und 55 % etwa ident zum Vorjahr. Den Ausblick der Unternehmen könnte man als vorsichtig optimistisch bezeichnen: immerhin erwarten 43 % Wachstum in diesem Jahr, mit einer durchschnittlichen Wachstumserwartung von 7,25 %. Besonders positiv gestimmt sind die Unternehmen in Wien, Oberösterreich und Salzburg.
Interessant ist die Frage nach den Maßnahmen zur Realisierung des geplanten Wachstums. Rund zwei Drittel nennen hier neue Märkte und neue Produkte, etwa ein Drittel sieht bei Veränderungen in der Produktion und der Qualifikation von Mitarbeitern deutliches Wachstumspotenzial. Wer bringt sich ein, wenn es um die Entwicklung von Wachstumsstrategien geht? Selbstverständlich ist die Geschäftsführung dabei (allerdings doch nur bei 90 % der Unternehmen), an zweiter Stelle liegt bereits mit 61 % die Produktion, ex aequo auf Platz 3 die Unternehmensbereiche Marketing und Vertrieb (56 %). Dann folgen Forschung & Entwicklung und Human Resources. Etwas überraschend nennen die Befragten als Schlusslicht in der Strategieplanung den Finanzbereich.
Strategisches Know-how kann auch von außerhalb des Unternehmens kommen, 41 % der befragten Industriebetriebe arbeiten bereits mit externen Beratern zusammen, 32 % würden nicht auf externe Berater setzen. Dabei wäre es gerade für kleine und mittelständische Betriebe interessant, externe Berater einzubinden, denn sie bringen neue Perspektiven und frisches Know-how ein.
Die Produktion als Wachstumsträger
Es fällt auf, dass Produktionsleiter und Geschäftsführer den Stellenwert der Produktion für Wachstumsstrategien unterschiedlich beurteilen. 96 % der Produktionsleiter sehen hier große Chancen und somit einen wichtigen Kosten- und auch Wachstumsfaktor. Dieser Meinung sind nur 66% der Geschäftsführer. Geht man vom Denkmodell des „Toyota-Produktionssystems“ aus, so liegt das Verhältnis von Wertschöpfung zu Verschwendung bei 1:9. Das heißt rund 10 % der Aktivitäten im Unternehmen sind wertschöpfend und 90 % Verschwendung. Es schlummern also erhebliche Potenziale in der Produktion, die zumindest teilweise durch Optimierungen frei gemacht werden könnten.
Immerhin sehen auch 71 % der Befragten die Restrukturierung des Produktionsprozesses als Möglichkeit zur Erhöhung der Wirtschaftlichkeit. Mitarbeiterqualifikation, Einsatz neuer Technologien und Prozessoptimierung zählen dabei zu jenen Maßnahmen, mit denen die Restrukturierung optimal umzusetzen ist. Es gilt daher, das Mitarbeiterpotenzial optimal zu nutzen und den Einsatz neuer Technologien zu forcieren. Wolfgang Keiner, Geschäftsführer von Festo Österreich, über die Innovationskultur bei Festo: „Wir arbeiten in unserer F+E intensiv mit Universitäten und anderen Trendsettern der Branche zusammen. Eines dieser Netzwerke ist das Bionic Learning Network, in dem wir uns von der Natur zu neuen technischen Entwicklungen inspirieren lassen“.
TechnikerInnen gesucht – Qualifizierung gefragt
Altbekannt: Nach wie vor geben rund 54 % der Befragten Technikermangel in ihrem Unternehmen als Problem an. Drei Viertel der Unternehmen begegnen diesem Mangel durch Qualifizierung bestehender Mitarbeiter, ein deutliches Plus gegenüber dem Ergebnis des Trendbarometers 2011. Technisches Know-how ist dabei am meisten gefragt: 81 % der Unternehmen führen gegenwärtig technische Trainings durch bzw. planen diese Maßnahme. Auf Platz 2 und 3 liegen Schulungen im Bereich Organisation und Softskills, ein entscheidender Erfolgsfaktor in der Technik. 39 % wollen dem Technikermangel mit Leihpersonal entgegenwirken, 29 % denken über die Aufnahme von Mitarbeitern aus den jüngeren EU-Ländern nach, 24 % suchen ihre Techniker aus den Nicht-EU-Ländern (Rot-Weiß-Rot-Karte).
Kostenfaktor Energie und das Bundes-Energieeffizienzgesetz
Das Bundes-Energieeffizienzgesetz soll ab Sommer 2014 Unternehmen zur Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen verpflichten. Ernüchternd dabei ist, dass 2/3 der Befragten nichts davon wissen. Nicht einmal ein Drittel gibt an, dieses Gesetz zu kennen, von diesem Drittel können 38 % die Auswirkungen auf ihr Unternehmen nicht abschätzen. Andererseits arbeitet rund die Hälfte der Befragten bereits heute mit Energiekennzahlen, 47 % nutzen diese Benchmarks jedoch nicht.
Laut Statistik Austria hat der Energieverbrauch im produzierenden Bereich in den letzten 10 bis 15 Jahren um 40 % zugenommen. Thomas Müller, Zertifizierter Energiebeauftragter bei Festo: „Rund zwei Drittel des in der Industrie verbrauchten Stroms entfallen auf elektrische Antriebe. Die Wahl der richtigen Antriebe und ihre Optimierung tragen also maßgeblich zum Energiesparen bei“. Umfassende Energieeffizienz wird allerdings nur im Teamwork erreicht: vom Einkauf über die Produktion bis zum Qualitätsmanagement und der Logistik. Investitionen zur Senkung des Energieverbrauchs machen sich schnell bezahlt, es lohnt sich daher, die einzelnen Prozesse und dazugehörigen Verbräuche genau anzusehen. Thomas Müller: „Energiesparen ist eine nachhaltige Kostenbremse, es ist aber immer wieder überraschend, wie viel Geld Unternehmen hier liegen lassen“.