Menu
A+ A A-

Warnung vor Suppenhühnern

Wenn ein Gag schadet, ist es dumm. Dumm für denjenigen, der auf den Gag hineingefallen ist und auch dumm für den, der den Gag gemacht hat. Er wird in der Zukunft Probleme bekommen. Ein Technikkommentar von Gerd Kaufmann, KSI.

Patchkabel, die bei Computern verwendet werden, sind heute ein Massenartikel. Die Einzelteile, die für diese Anschlusskabel verwendet werden, unterliegen einer Norm, respektive einem Komponentenstandard. Dieser Standard hat seinen Ursprung in den USA und wird weltweit übernommen. In Europa ist die Europa-Norm (EN) zuständig und gültig.

Die gegenständliche Komponentennorm bezieht sich auf die Einzelteile wie Kabel und Steckverbinder. Die Klassifizierung wird in \"Kategorien\" (auch \"Cat\", \"Category\", \"Kat.\") vorgenommen und je nach Übertragungsfähigkeit hochnummeriert. Jeder kennt die Kategorie-5. Damit hat das ganze erst so richtig angefangen. Heute gibt es die Kategorien 5, 5e, 6, 6A, 7 und 7A.

Die beiden Komponenten Kabel und die verwendeten RJ45-Steckverbinder wurden technisch laufend weiterentwickelt. Ein Schwachpunkt wurde allerdings der Steckverbinder, der sich für Frequenzen von über 500 MHz (Kategorie-6A) nicht mehr so recht eignet. Ab der Kategorie 7 (600 MHz) gibt es deshalb bereits genormte, eigene Steckverbinder, die, wie im Falle des NEXANS-GG45 sogar rückwärtskompatibel sind. Im Klartext: Echte Kat-7-Patchkabel, mit dem GG45 kann man zwar bei keiner RJ45-Schnittstelle anstecken. Man kann aber RJ45 Patchkabel (Kat 5 bis Kat6A) bei einem Kat-7-Netzwerk und die Sache funktioniert. Allerdings nur mit der Performance des schwächsten Gliedes, also zum Beispiel ein Kat-5-Patchkabel gibt eine Kat-5-Performance.

Dumm wird die Geschichte nun, wenn sich jemand als Pfau ausgibt und in Wirklichkeit ein Huhn, oder im schlimmsten Fall ein Suppenhuhn ist. Immer häufiger werden über alle möglichen Werbeschienen Kategorie-7-Patchkabel angeboten. Wenn man sich die technischen Daten anschaut, kommt man üblicherweise dahinter, dass das eigentliche Kabel zwar für 600 MHz geeignet ist (Minimum für Kat 7), nicht jedoch der Steckverbinder. Meist wird im Kleingedruckten darauf hingewiesen, dass RJ45-Steckverbinder eingesetzt werden. Nur normale RJ45-Steckverbinder bringen die PS nicht auf den Boden.

Man rechnet also bewusst mit der Irreführung: Je höher die Kategorie, desto besser und teurer, desto mehr ist zu verdienen. Im Klartext: Es ist Irreführung und eine Abzocke. Wichtig ist in dem Zusammenhang noch, eignet sich der Steckverbinder überhaupt für die Kategorie 6A (500 MHz ist Stand der Technik)? Dann hat man wenigstens das Huhn erwischt. Sind auf dem Kabel normale RJ45-Stecker, so hat man wahrscheinlich eine Performance von Kategorie 5, also das Suppenhuhn erwischt.  Die Auswirkung: Im ungünstigen Fall schaut der zehnfache Preis, der für das Suppenhuhn verlangt wird, wie ein Schnäppchen aus.

Echte Kat-7 beziehungsweise Kat-7A-Patchkabel mit einem RJ-45 Stecker gibt es nicht und sollten deshalb auch in keinem Ausschreibungstext oder Artikelbeschreibung vorkommen. Faktum ist: Der Stand der Technik 2009 ist eine Übertragungsrate von 10Gbit/sek. Für ein derartiges Netzwerk braucht man Komponenten nach dem Standard Kategorie 6A. Demgemäß sollte man Patchkabel kaufen, die diesem Standard entsprechen. Kabel nach Kategorie 6A sind die Vernünftigsten und Zukunftssichersten die man derzeit kaufen kann.

Zur Person:
KommR Gerd Kaufmann ist Geschäftsführer des Netzwerkkomponenten-Distributors Kontakt-Systeme Inter GmbH (KSI).

back to top