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»Verantwortliche denken beim Begriff Blackout zu positiv«

Tisch-Moderator Heinrich Macht leitete ein Gespräch und Feedbackrunden zum Thema. Tisch-Moderator Heinrich Macht leitete ein Gespräch und Feedbackrunden zum Thema. Foto: BKA/BPD, Andreas Platzer

Ein Workshop zum Thema Blackout thematisiert die Selbsthilfe für Mitglieder von Blaulichtorganisationen und sozialen Diensten.

Am 5. September fand in der Verwaltungsakademie des Bundes im Schloss Laudon der Workshop »Die Organisierte Hilfe im Fall eines Blackouts« statt. Dieser wurde vom Bundeskanzleramt unterstützt und von dem Blackout-Experten Herbert Saurugg organisiert und durchgeführt. Die Veranstaltung ist Teil einer Serie, in der unterschiedliche Stakeholder-Gruppen zu diesem Thema sensibilisiert werden. Vor drei Jahren fand ein Informationstag für Unternehmen statt, 2015 wurden Gemeindevertreter angesprochen. Diesmal setzten sich rund 100 TeilnehmerInnen aus Blaulichtorganisationen und sozialen Diensten mit dem Szenario eines europaweiten Strom- und Infrastrukturausfalls (»Blackout«) auseinander und diskutieren mögliche Handlungsoptionen.

»Organisierte Hilfe wird nur dann helfen können, wenn auch ihre eigenen Mitglieder und deren Familien ausreichend vorgesorgt haben. Die Selbstwirksamkeit und Selbsthilfefähigkeit der Bevölkerung ist bei einer derartigen Großkatastrophe elementare Voraussetzung, damit die bewährte staatliche Katastrophenhilfe überhaupt wirksam werden kann«, betont Herbert Saurugg. Die klassischen Blaulichtorganisationen und sozialen Dienste würden bei einem Blackout besonders gefordert werden – »erwarten doch viele Menschen und auch Entscheidungsträger, dass diese wie sonst auch üblich ›das Problem‹ lösen werden«, so der Experte.

Unterschätzte Situationen
Der Feuerwehrkommandant von Kremsmünster, Gerhard Bruckner, sorgte bei den Vorträgen und Gesprächen in seinem Resümee für Ernüchterung: »Alle Verantwortlichen denken beim Begriff Blackout zu positiv! Es ist eine falsche Annahme, dass die Situation im Griff ist.« Diese Einsicht kam kürzlich nach einem Großeinsatz der Kremsmünster Feuerwehren infolge eines Stromausfalls in einer Glasfabrik. Bereits dieser sehr begrenzte Einsatz führte vor Augen, dass der seit Jahren entwickelte Blackout-Katastrophenschutzplan nicht mit der Realität mithalten kann. Originalton: »Wir waren mit 150 Leuten nach drei Stunden am Ende und völlig ausgepowert.«

Unterschiedliche Perspektiven
Bernhard Penz, Heerespsychologe, vermittelte den TeilnehmerInnen, welche psychologischen Auswirkungen ein solches Szenario auf einen selbst beziehungsweise die MitarbeiterInnen der organisierten Hilfe haben können. Alfons Eisenberger vom Streitkräfteführungskommando und Raphael Koller vom Bundesfeuerwehrverband verdeutlichten, dass das Österreichische Bundesheer sowie auch die Österreichischen Feuerwehren nicht alle an sie gestellten Erwartungen im Falle eines Blackouts erfüllen können. Politische Prioritäten sollten daher bereits vor einer möglichen Katastrophe getroffen werden.

Stephan Steller, S3 Einsatzkontingent, berichtete von den Einsatzerfahrungen der Feuerwehren nach dem Eisregen in Slowenien, 2014, wo es zu weitreichenden und länger andauernden Stromausfällen kam. Siegfried Jachs aus dem Innenminis­terium stellte die Strukturen des Staatlichen Krisen- und Katastrophenschutzmanagements dar. Stefan Kreuzer vom Amt der niederösterreichischen Landesregierung stellte den TeilnehmerInnen den Stand der Projektgruppe Treibstoffnotversorgung im Innenministerium vor. Auch hier gäbe es noch viel zu tun, damit die Mobilität und Einsatzfähigkeit der Blaulichtorganisationen im Falle eines Blackouts aufrechterhalten werden können.

Die Referenten des Vormittags: Stephan Steller, Raphael Koller, Herbert Saurugg, Alexander Pschikal und Stefan Kreuzer.

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