Mach die Welle!
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Wunderbare Welt des Web. Google plant die nächste Revolution: Google Wave will die Kommunikation und Zusammenarbeit im Netz revolutionieren.
Als Steve Ballmer im Mai mit großem Hallo Microsofts eigene Suchmaschine Bing präsentierte, zog auch der heimliche größte Konkurrent des Redmonder Software-Giganten ein Ass aus dem Ärmel und präsentierte seine eigene Sensation, der wohl deutlich mehr Erfolg beschieden sein dürfte als dem eigentlich als Google-Killer gedachten Bing. Google Wave soll, so der unbescheidene, aber ernstzunehmende Anspruch, nichts weniger als eine Revolution der Arbeitsplattform Internet werden und nebenbei das immer noch zu sehr an alten Papier-Paradigmen haftende Medium Email ablösen.
Einen Schritt voraus
Google Wave, das inzwischen in einer Closed Beta von 100.000 Benutzern getestet wird, soll eine neue Art der Zusammenarbeit in Netzwerken ermöglichen, die weit über das starre Versenden von Emails hinausgeht. In einer intelligenten Verknüpfung bereits existierender Collaboration-Tools sollen Email, Chat, Bildergalerien, Video und Projektplanungs-Tools auf einer einzigen, einfach zu benutzenden Plattform zusammengefasst werden, um so die Zusammenarbeit flexibel und einfach zu gestalten. Obwohl Skeptiker – unter ihnen wenig überraschend Googles Konkurrenz auf dem Collaboration-Software-Markt – zu Recht anmerkten, dass beinahe alle der Tools in bereits existierenden Produkten auf dem Markt seien, kann man Google durchaus zutrauen, hier einen Coup zu landen: Das Suchmaschinenimperium ist längst groß genug, um mit seiner gewohnt simpel zu bedienenden Innovation Millionen von Anwendern zu erreichen, die nicht im Traum daran denken würden, die professionellen und hochpreisigen Konkurrenzprodukte zu verwenden.
Zwar ist es unwahrscheinlich, dass mit dem noch für heuer geplanten Release von Google Wave das gute alte Kommunikationsmittel Email vollständig ausgedient hat, aber die zusätzliche Flexibilität, die Wave bietet, wird wohl viele der Millionen User, die bereits Google Mail, Google Calendar oder Google Docs nutzen, dazu bringen, sich die Sache einmal näher anzusehen. Mit seiner Strategie der schrittweisen Einführung dieser simplen, aber flexiblen Services arbeitet Google nun schon seit Jahren an einer nicht offen angekündigten Vision, die nicht zuletzt Microsoft die Schweißperlen auf die Stirn treiben dürfte: Immer mehr Produkte verschwinden von der Installation auf der Festplatte ins Netz.
Rechner im Netz?
Wozu Office installieren, wenn man per Google Docs bequem von überall an seinen Dokumenten arbeiten kann? Wozu Outlook kaufen, wenn Google Mail genug Optionen bietet und noch dazu nicht auf einen einzigen Rechner beschränkt ist? Früher oder später, so schwant es der Konkurrenz, werden mit dem Aufstieg Googles und mit der Selbstverständlichkeit dauernder Internetverbindung die Betriebssysteme selbst in Frage gestellt und vielleicht schon mittelfristig vollständig ins Netz ausgelagert werden. Der Rechner selbst würde dann nur mehr die Verbindung ins Netz herstellen, wo der Rest des Betriebssystems dann als Service bereitgestellt würde. Mit dem offenen Handybetriebssystem Android hat Google ja bereits begonnen, die Monopele der herrschenden Dinosaurier Windows Mobile und auch Apple in Bedrängnis zu bringen.
Google Wave bringt nun einen weiteren Schritt ins Revier der großen Konkurrenz, die mit Zähneknirschen mitansehen muss, wie Google praktikable Lösungen zum Nulltarif anbietet. Doch Kritik kommt nicht nur von dieser Seite, sondern auch von Datenschützern. Mit der Verlagerung von immer mehr Dokumenten auf die Server Googles steigt auch die Verantwortung des immer größer werdenden De-facto-Monopolisten – und indirekt wohl auch die Versuchung, die gratis gehosteten Datenmengen irgendwie kommerziell auszuwerten. So warnte kürzlich das deutsche Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, dass der Nutzer bei Verwendung der von Google gehosteten Anwendungen praktisch die volle Kontrolle über seine Daten an Google abtreten würde.
Googles inoffizieller Slogan „Don’t be evil“ wird somit auch in Zukunft großem Vertrauensdruck und, mit zunehmender Dominanz Googles in der digitalen Welt, immer größeren Versuchungen ausgesetzt sein.