Heiße Höhenluft
- Written by Redaktion_Report
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Mitten im Geschehen ist der gebürtige Osttiroler Reinhold Tegischer. Er ist Leiter der Planungs- und Konstruktionsabteilung des Al-Abbar-Konzerns, der als der größte aluminium- und glasverarbeitende Betrieb im mittleren Osten neben 15 anderen Großprojekten auch die Fassade des Turms realisiert. Sein Design \" Engineering Department arbeitet innerhalb des Konzerns wie eine eigene Firma und ist sowohl mit dem Headquarter als auch mit dem Planungsbüro auf den Philippinen online verbunden. Das ermöglicht eine schnelle Umsetzung der Planziele. Trotzdem macht Tegischer einen schwierigen Job. Die Umsetzung vom Design in der Produktion und Montage ist oft schwierig, da Fachkräfte absolute Mangelware sind. Das Gebäude wird zu 80 Prozent mit ungelernten Arbeitern aus Indien, Pakistan, Bangladesch und den Philippinen gebaut. Geführt von einer kleinen Gruppe von hochspezialisiertem Führungspersonal, das überwiegend aus Europa kommt, müssen er und seine Kollegen die fachlichen und qualitativen Standards, die den British \" American Standards entsprechen, in die Tat umsetzen. Einer von ihnen ist auch der erst 30-jährige Projektmanager Fassade, Florian Belosevic. Er hat sein Handwerk in Deutschland im väterlichen Betrieb und später bei Wicona und Norsk Hydro gelernt und kennt alle gängigen Fassadentypen. Zusammen mit einem indischen Ingenieur hat er in kürzester Zeit mehrere Vorarbeiter ausgebildet, welche wiederum die einzelnen Montagetrupps führen. Tegischer selbst war vor seinem Engagement beim Al-Abbar-Konzern gut zehn Jahre bei der Konhäusner Group in Warschau tätig. Schon dort war er viel unterwegs und arbeitete an Projekten in Irland, England, Polen, Deutschland und der Schweiz mit. Sein letztes Projekt bei Konhäusner war das Grand Lisboa Hotel in Macau (China). Dabei handelte es sich um einen Gebäudekomplex samt Entertainment-Center und Casino.
Jetzt geht der Manager noch gut hundert Meter höher. Im Ranking der weltweit höchsten Business-Towers rangiert der Al-Mas-Tower derzeit an elfter Stelle. Das dramatische Glasdesign des Towers mit seinen ungewöhnlichen Formen ist von einem künstlichen See umgeben. Der Turm wird von 54 Säulenfundamenten getragen, die bis zu 60 Meter tief auf massivem Fels stehen. Geplant hat den Turm das englische Architekturbüro ATKINS \" Partners Overseas. Der japanische Baukonzern TAISAI führt die Projektsteuerung aus. Die Betonierarbeiten verantwortet der arabische Baukonzern ACC. Die Al Abbar Group, für die Tegischer tätig ist, ist eines der größten Fassadenunternehmen des Mittleren Ostens mit insgesamt rund 3.000 Beschäftigten. Die Gruppe betreibt zwei Designabteilungen. Eine davon ist in Dubai angesiedelt. Dort sind rund dreißig Design-Project-Manager und Konstruktionsingenieure sowie zehn Projektmanager tätig. Im Büro Manila arbeiten rund 100 Designer und Ingenieure. Weitere sogenannte »Design- Subcontractors« sitzen in Malaysia, Singapur, Bangkok und Deutschland. Derzeit ist die Gruppe in Dubai bei mehreren Großprojekten beteiligt. Am herausragendsten ist dabei der Burj Dubai, wo 80.000 Quadratmeter Fassade montiert werden. Am Airport Jebel Ali, der nach seiner Fertigstellung der größte Flughafen der Welt sein wird, zeichnet Al Abar Group für 170.000 Quadratmeter Fassade verantwortlich. Für das CP08 Finance Center konzipiert die Gruppe weitere 120.000 Quadratmeter Fassade.
Bei aller Wucht dieser Bauprojekte sehnt sich der österreicher Tegischer manchmal nach Vertrautheit. Eiskalte Winternächte, Almhütten, ein Waldspaziergang oder ein Würstelstand sind seine derzeitigen Favoriten. So richtig heimziehen tut es den Manager trotzdem nicht. Persönlich reizen würden ihn stattdessen Destinationen wie New York oder Havanna.