Menu
A+ A A-

Sein und Schein

Der Unterschied zwischen \"Sollen“ und \"Wollen“: Dass \"79 Prozent aller österreicher“ in den eigenen vier Wänden wohnen wollen, wie es die Raiffeisen Bausparkasse vermeldet, ist nachvollziehbar. Dass aber bereits 68 aller österreicher im Eigentum wohnen sollen, wie es die auf eine Erhebung des Meinungsforschungsinstitutes Fessel/GFK gestützte Aussendung der Sparkasse suggeriert, wäre angesichts des traditionell mietorientierten österreichischen Wohnmarktes doch erstaunlich gewesen. Tatsächlich hat die Gebäudewohnungszählung nämlich nicht mehr als 54 Prozent ergeben, die großteils im Einfamilienhaus leben, wie ein Wohnforscher erzählt. Die Eigentumswohnung ist in österreich nach wie vor ein Minderheitenprogramm: Zwischen elf und zwölf Prozent können eine Wohnung ihr Eigen nennen.
Der Grund für diese Diskrepanz liegt laut Angelika Kofler, Leiterin der Abteilung Sozialforschung bei Fessel/GFK, in der Fragestellung an die österreichweit 4000 Interviewten: \"Wo leben Sie?“ sei keine Frage nach der Rechtsform des Wohnens gewesen. Daher hätten sich auch diejenigen, die beispielsweise in der elterlichen Wohnung leben, als Eigentumsbewohner bezeichnet, so Kofler. Dass das tatsächliche Verhältnis zwischen Mietern und Eigentümern damit verzerrt dargestellt wird und Raiffeisen die Aussendung mit der tendenziösen Schlagzeile \"Eigentum in, Miete out“ betitelt, ficht die Meinungsforscherin nicht an: \"Was andere daraus machen, weiß ich nicht!“
back to top