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Von nun an geht’s bergab

\"österreich ist ein Industrieland und muss ein attraktiver Standort bleiben“, sagt Veit Sorger, Präsident der Industriellenvereinigung, selbstbewusst. Die vorliegenden Zahlen geben Sorger recht. Seit 2003 ist die Industrie im engeren Sinn um 29 Prozent gewachsen. Rund 1,7 Millionen Menschen oder 40,3 Prozent der österreichischen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen finden in der Industrie Beschäftigung. Sie erwirtschaften 55,5 Prozent des Produktionswertes der österreichischen Volkswirtschaft sowie 46,2 Prozent der heimischen Wertschöpfung. Inkludiert man die indirekten Effekte der Industrie, steigert sich der Anteil auf die Gesamtwirtschaft auf bis zu 59 Prozent des BIP und rund zwei Millionen Arbeitsplätze. \"Noch nie in den vergangenen 25 Jahren war die Industrie so sehr Wachstums- und Beschäftigungsmotor sowie Wohlstandsbringer wie heute“, lautet Sorgers positives Fazit.Alles eitel Wonne in der Industrie, könnte man meinen, würde da nicht eine gewichtige Stimme aus den eigenen Reihen für Ernüchterung sorgen. \"Der Wachstumszenit ist erreicht“, sagt IV-Generalsekretär Markus Beyrer. Die Performance der Industrie sei zwar für die gute konjunkturelle Situation verantwortlich, von nun an würde es aber bergab gehen. \"Die Frage, die sich jetzt stellt ist: Höhenwanderung oder rascher Abstieg?“ Um die konjunkturelle Talwanderung so sanft wie möglich zu gestalten, ist nicht zuletzt die Politik gefordert. Eine IV-Umfrage unter Industrieunternehmen hat ergeben, dass das \"Finden qualifizierter Mitarbeiter“ sowie das Thema \"Energiekosten und Energieversorgung“ als die größten Probleme der nächsten fünf Jahre angesehen werden. Während in der Mitarbeiterfrage die Signale aus der Politik - etwa die Erhöhung der Schlüsselkräftequote für 2007, die in Aussicht gestellte sektorelle öffnung des österreichischen Arbeitsmarktes oder die Novelle zum Ausländerbeschäftigungsgesetz - durchaus viel versprechend sind, ist die ungelöste Energiefrage deutlich brisanter. \"Die Frage sicherer und leistbarer Energieversorgung ist eine der wichtigsten Säulen im internationalen Wettbewerb und für die heimischen Unternehmen von größter Bedeutung“, betont IV-Vizegeneralsekretär Peter Koren.
Seine Sorge gilt \"überehrgeizigen und illusorischen Klimaschutzzielen, die den heimischen Wirtschaftsstandort und damit Arbeitsplätze und Wohlstand gefährden“. In dieser ideologisch besetzten Diskussion werde gerne darauf vergessen, die heimischen Unternehmen bereits heute zu den umweltfreundlichsten und energieffizientesten der Welt zählen. Dass die EU die heimischen Industrie mit immer strengeren Auflagen belegt, liegt laut Koren an den Versäumnissen in den Bereichen Verkehr und Haushalt. \"Im Verkehr sind die Emissionen seit 1990 um 90 Prozent gestiegen“, sagt Koren. Zwar hätte auch die Industrie ihre Emissionen erhöht, aber bei deutlich gestiegener Produktzahl. \"Die Effizienz der Industrie hat sich wesentlich verbessert.“ Diese Effizienz sollte laut Koren belohnt, Ineffizienz bestraft werden, etwa durch eine fahrleistungsbezogene PKW-Maut.
Bei der IV ist man überzeugt, dass die Industrie ihre Hausaufgaben in Sachen Umweltschutz gemacht hat. Der Platz für weitere CO2-Einsparungen wird als äußerst gering eingestuft. \"Es darf nicht sein, dass die Industrie die Zeche zahlen muss, weil beträchtliche Klimaschutz-Potenziale bei Verkehr und Raumwärme ungenützt bleiben“, warnt Koren. Es wäre nichts anderes als ein Treppenwitz der Geschichte, wenn die vorbildliche österreichische Industrie wegen unrealistischer Klimaziele abwandern würde und anderswo die Luft deutlich mehr verpesten würde.
Die Erwartungshaltung der Industrie gegenüber der Politik ist klar: \"Wir erwarten uns von der Bundesregierung, dass sie uns gegenüber Brüssel verteidigt und alle Register zieht, damit nicht Teile der österreichischen Industrie aus dem Land \"gepreist“ werden. Es geht um die Ausverhandlung eines Rahmens, der langfristige Investitionen in energieintensiven Industrien in österreich weiter zulässt“, appelliert Sorger.
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