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Brauchtums pfleger

Das neue Jahr bringt keine überraschungen. Der Rechnungshof-Endbericht zur Geschäftsgebahrung der größten Estag-Tochter Steweag-Steg GmbH bestätigt im Wesentlichen die zuletzt im April 2005 diskutierten Missstände. Die Abtretung der eigenen Kraftwerke an die Verbundgesellschaft, die Südpolverträge und deren Interpretation sind der Steweag nicht gut bekommen. Pro Jahr hat die Estag-Tochter nach Schätzung des Rechnungshofes mehrere Millionen Euro mehr für den vom Verbund gelieferten Strom bezahlt. Das ergab sich laut Rechnungshof aus den Verteuerungen an den Strommärkten seit Beginn der Liberalisierung und der nachgiebigen Haltung des damaligen Estag-Vorstandes, der dem Druck der Verbund-Manager nicht gewachsen war. Des Weiteren trat im Zuge der RH-Prüfung der Umstand zutage, dass die Estag-Kleinkunden jene Verluste abdecken mussten, die der Versorger mit sogenannten Größtkunden realisierte. Bis 2003, so der RH-Bericht, deckten die »Stromerlöse bei den Größtkunden nicht einmal die Strombezugskosten«. Das heißt, den Haushalts- und Gewerbekunden wurde in ihren Tarifen nicht nur die vom Eigentümer erwünschte Dividende eingepreist, sondern auch noch ein Zugeld für die Versorgung der Größtkunden. Diese bezogen bei der Steweag damals 36 Prozent des insgesamt verkauften Stroms. 2003 setzte ein Umdenken ein, das letztlich dazu führen soll, das auch die Größtkunden einen Deckungsbeitrag liefern sollten. Weil die Industrie hart verhandelt, glaubt der RH nicht daran, dass die Estag unter Einrechnung der Vertriebskosten mit Größtkunden heuer einen positiven Deckungsbeitrag einfahren wird. Dem widerspricht das Unternehmen, die Restrukturierung im Großkundenvertrieb und »die seit Jahren bestehende Fokussierung auf die Profitabilität« würden dafür sorgen, dass am Ende ein positives Ergebnis erzielt werden kann. Ganz und gar nicht positiv bewertet der Rechnungshof die Einkaufspolitik der Steweag, die sich an mehreren steirischen Netzbetreibern beteiligte. In den Jahren 2003 und 2004 wurden alleine für die Neubewertung dieser Beteiligungen 24 Millionen aus der Bilanz genommen. Da alle diese Beteiligungen positive Ergebnisse lieferten, hat der RH nur eine Erklärung für die Abwertung: Die Kaufpreise der Vergangenheit lagen weit über dem eigentlichen Wert der Netzbetreiber. Die Stewag-Steg begründet die Abwertung mit den vom Regulator verordneten Netztarifsenkungen, die in den Firmen ein geschmälertes Ertragspotenzial mit sich gebracht hätten. Ein weiters vom RH bemängelter Punkt belegt, wie lange frühere Entscheidungsträger Entwicklungen laufen ließen. Mit Anfang 2004 wurden die Preise für Heizungsstrom kräftig angehoben. Dies bedeutete für Kunden der früheren STEG eine Erhöhung von weit über hundert Prozent, Kunden der Stewag mussten etwa dreißig Prozent mehr für die warme Stube zahlen. Doch selbst mit den radikalen Erhöhungen konnten die Einstandskosten nur knapp gedeckt werden. Der Grund: Eingeführt wurde der Billigstrom für Heizungen in den Achtzigerjahren, um die geringen Stromabsatzmengen in den Nachtstunden zu erhöhen. In der Zeit danach hat sich die Welt des Stromverbrauchs gewandelt, die Kosten erhöhten sich deutlich. Darauf reagiert hat beim Versorger - aus welchen Gründen auch immer - niemand, weshalb der Heizungsstromverkauf über längere Zeit hinweg beim Versorger Geld vernichtet hat.
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