Wunderland ist abgebrannt
- Written by Redaktion_Report
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Man hatte es sich gut eingerichtet am Bau. Seit den siebziger Jahren wurden Kostensteigerungen, egal, ob bei Personal oder Material, eins zu eins an die Bauherren weitergegeben. Baukostenindex und Baupreisindex entwickelten sich weitgehend parallel. Doch seit einigen Jahren ist alles anders. Seit Mitte der Neunziger steigen die Baukosten im Wohnbau deutlich rascher als die Preise. Schuld daran sind aber nicht die Baustoffpreise. Diese liegen sogar noch unter dem Baupreisindex und wirken daher kostendämpfend. Es sind die Personalkosten, die die Branche an den Rand der Existenz zu drängen scheinen. Seit 1990 ist der Lohnindex im Wohnbau um mehr als 70 Prozent gestiegen. Die Differenz Kosten versus Preise beträgt mittlerweile elf Prozentpunkte. Oder anders ausgedrückt, es mussten Kostenerhöhungen im Ausmaß von elf Prozent »geschluckt« werden. Wer die Margen im Bau- und Baunebengewerbe kennt, weiß, was diese Zahlen bedeuten. Der Sektor steht vor einem gewaltigen Ertragsproblem.
Grosse Schuldenlast.
Die Gründe, warum der jahrzehntelang praktizierte Mechanismus der Preisbildung nicht mehr funktioniert, sind rasch ausgemacht: Erstens, wir können uns den Wohnbau immer weniger leisten. Noch nie war die Verschuldung der österreichischen Haushalte mit Wohnbaukrediten und Wohnbaudarlehen so hoch wie heute. Der Schuldenstand beläuft sich auf knapp 38 Milliarden Euro. Das ist fast das Vierfache des Bestands von 1980. Durchschnittlich werden bereits 27 Prozent der Haushaltsausgaben für Bauen und Wohnen ausgegeben. Und das bei einer Eigentumsquote von mehr als 50 Prozent, wo also bei mehr als der Hälfte der Haushalte keine Miete anfällt. Wenn man in Wien eine Mietwohnung mit etwa 50 Quadratmetern sucht, beläuft sich die Miete auf gut 600 Euro. Inkludiert man Energie, kann man da leicht bis zu 50 Prozent seines Nettoeinkommens fürs Wohnen ausgeben. Zweitens, die angebotenen Leistungen sind weitgehend austauschbar, der Preis ist oftmals das einzige Wettbewerbsinstrument. Und drittens, die Nachfrage nach der weitaus günstigeren Schwarzarbeit sowohl von privater wie auch gewerblicher Seite war noch nie so stark wie heute. Das drückt auch auf die offiziellen Preise.