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Leichtfüßig am Holzweg

Alfred Bankhamer

Dass Holz als Baustoff »genial« ist, wie es die Kampagne verspricht, ist nichts Neues. Unbestritten hat jeder Baustoff seine genialen Seiten - freilich auch Beton, der vor allem auch kostenmäßig dem natürlich gewachsenen Baustoff Paroli bietet. Vielleicht wird sich daran doch bald etwas ändern, hoffen zumindest die Holz- und Leichtbauunternehmen. Die Diskussion um die Gesamtenergiebilanz von Baustoffen und Bauweisen, die steigenden Energiekosten an sich, alte Weisheiten, dass Zeit Geld kostet und die zunehmende Industrialisierung im Bauwesen sollen reichlich Bewegung am Markt bringen. Rigips verweist gerne auf die europaweite Sokrates-Studie, die von Wissenschaftern der Hochschule Bochum und der Versuchsanstalt für Trocken- und Leichtbau Darmstadt unter Leitung von Professor Karsten Tichelmann erhoben wurde. Demnach gewinnt der Trockenbau bis ins Jahr 2012 am stärks­ten mit über dreißig Prozent Zuwachs. Glasbau, Fassadenbau, Holzbau und Stahlbau werden ebenfalls noch rosige Zeiten vorausgesagt, Stahlbetonbau und klassischer Mauerwe rksbau müssen hingegen laut der Studie mit deutlichen Abstrichen rechnen. Die Leichtbauer erwarten sich neben dem Neubaugeschäft, wo nun verstärkt der Wohnbau bearbeitet wird, besonders im Bereich Sanierung oder Dachbodenausbau noch große Marktchancen. In Wien sind das vor allem die Dachböden der Gründerzeithäuser, in denen rund 80.000 neue Wohnungen entstehen könnten. Seit April 2006 werden seitens des Magistrats in Wien die neuen statischen Anforderungen für Dachausbauten in Bestandsgebäuden genau definiert. Hier geht es vor allem um die in der öNORM B 4015 definierte Erdbebensicherheit, die ebenfalls bei Ausbauten eindeutig gewährleistet sein muss. Wenn die magische Grenze einer Nettobelastung von 7,20 kN/m2 überschritten wird, besteht Nachweispflicht für die Erdbebensicherheit. »Mit einem Ausbau in Leichtbauweise ist es problemlos möglich, unter dieser Gewichtsgrenze zu bleiben. Deshalb müssen auch keine statischen Nachweise für den Bestand unterhalb des geplanten Dachausbaus erbracht werden«, freut sich Peter Leditznig, Chef von Rigips Austria, der freilich im Leichtbau die einzig wirtschaftliche Alternative beim Bauvorhaben im Bestand im innerstädtischen Bereich sieht. Eines zeigt sich jetzt selbst in Großstädten: Neben Ziegel, Stahlbeton und Glas findet der Baustoff Holz langsam Platz in mehrgeschoßigen Bauten. »In Wien war die Novelle der Bauordnung im Jahr 2001 der Durchbruch«, betont Kurt Zweifel von proHolz Austria. Mit der »4+1«-Regelung sind nun ein mineralisches Geschoß und bis zu vier Geschoße in Holzbauweise möglich. Das erste mehrgeschoßige Holzbauwohnprojekt in Wien mit 154 geförderten Mietwohnungen ist in der Spöttlgasse 7 im 21. Wiener Gemeindebezirk entstanden. Dabei wurden Fundament, Garage und Erdgeschoß in Beton ausgeführt. Darauf wurden vier Holzgeschoße mit Massivholzplatten als tragende Struktur gesetzt. Das Vorzeigeprojekt, das freilich auch evaluiert wird, hat 18,34 Millionen Euro gekostet, wovon die Stadt Wien 7,9 Millionen Euro gefördert hat. Wien bietet - wenn auch etwas verspätet - nun auch schon auf zwei Passivhäuser in Holz-Mischbauweise. Als Fassaden­element konnte sich der Baustoff Holz bei einem Projekt gar schon sieben Geschoße hocharbeiten.

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