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\"Bäume wachsen nicht in den Himmel“

Report: Die One-Eigentümer haben ebenfalls Interesse an einer übernahme des Mitbewerbers tele.ring, der von seinem Eigentümer Alltel zur Disposition steht. Wird One demnächst zu einem größeren Player in österreich wachsen? Wie sehen Sie die von allen erwartete Konsolidierung am Mobilfunkmarkt?

Jørgen Bang-Jensen: In den Medien war zuletzt zu lesen, dass für tele.ring keine konkreten Angebote gelegt worden sind. Ich denke, dass in einer ersten Runde Private-Equity-Fonds den Kauf der Alltel-Tochter realisieren könnten. Unternehmen wie diese haben ganz andere Budgets als Telcos. Danach könnten die Assets etwa an einen Mobilfunkbetreiber wie One wandern. Unsere Eigentümer - wenn ich hier für sie sprechen kann - haben am Wachstum am österreichischen Mobilfunkmarkt ein ungebremst großes Interesse. Warum aber der Verkauf von tele.ring derzeit etwas schleppend verläuft, ist leicht erklärt. Zum einen ist der Mobilfunkmarkt hierzulande sehr hart umkämpft - dadurch werden Investoreninteressen gebremst. Zum anderen fördert nun die aktuelle Diskussion um die geplante Sendeanlagenbesteuerung in Niederösterreich nicht gerade die Investitionssicherheit. In Paris und Stockholm werden solche Vorgänge, die den Wert eines Mobilfunkunternehmens über Nacht negativ verändern können, schlichtweg nicht verstanden.

Das größte Problem freilich ist, dass es in österreich zu viele Mobilfunknetzwerke gibt. Auf 350 Einwohner kommt hierzulande eine Funkstation. In anderen Ländern sind dies noch 1000 Einwohner pro Station. Aus dieser überinvestition heraus ist vielleicht dem Land österreich in seiner Mobilfunkabdeckung ein großer Vorteil gewachsen. Doch für die Mobilfunker selbst gefährden diese überinvestitionen langfristig den wirtschaftlichen Erfolg. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: jeder hätte natürlich gerne eine lückenlose Netzabdeckung entlang allen Bahnstrecken der Bundesbahnen. Allein rechnen sich die notwendigen Investitionen dazu nicht. Wirtschaftlich gesehen können wir nicht jede einzelne Bahnstrecke versorgen.

Es wird heuer noch - oder längstens in zwei, drei Jahren - eine Marktkonsolidierung geben, da es derzeit einfach zu viele Netzwerke gibt. Es gibt dazu eine passende Redensart: Bäume wachsen nicht in den Himmel! Bei drei Playern war der Preiswettbewerb noch sinnvoll und machbar. Bei fünf Mobilfunkern ist dies nicht mehr möglich. Die Wachstumsstrategie einzelner Player wie tele.ring und des Mobilfunkmarktes insgesamt stößt nun an ihre Grenzen. Ich denke, dass logischerweise entweder One oder T-Mobile das tele.ring-Netzwerk übernehmen werden. T-Mobile hat bislang die größten Marktanteile an tele.ring verloren und beginnt nun dank besseren Produkten und effizienterem Marketing wieder Kunden zurück zu gewinnen. Und die Gesellschafter bei One sind grundsätzlich auf Wachstum und weitere Investitionen eingestellt. Wenn es hier Möglichkeiten gibt, werden wir sie wahrnehmen. Da One selbst nicht zum Verkauf steht, bleibt damit nur die übernahme eines anderen Players. Unsere Gesellschafter sind stets für neue Initiativen bereit. Das hat sich bei unserer Tochtergesellschaft Yesss gezeigt.

Wie sind denn die Zuwachszahlen bei Yesss? Wie viele Kunden hat die Diskont-Tochter bereits?

Yesss konnte bereits massiv Kunden gewinnen, die Zahlen dazu haben bislang alle unsere Erwartungen übertroffen. Ziel war es, bis Ende des Jahres 50.000 Kunden zu haben - dies werden wir übertreffen. Auch telefonieren die Yesss-Kunden wesentlich mehr, die Marge pro Kunde ist besser als erwartet. Genaue Zahlen werden wir im August bekannt geben.

Eine eindeutige Positionierung der Mobilfunkbetreiber ist mehr denn je wesentliches Kriterium für den Geschäftserfolg an einem so heiß umkämpften Markt wie österreich. One, das sich noch bei seinem Marktstart 1998 mit dem Begriff \"rauschfrei“ als Qualitätsprovider positionieren konnte, hat dieses Attribut scheinbar kampflos der mobilkom überlassen. Diese heftet sich nun \"kristallklar“ für ihre Sprachqualität im Mobilfunknetz ans Revers. Wie konnte One diese Positionierung abhanden kommen?

Netzqualität ist immer noch ein Thema für uns, auch wenn wir nicht mehr dafür werben. A1 ist sicherlich das größte Netz bezüglich seiner Abdeckung - unser Netz dagegen ist nach wie vor in seiner Qualität größer und besser. Die mobilkom ist ein Provider, der ständig die Produkte und Anstrengungen seiner Mitbewerber kopiert. Auch in diesem Bereich hat uns die mobilkom nachgemacht. Wir haben dagegen nicht die Marketingmacht, wie sie die mobilkom pflegt, um uns in Werbeschlachten einzulassen. Und wir sahen übrigens auch nicht die Notwendigkeit dazu. Umfragen unter unseren Kunden zufolge wird One immer noch mit sehr guter Netzqualität assoziiert. Ich würde aber nicht ausschließen, dass wir dieses Thema in Zukunft wieder bewerben, sicherlich aber nicht besonders prominent.

Wird die neue, angestrebte Positionierung, die über dem Attribut \"Service“ erfolgen soll, die verlorene Schlacht wieder wettmachen können? Solch eine Positionierung gelingt ja nicht von heute auf morgen. Ich stelle mir vor, dass es schwierig ist, die Endkunden davon zu überzeugen.

Es dauert immer etwas, bis die Bevölkerung solche Entwicklungen sieht und erkennt, welchen Vorteil wir als Mobilfunkbetreiber bieten. Service bedeutet für uns aber vor allem einmal die Differenzierung von einer reinen Preispolitik und dem Technologiewettlauf. Wir sind davon abgekommen, stets überall die Ersten zu sein und setzten nun auf besseren Kundenservice in unseren Bonusprogrammen, in den Service-Shops und in der Beratung. Einfach gesagt: es sind die Produkte, die das Leben einfacher machen, die am Markt nachgefragt sind. Ein jüngst gelaunchtes Beispiele dazu ist die Cost Control, die der Kostenfalle Handy, wie sie ja in den Medien seit Jahren kolportiert wird, ein Ende setzt. Wir werden weiter Produkte bringen, die in diese Richtung gehen. Ein weiteres Beispiel dazu ist das Handy als Nebenstellenanlage, das nun für Kosteneinsparungen und Effizienz in den Unternehmen sorgt.

Ich höre oft die Frage, ob denn ein besserer Service nicht automatisch mit höheren Kosten für den Netzbetreiber verbunden ist. Die Antwort ist aber klar: Nein. Aus einem Grund: Wir setzen nun den Kunden in den Mittelpunkt der Prozesse, verstehen ihn dadurch besser und passen ebendiese Prozesse optimal an seine Bedürfnisse an. Für das Ergebnis, nämlich am Ende des Tages bessere Lösungen zu haben, brauche ich nicht zweimal so viele Mitarbeiter. Im Gegenteil - die vorhanden Shopmitarbeiter etwa können nun mit erweiterten zugewiesenen Kompetenzen mehr direkt erledigen.

Einen Service möchte ich noch hinzufügen: wir bieten auch Service für unsere Gesellschafter - wir möchten Geld verdienen. Dies ist wichtig für den Markt und für Investoren. Unsere EBITDA-Marge belief sich 2004 auf 29 Prozent und wir werden auch dieses Jahr ein Wachstum in Kunden und Umsätzen haben. Auch das Ergebnis wird wieder stimmen.

Während der mobilkom und T-Mobile massive Erfolge im Geschäftskundenbereich zugestanden werden, scheint es zu diesem Thema bei One noch immer auffallend ruhig zu sein. Haben Sie zu wenig Business-Kunden?

Das ist eine völlig falsche Einschätzung. Unsere Business-Produkte haben 17 Prozent Marktanteil und generieren 20 Prozent Umsatz innerhalb von One. 2004 lag dieser interne Umsatzanteil noch bei 17 Prozent. Wir gewinnen Kunden im KMU-Segment, und fokussieren uns auf diese Kundengrößen. Unser Vorteil dabei: wir sind unbürokratisch und haben Produkte wie etwa die Kostenkontrolle für Mitarbeiter eines Unternehmens oder Wertkartenhandys für die zweite, private Leitung auf Firmenhandys. Unternehmen können sich nun wohl fühlen, wenn ihre Mitarbeiter One-Handys haben. Wir sind sehr zufrieden mit dem Business-Segment und sehen dass Services wie die mobile Nebenstelleanlage für A1 bereits sehr ärgerlich sind. Ich denke, die mobilkom wird in zwei bis drei Monaten mit einem ähnlichen Produkt nachziehen.

Zur Handysubventionierung: die Mobilfunker befinden sich aufgrund der massiven Preisstützung der Handsets in einem gehörigen finanziellen Dilemma. Gibt es eine Möglichkeit für die Branche, dieser Kostenspirale jemals zu entkommen?

Niemals, so lange es Betreiber gibt, die Marktanteile gewinnen wollen. Denn so etwas läuft nun mal über Gerätesubventionen. Es ist auch bei den UMTS-Handys bereits der Trend abzusehen, dass diese, so bald sie Massenware werden, preislich stark gestützt werden.

Sie haben es bereits kurz angesprochen: fürchten Sie, dass weitere Bundesländer dem Beispiel Niederösterreichs folgen werden und Sendeanlagen besteuern?

Ich fürchte schon, dass dieses Beispiel Schule macht - hoffe gleichzeitig allerdings, dass die Länder die ursprüngliche Intention, die Zahl der Sendemasten verringern zu wollen, wirklich ernst meinen. Was nun aber aus Niederösterreich gekommen ist, ist völliger Wahnsinn. Das geplante Gesetz hat nur eine einzige Auswirkung: Geldbeschaffung. Incentives für die Netzbetreiber, um die Zahl der Sendeanlagen verkleinern zu wollen, gibt es hier nicht. Landeshauptmann Pröll behauptet, den Wildwuchs bei den Sendemasten einzudämmen - das ist Blödsinn, wie Durchrechnungsbeispiele aus der Praxis zeigen. Wenn also über Sendeanlagenbesteuerungen auch in anderen Bundesländern nachgedacht wird, erwarte ich, dass dies in engen Konsultierungen mit den Mobilfunkern passieren wird. Wenn schon die Landesregierungen solche Steuern einheben, dann sollten diese auch die Auswirkung auf die Arbeitsplätze beachten.

Wenn Sie einen kleiner überblick über zukünftige Umsatztreiber im Business-Bereich wagen - Welche Services werden abheben, werden von den Geschäftskunden angenommen?

Die mobile Nebenstellenanlage ist mein persönlicher Favorit. Mit einem einzigen Gerät alles erledigen zu können, ist sicherlich ein \"Killer“. Weiters wird die Funktion zunehmend wichtig, Privat- und Geschäftskosten im Mobilfunk trennen zu können. Und drittens heben bereits UMTS-Datenkarten sehr gut ab, die für den mobilen Breitbandzugang in Notebooks sorgen. Wir könnten jede Karte, die wir zurzeit bekommen, sofort wieder verkaufen. In einigen Jahren werden alle Nutzer Endgeräte mit Kalender und E-Mail-Funktion haben. Den Durchbruch in den Massenmarkt wird aber mit Sicherheit nicht der BlackBerry schaffen - dafür ist dieser Marketing-Gag zu proprietär und teuer. Vielmehr werden Geräte die Businesswelt ändern, die dank der neuen Initiativen Microsofts die Synchronisation mit Office- und Mail-Programmen ermöglichen. Hier waren wir übrigens die ersten in österreich, die eine Synchronisation mit Microsoft-Software unterstützten.

Bemerkenswert allerdings ist generell das neue Selbstverständnis, mit dem die Nutzer die neuen Möglichkeiten im Mobilfunk sehen. Ich habe vor kurzem meinem Vater mit meinem Handy ein Video meiner beiden Kinder geschickt. Er ist 78 Jahre alt und hat trotz seines Alters lediglich gemeint: \"Oh, jetzt kann man auch schon Videos schicken“.

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