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Jetzt aber Klimaschutz!

Der 12. Juli 2005 wird aller Voraussicht nach in die Geschichte österreichs eingehen. An diesem historischen Tag unterfertigten Umweltminister Josef Pröll und Vertreter der Bau- und Immobilienwirtschaft so genannte »klima:aktiv-Vereinbarungen«. Angetreten zur Unterfertigung sind der frisch gekürte Präsident des österreichischen Verbandes der Immobilientreuhänder (öVI) Udo Weinberger, der Obmann des Verbandes Gemeinnütziger Bauvereinigungen Karl Wurm und der für die Wohnbauförderung zuständige Salzburger Landesrat Wolfang Blachfellner. Letzterer ist quasi ein Vorbote der Länder und setzte seine Unterschrift unter eine »Kooperationsvereinbarung«, während sich Wurm und Weinberger mit einer »Vereinbarung« begnügen mussten. Alle drei Dokumente haben ein Ziel: Der großvolumige Wohnungsbestand soll durch Sanierungen einen maßgeblichen Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele leisten. Zu diesem Zweck wurde vom Ministerium schon im Vorfeld das auf vier Jahre limitierte Programm »wohnmodern« geschaffen. Gemanagt wird das Programm von der österreichischen Energieagentur. Versprochen werden »umfangreiche Dienstleistungsangebote zur Unterstützung von Bauträgern und Hausverwaltungen«. Ziel der Initiative ist es, die »Bedingungen für eine umfassende Modernisierung des mehrgeschoßigen Wohngebäudebestandes« zu verbessern.

Laut Klimastrategie könnten allein bei der Raumwärme bis zu vier Millionen Tonnen CO2 eingespart werden, verwies der Minister auf das enorme Potenzial. Von den nun unterzeichneten Verträgen erhofft sich Pröll ein jährliches Investitionsvolumen von rund 350 Millionen Euro, womit etwa 20.000 Wohneinheiten umfassend saniert werden könnten. »Mit den heute unterzeichneten Kooperationen soll bis 2012 der Energieverbrauch im großvolumigen Gebäudebestand um zehn Prozent gesenkt werden und so allein in diesem Gebäudesegment jährlich 350.000 Tonnen CO2 eingespart werden«, erklärte der Minister. Theoretisch ist das wohl möglich, vielleicht sogar in der Praxis. Die Frage ist letztlich, welchen Anteil Prölls Unterschriftenszene dazu leistet. Salzburg ist das einzige Bundesland, das bislang eine klima:aktiv-Unterschrift gelegt hat. »Die anderen Länder kommen schrittweise dazu«, erklärt der Minister voll Zuversicht. Das mag schon sein, trotzdem sind sieben Monate des ersten Programmjahres vorüber und einiges unklar. »Die Leistungen jener klima:aktiv-Programme, die in Vorbereitung sind und im Lauf des Jahres 2005 starten sollen, sind noch zu konkretisieren«, heißt es im Vertrag zwischen Pröll und dem Land Salzburg. Geht es in diesem Tempo weiter, sind nach vier Jahren vermutlich alle Länder an Bord und das Programm ausgelaufen.

Die nun vom Minister inszenierte Sanierungsoffensive ist auch ohne ihn bereits Alltag. Viele Bauträger, Hausverwaltungen und Hauseigentümer nutzen bereits existierende Sanierungsanreize und erneuern ihre Substanz. Allein durch das in Wien laufende Thewosan-Projekt wurden bislang 46.000 Wohnungen saniert. 2005 werden weitere 6000 Wohneinheiten saniert, was sich die Stadt immerhin 17 Millionen Euro kosten lässt. Die Gemeinnützigen Bauvereinigungen investierten 2003 mit 530 Millionen Euro16 Prozent mehr in die Sanierung als im Jahr davor. Wenn die Vertreter der Gemeinnützigen und des öVI nun beteuern, dass sie künftig mehr Augenmerk auf die Schulung ihrer Mitglieder legen werden, ist das richtig rührend. Eigentlich sollte jedem in der Wohnungswirtschaft tägigem Akteur seit Jahren geläufig sein, dass Ressourcen teuer und knapp sind. Gut organisierte und am Markt aktive Bauträger und Verwalter werden die Schulbank auch nicht brauchen. Und Eigentümer, die ihre Bauten vernachlässigen, sowie Verwalter, die mit wenigen Objekten in der Datei dahinsumpern, werden sich vom Schulungseifer ihrer Organisationen wenig beeindrucken lassen. Am Beispiel der Wiener Aufzüge lässt sich blendend nachvollziehen, was passiert, wenn der Druck des Gesetzgebers ein sanfter bleibt. Tausende Aufzüge entsprechen nicht dem Standard eines modernen und sicheren Beförderungsmittels. Konsequenzen für Eigentümer und Verwalter trotz mehrerer Todesfälle? Abgesehen von jenen Häusern, in denen Unglücke passiert sind - eher nein.

Wenn ein Gebäude im Betrieb viel Energie verschleudert, geht es nicht um Leib und Leben wie bei den Aufzugsvehikeln. Da sind Geld und Schadstoffausstoß die Messgrößen. Dazu kommt, dass die Kosten für Heizung und Warmwasser von den Mietern getragen werden. Bei Betriebskosten senkenden Sanierungen können sie nur im rechtlichen Rahmen zur Kasse gebeten werden. Deshalb lassen sich die Länder, allen voran Wien mit seinen Zehntausenden Gemeindewohnungen, mit dem Energieausweis so viel Zeit, wie es nur geht.

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