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Heißes Glas

Die Sinnhaftigkeit von Ganzglasfassaden wird spätestens mit Einführung der EU-Gebäuderichtlinie zum brisanten Thema - nicht nur in Wien.

Investorenarchitektur ist an und für sich nichts Verwerfliches. Wenn aber wirtschaftlicher Zwang dazu führt, dass Kosteneinsparungen für die Planer von Bürohochhäusern das einzige Kriterium sind, kann der Schuss nach hinten los gehen. So wie bei den Twin Towers am Wienerberg. Seit Inbetriebnahme der beiden 138 und 127 Meter hohen Bürotürme im Jahr 2001 klagen Mieter über klimatische Beschwerden. Nun hat eine kürzlich an der Technischen Universität Wien durchgeführte Gebäudesimulation bestätigt, was in der Branche und bei den Nutzern schon länger die Runde macht: Die Fassade und die Klimatisierung der Bürotürme sind ein bauphysikalisches Fiasko.
Schuld daran sind Einsparungen, die der Bauherr, die Wienerberg City Errichtungsgesellschaft (WCE) bei der Ausführung verlangt hat. Entgegen dem Entwurf von Architekt Massimiliano Fuksas und der bauphysikalischen Berechnung des niederösterreichischen Gebäudetechnikunternehmens Altherm wurde auf eine doppelschalige Ausführung der Glasfassade verzichtet. Ebenfalls verzichtet hat der Bauherr auf helle Jalousien aus hochreflektierendem Aluminium, die den auf die Fassade auftreffenden Energieeintrag abgeschirmt hätten, statt dessen hat man sich aus ästhetischen Gründen für graue Screens entschieden.
Die Folge dieser Sparmaßnahmen ist, dass je nach Wetter Hitze oder Kälte praktisch ungefiltert in die Büros eindringen und in die Räume strahlen, das einschalige Glas ist nicht in der Lage, diese Abstrahlungen aufzufangen. Den Zwischenraum zwischen den Glasebenen der Mehrfachverglasungen, der im Winter als Puffer dient und bei Sonneneinstrahlung Wärme abführt, gibt es nicht. Bei Kälte laufen die Nutzer also Gefahr, sich rheumatische Beschwerden einzufangen, bei Hitze und Sonneneinstrahlung droht der Hitzschlag.

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