Öko-Business
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Umweltagenturen, Energieconsulter und Öko-Berater boomen – wer verdient am Öko-Business?
Von Karin Legat
Wem unter die Arme gegriffen wird, der ist eher zu einem Umdenken und einer Kurskorrektur bereit. Das hat jeder von uns schon einmal erlebt. Im Umweltbereich gibt es für Unternehmen schon lange diese Form von Unterstützung. Bundes- und landesweit werden Förderprogramme angeboten, die Unternehmen zu Beratungen rund um Energieeffizienz, Mobilitäts- und Umweltmanagement, Schonung von Ressourcen, Reduzierung von Abfall, Luftverschmutzung, Abwasser und Lärm anregen sollen.
Mehr Ökonomie durch Ökologie
Öko-Business optimiert den betrieblichen Umweltschutz und verbessert die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen, ihre Öko-Effizienz und damit deren Image. »Es gibt bereits Unternehmen, die machen bei Umweltprogrammen mit, weil es für sie heute schon zur Qualitätssicherung gehört. Hauptmotivation ist aber, betont Johanna Leutgöb von die umweltberatung Wien, »dass es sich rechnet.« Immer wichtiger wird aber derzeit auch ein ganzheitlicher nachhaltiger Ansatz, bei dem neben den ökologischen Aspekten auch soziale und ökonomische mitberücksichtigt werden. »Einsparungen im Umweltsektor sind langfristig.« Jedes Förderprogramm beginnt mit einem Check durch BeraterInnen. »Bei manchen Betrieben sind bereits durch diese Analyse Fragen z.B. zu Energieeffizienz geklärt. Andere warten mit der Detailberatung bis ins nächste Jahr. Etwa ein Drittel der Unternehmen entscheidet sich für eine weitergehende Beratung. Es gibt alle Varianten.« Entscheidend ist wie bei allen Änderungen im Unternehmen die Quelle der Idee. »Bei einigen kommt die Initiative von den Mitarbeitern. Das ist der einfache Weg. Läuft es umgekehrt – von oben nach unten –, müssen die Mitarbeiter erst zu umweltbewusstem Verhalten motiviert werden. Das kann dauern.« Erfahrung mit Mitarbeitermotivation hat die Sattler Energie Consulting. Das Kabarettprogramm »Lachend lernen«“ soll es den MitarbeiterInnen erleichtern, das Thema Energiesparen in den eigenen Tagesablauf einzubauen und umzusetzen. Das Seminar-Kabarett wird dabei individuell auf die Anforderungen des Betriebs abgestimmt.
Öko-Business made in Austria
Betrieblicher Umweltschutz in Österreich ist auf einem positiven Weg und hat auch über die Grenzen hinaus Aufmerksamkeit auf sich gezogen. »Der ÖkoBusinessPlan Wien ist international vernetzt, zum Beispiel über das Städtenetzwerk EUROCITIES«, berichtet Thomas Hruschka, Leiter des Programm-Managements. »Im Rahmen eines UNIDO-Projekts haben wir in Indien unser Programm in Workshops vorgestellt. Derzeit läuft im Auftrag des indischen Umweltministeriums die Vorbereitung für entsprechende Modellprojekte. Der ÖkoBusinessPlan Wien ist Vorbild für Pilotprojekte in Nagoya in Japan, Györ und Novi Sad/Serbien. Mit Chennai/Indien und Athen, mit der Region Cork/Irland, Durres/Albanien sowie mit 24 Stadt- und Hafenverwaltungen im Adriaraum haben wir gemeinsame Projekte abgewickelt.«
Einsparungen, die sich sehen lassen können
Die österreichweit laufenden Umweltprogramme können bereits mit beachtlichen Erfolgszahlen aufwarten, so z.B. das klima:aktiv-mobil-Programm »Mobilitätsmanagement für Betriebe«. Über 200 Unternehmen in Österreich haben bereits teilgenommen und eine Einsparung von jährlich rund 160.000 Tonnen CO2 erreicht. Das Umweltprogramm der Stadt Graz ÖKOPROFIT® weist ähnlich beeindruckende Verbesserungen auf. Von den 41 ausgezeichneten Unternehmen wurden im Programmjahr 2009/10 insgesamt 352 Umweltmaßnahmen mit einer dokumentierten Kosteneinsparung von über 2,4 Millionen Euro umgesetzt. Wien präsentiert ein sehr positives 10-Jahres-Resümee. Schlusslicht hinsichtlich der Beratungsaktivitäten bildet laut ÖGUT das Burgenland. Auch die Umweltberatung stellt fest, dass »von diesem Bundesland wenig zu hören ist«. Ab dem Frühjahr 2011 läuft ein spezielles Regionalprogramm, mit dem das Burgenland zu den anderen Bundesländern aufschließen will.
Fehlende Einheit
Wie bei den Programmnamen ist auch hinsichtlich der Dotierung der Fördertöpfe eine enorme Vielfalt festzustellen. Zwar werden die Budgets einheitlich aus Mitteln der Wirtschaftskammern Österreichs, der Bundesländer, des Bundes bzw. von EU-Strukturfonds gespeist, die Konstellationen sind aber unterschiedlich. »Betrieblicher Umweltschutz ist prinzipiell Ländersache«, berichtet Umweltberaterin Leutgöb. Das heißt, es gibt neun Programmvarianten, die hauptsächlich von den Landesregierungen ausgehen. Mit den Fördergeldern wird außerdem unterschiedlich restriktiv umgegangen. »Das Ökomanagement Niederösterreich soll etwa schon im Frühjahr 2010 keine flüssigen Mittel mehr gehabt haben, und viele Förderansuchen konnten nicht bewilligt werden.« Wien profitiert durch die enge Kooperation mit der Wirtschaftskammer und dem WIFI. Diese übernehmen einen Großteil der Beratungskosten.
Auf Bundesebene wird Ökoberatung über den KLI.EN Klima- und Energiefonds und die Kommunalkredit Public Consulting unterstützt. Einige Module der landesweiten Umweltberatung sind österreichweit geregelt, z.B. Ökoprofit (Beratung für mittelgroße Unternehmen) und natürlich die internationalen Richtlinien EMAS und ISO 14001. Umweltzeichenmodule sind ebenfalls ident, die Kriterien werden vom Lebensministerium vorgegeben. Für Kleinbetriebe gibt es dagegen zum Bedauern der Fachleute österreichweit bislang wenig Standardisiertes. Hier bietet sich das in Wien entwickelte Modell »ÖkoBonus« an, das für Kleinbetriebe zugeschnitten, flexibel zu handhaben ist und alle umweltrelevanten Aspekte in einem Kleinbetrieb beinhaltet.
Erfolgsbewertung durch Unternehmen
Ökologisches Denken und Handeln entwickelt sich langsam, aber stetig. Obwohl bereits seit längerem feststeht, dass durch energetische Maßnahmen je nach Branche wirtschaftliche Einsparpotenziale in der Größenordnung von 20 bis 30% möglich sind, hat erst ein kleiner Teil der Betriebe das umfangreiche Beratungsangebot in Anspruch genommen. Lassen sich die Unternehmer durch die Vielzahl der Angebote abschrecken? Was findet sich am Beratungstisch? »Viele Unternehmen sehen auf den ersten Blick keinen Nutzen für ihren Betrieb«, bedauert Katharina Hus von der Tanzer Consulting GmbH. »Durch genauere Analyse der möglichen Einsparungen relativiert sich das später. Das trifft auf Klein- und Mittelunternehmen ebenso zu wie auf Großunternehmen, sowohl im privaten als auch im öffentlichen Bereich.«
»Wir sind als Beratungsunternehmen beim ÖkoBusinessPlan Wien gelistet und haben auch selbst 2009 am Programm teilgenommen«, berichtet Johanna Leutgöb und zeigt stolz auf den Pokal, der mit Abschluss des Programms verliehen wurde. »Wir waren im Modul ÖkoBonus für Kleinbetriebe dabei. Im Dienstleistungs- beziehungsweise Bürobereich sind nicht jene Megawatt zu holen wie in der Industrie, das war uns von Anfang an klar. Immerhin sparen wir nun etwa 1/3 der Beleuchtungskosten, indem wir jeden zweiten Beleuchtungskörper der Deckenbeleuchtung am Gang stillgelegt haben. Papier ist unser wichtigster Einsatzstoff. Durch die Einstellung von standardmäßig doppelseitigem Kopieren und die Bereitstellung von bereits benutztem Papier für rasche und inoffizielle Drucke sparen wir ebenfalls Ressourcen. Die 400 Euro, die uns die Beratung gekostet hat, haben sich prompt amortisiert«, berichtet Leutgöb aus der Praxis.
Evaluation ÖkoBusinessPlan-Beratungen
Zu wissen, wann die Beratungskosten ausgeglichen sind bzw. welche Investitionskosten für den umweltfreundlicheren Betrieb des Büros anfallen, ist für die Entscheidung hin zu mehr Ökologie zwingend erforderlich. Kommt das Thema Investitionskosten ins Spiel, tritt das eine oder andere Unternehmen auf die Bremse, aber: Bei Investitionskosten betreffend betrieblichen Umweltschutz springt die Kommunalkredit Public Consulting mit Förderungen ein. Auf vielen Länder-Webseiten gibt es einen Wegweiser als Pfad durch den Förderdschungel.
Die Teilnahme an einem Umweltprogramm wird immer belohnt. »In Wien steht im März das neue ÖkoBusiness-Buch zur Verfügung. Dann findet auch wieder eine große Feier mit der Wiener Umweltstadträtin und manchmal auch mit Bürgermeister Häupl statt, bei der die erfolgreichen Betriebe des Vorjahres gewürdigt werden«, erzählt Leutgöb. Mit der Auszeichnung ist das Umweltprogramm aber lange nicht abgeschlossen. »Die Betriebe müssen laufend an Verbesserungen arbeiten, um die Zertifizierung zu behalten. Bei Kleinbetrieben ist die Prüfung alle drei Jahre vorgesehen, es gibt aber auch Module mit jährlicher Kontrolle. Natürlich ist es am Anfang leichter, Verbesserungen zu realisieren, aber: Einen Schwachpunkt findet man immer.«
Teilweise kann sich der Betrieb selbst die Maßnahmen aussuchen, die er umsetzen will. Module wie das Umweltzeichen Tourismus und Schulen geben hingegen Kriterien vor, die erfüllt werden müssen. Ein Punktesystem sieht Sollkriterien (umweltfreundliche Baumaterialien, Kooperation mit nachhaltig wirtschaftenden Lieferanten, Geräte mit höchster Energieeffizienzklasse, Ökomobilitätsangebote wie Elektroautos) und Musskriterien (Energiecheck, Abfallkonzept, Information für Mitarbeiter und Gäste, Wassersparmaßnahmen, umweltfreundliche Beschaffung) vor.
Wer verdient nun am Öko-Business? Die Umwelt garantiert, ebenso die Wirtschaft, damit der Staat und jeder Einzelne. Umweltagenturen, Energieconsulter und Öko-Berater können also getrost weiter boomen!