Farbenspiele
- Written by Redaktion_Report
- font size decrease font size increase font size
Mit Inkrafttreten der »EU-Glühbirnenverordnung« steht die Frage im Raum: Energiesparlampe oder Halogenlampe? Der Versuch einer Entscheidungshilfe.
Es gibt eine irrationale öffentliche Stimmung«, meint Günther Brauner, Vorstand des Instituts für Energiewirtschaft, zur voll ausgebrochenen Diskussion rund um das »Glühlampenverbot« durch die EU. Tatsächlich herrschen Verunsicherung und Fehlinformation über die seit 1. September geltende EU-Verordnung 244/2009, die energieintensive und ineffiziente Beleuchtungstechnologien beenden soll und damit einen schrittweisen Ausstieg aus der Glühlampe bis 2016 bedeutet. Unklarheit herrscht über eine Reihe von Punkten: das tatsächliche Einsparpotenzial von Energiespar- und Halogenlampen, die Frage der Farbwiedergabe und des Gesundheitsrisikos, der Lebensdauer und auch der Verfügbarkeit der alternativen Leuchtmittel.
Unbestrittenes Faktum ist, dass die traditionelle, seit 130 Jahren in Gebrauch stehende Glühlampe ein Energieverschwender ist. Nur bis zu 5 % der dem Glühfaden zugeführten elektrischen Energie wird als sichtbares Licht umgewandelt, der Rest wird als Wärmeenergie abgestrahlt. Logisch, dass die EU eine solche Energieverschwendung in Zeiten, in denen es um die Erreichung der Klimaziele geht, nicht tolerieren kann. Immerhin macht die Beleuchtung im EU-Raum 10 % des gesamten Energiebedarfs aus.
Schlechteres Farbspektrum
Die Energiesparlampe, eine Kompaktversion der Leuchtstoffröhre, funktioniert mittels Gasentladung. Sie muss um rund 80 % weniger Energieleistung aufnehmen als die Glühbirne, bringt aber, wenn es sich um eine hochwertige Energiesparlampe handelt, eine Lichtausbeute von 25 %. Ob das Licht, das sie aussendet, in seiner Spektralzusammensetzung dem der Glühlampe ähnelt, darüber wird unter Herstellern und Interessensvertretern heftig gestritten, was auch nicht zur Behebung der Verunsicherung in der Öffentlichkeit beiträgt. So warnt die Umweltberatung, aber auch die Innung der Elektrotechniker vor der Energiesparlampe, weil ihr im Lichtspektrum die Rotkomponente fehle, was Rottöne bräunlich erscheinen lässt.
Eine Argumentation, auf die der Fachverband der Elektroindustrie, also die Interessensvertretung der Lampenhersteller, in seiner Kampagne für die Energiesparlampe nicht eingeht. Offenbar aus gutem Grund: Wie Günther Brauner, Vorstand des Instituts für Elektrische Anlagen und Energiewirtschaft an der TU Wien einräumt, decken die meisten konventionellen, billigeren Energiesparlampen tatsächlich ein schlechteres Spektrum ab als die Glühbirne. Allerdings, so weist Brauner hin, gibt es heute Energiesparlampen mit unterschiedlichen Farbtemperaturen. So deckt eine Lampe mit der Lichtkennzahl 8/30, die eine Farbtemperatur von 3.000 Kelvin hat, 80 Prozent des Spektrums der Glühlampe ab. Es gibt aber auch Lampen mit einer Kennzahl 9/60, die bereits Tageslichtqualität haben. »Die Technologie ist in den letzten Jahren reif geworden, die neuen Energiesparlampen haben ein hervorragendes Lichtfarbspektrum«, meint der Energieexperte. Diese Lampen können sogar in Räumen ohne natürliches Licht eingesetzt werden und würden vom Arbeitsinspektorat genehmigt werden, ist Brauner überzeugt.
Lebensdauer und Quecksilber
Dass solche Lampen mehr kosten als Glühbirnen, ist ein Fakt, ebenso wie der Umstand, dass derartige Lampen nur vereinzelt im Handel zu finden sind. Und ob die Energiesparlampen wirklich eine längere Lebensdauer von durchschnittlich acht Jahren haben, wie die Industrie verspricht, hängt wiederum von vielen Faktoren wie der Ein- und Ausschaltfrequenz ab und muss sich erst beweisen, wenn diese Technologie mehrere Jahre flächendeckend im Einsatz war.
Ein oft auftauchendes Argument, die Gesundheitsgefährdung wegen des in Energiesparlampen enthaltenen Quecksilbers, bezeichnet Günther Brauner als »Totschlagargument«. Der Anteil von zwei Milligramm pro Lampe sei vernachlässigbar: »Schäden entstehen bei 300 Milligramm. Sie müssten also 150 Energiesparlampen zerschlagen und den Quecksilberdampf voll inhalieren, damit es gesundheitsschädlich wird«, so Brauner.
Weniger Rot in Halogenlampen.
Aber auch die Halogenlampen sind offenbar nicht das Gelbe vom Ei. Die Innung der Elektrotechniker empfiehlt sie, weil sie einerseits eine niedrigere Frequenz und damit weniger schädliche Oberschwingungen als Energiesparlampen erzeugen und andererseits ein breiteres Farbspektrum und helleres Licht bringen als die Leuchtstofflampen. Was Brauner nur teilweise bestätigt: Diese Halogenlampen würden zwar heller strahlen als Energiesparlampen, decken allerdings auch nicht das gleiche Spektrum ab wie die Glühbirne, weil sie weniger Rotanteile haben. Weiß erscheine das Licht nur, weil Halogenlampen mit höherer Temperatur arbeiten, so Brauner. Aus diesem Grund erzeugen Halogenlampen auch mehr Hitze als Energiesparlampen, die Energieausbeute beträgt laut Brauner nur 7 bis 9 % und damit nicht viel mehr als die Glühbirne. Das Energieeinsparpotenzial der Halogenlampe gegenüber der Glühbirne liegt mit 30 % außerdem deutlich unter dem der Leuchtstofflampe mit 80 %.
Skepsis berechtigt
Den Grund für die Skepsis der Menschen gegenüber den Energiesparlampen sieht Brauner darin, dass diese Technologie in ihren Anfängen noch nicht ausgereift war. Offenbar ist diese Skepsis auch heute noch berechtigt: So rät der Experte zu Lampen mit gewundenen Leuchtstäben und warnt vor Energiesparlampen, die wie Glühbirnen aussehen. Bei diesen gebe es nämlich nach wie vor das Problem der berüchtigten Zeitverzögerung, bis die Lampen anspringen, schränkt Brauner ein.
Wer sich nun weiterhin nicht zwischen Leuchtstoff oder Halogen entscheiden kann, der kann als Trost nur auf die Zukunft verwiesen werden: Irgendwann werden LEDs (Licht emittierende Dioden) sowohl das Energie- als auch das Lichtfarbenproblem und die Frage der Gesundheitsgefährdung vergessen machen. Bis diese Technologie Marktreife erlangt, wird es allerdings noch ein paar Jahre dauern. Und bis dahin kann man ja die jetzt massenweise gehorteten Glühbirnen verwenden. Denn ausgetauscht werden müssen sie, entgegen einem weiteren Gerücht, nicht seit dem 1. September.
Lampentyp Leistungs- Lichtausbeute Einsparung
aufnahme (W) (Lumen pro Watt) ggü. Glühlampe
Glühlampe 60 12
Halogenlampe 42 15 30 %
Kompaktleuchtstofflampe 12 55 80 %