Auszeit für Manager
- Written by Redaktion_Report
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Urlaubsfalle Handy
Vor allem Spitzenmanager ist es kaum mehr gegönnt, im Urlaub komplett abzuschalten - was auch für das Handy gilt. Als Student ist Telekom-Vorstand Rudi Fischer noch wochenlang im Mietauto durch Amerika gegondelt, Lebenszeichen kamen damals noch per Postkarte. Heute sind zwei Urlaubswochen am Stück bereits Luxus. Dann wird gegolft, gutes Essen und Trinken hat ihn mit seiner Frau Birgit erst jüngst nach Florenz geführt. Blackberry ist für Fischer im Urlaub eine Horrorvision, ganz ohne Handy geht es freilich nicht. »Das ist zwar nicht immer erfreulich«, sagt Fischer. Aber wenn es brennt, müsse er halt für Sundt, Gorbach oder Aktionäre erreichbar sein. Auf Zurufe von Gorbach ist öBB-Holding-General Martin Huber im Urlaub »immun«, zumindest so weit das halt geht. »Ich bin kein Auslandsurlauber«, sagt Huber. Auch Urlaubsstress kann dem extremen Vielarbeiter dann gestohlen bleiben. Im Sommer wie im Winter zieht er sich gerne auf seine steirische Almhütte zurück. »Da gibt es Schwammerlgründe und verirren kann ich mich dort auch nicht«, schmunzelt Huber, der auf 1500 Meter Seehöhe zumeist von Frau und Kindern begleitet wird. Wenn nur kurz Zeit ist, schiebt er Golfrunden ein und ist dann beim legendären Löwenturnier von Gerhard Schellander ein gern gesehener Gast. Wie bei Huber ist auch bei SAP-Chef Wolfgang Schuckert die Familie ein Urlaubsfixpunkt. Reiseziele sind Salzburg oder Kärnten, aber auch Portugal, die USA oder England, wo es heuer hingeht. Hauptsache ist, die Frau und die beiden Töchter können reiten und Schuckert findet - wie könnte es anders sein - einen Golfplatz. Das Golfen entpuppt sich für Entscheidungsträger zunehmend als einzige Chance, ein paar Stunden abzuschalten, das Business tritt dagegen in den Hintergrund. »Gleich eine Autostunde westlich von Wien gibt es einen Platz, wo nicht einmal das Handy funktioniert. Da bin ich in einer anderen Welt«, schwärmt der frisch gebackene Ray&Berndtson-Chef und Teilhaber Andreas Landgrebe. Der Spitzenrecruiter hat gerade von Jenewein gewechselt, ist wieder einmal am Auf- und Umbau. Ein Langzeiturlaub, wie ihn sich Arbeitspsychologen vorstellen, kann er sich mit seiner Lebensgefährtin auch heuer wieder einmal abschminken. Die Selbstständigen trifft die Zeitnot besonders hart. Der isit-Gesellschafter und freischaffende Consulter Peter Brossmann ist eigentlich ein begeisterter Freizeitkapitän und Segler. Ein Hobby, für das immer weniger Zeit bleibt. Der letzte Karibiktripp war schon bis ins Detail geplant, fiel aber dann sprichwörtlich ins Wasser.
Golfschläger statt Ruder
Auch Brossmann vertauscht daher immer öfter das Ruder mit dem Golfschläger. Wenig Zeit hat auch Anwalt Andreas Manak, der gerade seine neue Kanzlei am Stephansplatz eröffnet hat. Statt Golfen gibt es aber kurze Städtetripps mit der Freundin oder ein paar Runden Saxofon im Jazzkeller. Reicht das Zeitbudget, vertauscht Manak den Anzug mit der Lederkluft und reist mit seinem Motorad durch ferne Länder. Ans Gemeinwohl denkt Kühne&Nagel-Mitteleuropaboss Fritz Macher. Als Hüttenwirt wurde er schon versorgerisch tätig, eine Ausbildung als Bergrettungsmann darf nicht fehlen. Auf ganze 1400 schwere und schwerste Touren hat es Macher bis jetzt gebracht. »Wenn man mit den Seilkameraden im Berg hängt, weiß man erst so richtig, was es heißt, sich auf jemanden zu verlassen«, sagt Macher. Manager und Extrembergsteiger sind für Macher vergleichbare »Grenzgänger«. Beide sind von Planung, Ausbildung und Ressourcen abhängig. Für beide ist der Weg zum Ziel mit Widrigkeiten gepflastert - und immer droht der Absturz. Erstaunlich ist, dass Multipräsident und Ehrenwürdenträger - eine Aufzählung würde hier zu weit führen - auch für Organisatorisches noch Zeit hat. Seit 2002 ist Macher auch erster Vorsitzender des Alpenvereins. Ein Grenzgänger anderer Art ist trend/profil-Herausgeber und Chefredakteur Christian Rainer. Sein letzter Tripp ging nach Kolumbien, hinter dem Irak wahrscheinlich die zweitheißeste Destination, die gerade aufzutreiben ist. Wer in dort im klimatisierten Luxushotel vermutet hat, liegt gänzlich falsch. Rainer outet sich als Handgepäckreisender. »Ohne gebügeltes Hemd fällt es mir dann schwer, mit Honoratioren in Kontakt zu treten«, so Rainer über seine persönliche Vermeidungsstrategie. Sein Lieblingsurlaubsland ist Kuba, wo er sicher schon zwanzigmal gewesen ist. Dass er deswegen so gerne auf der Zuckerrohrinsel ist, weil Castros Reich wie das seines Eigentümers Raiffeisen eine agrarische Genossenschaft ist, dementiert er entschlossen. Gereist wird ohne Familie, Freunde und Haustiere. Das hat für den bekennenden Nachtschwärmer Rainer den Vorteil, dass er zwangsläufig Spanisch gelernt hat und auch vor leninistischem und Undergroundvokabular nicht kapitulieren muss. Der Zeitfalle entgeht allerdings auch der Medienmanager nicht. Manchmal müssen für einen Kurzabstecher nach Kuba auch einige Tage reichen. Der Einzige, der dem ewigen Termindruck spielend ausweichen kann, ist scheinbar Georg W. Bush. Wie die Medien soeben vermeldet haben, absolviert der Staatenlenker gerade den 49. Urlaub seiner Amtszeit.