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Schmuck-Stücke

Zwei Generationen, 180 Quadratmeter, roher Stahl und Beton sorgsam dosiert. Das Wiener Schmuckatelier Neuner ist Shop, Büro, Werkstatt, Galerie und zeitweise Event-Location. Architektur und Design lassen zeitlos viele Funktionen zu.

Schmuckgeschäfte müssen einladend, modern und auch ein wenig nobel sein - Kunden wollen schließlich verführt werden. Juweliere und Planer greifen dafür oft zu edlen und schweren Materialien. Mark Neuner von der Architektengruppe Sektor-A verführt anders. Für das Geschäft in der Wiener Innenstadt wählte der Designer eine schlichte Formensprache. Stahl und Beton sind die wesentlichen Zutaten für den Shop im Kärntner Durchgang Nr. 8. Die mit diesen Materialien assoziierte Schwere und Rohheit wurde durch innovatives Design mit Leichtigkeit ins Zeitlose transferiert. „Wir wollten einen radikalen Gegenentwurf zu gängigen Shops“, erklärt Neuner. Das Schmuckgeschäft ist nicht als exquisiter Ort der Präsentation sondern als offener Ort des Entstehens, Schaffens und Austausch von Ideen gedacht. Um dies in der Architektur auszudrücken haben wir nicht auf die Exklusivität der Materialien gesetzt sondern auf eine sympathische Formensprache und Materialwahl.“

Unter einem Dach
Die Nebenaufgabe des Umbaus bestand darin die zwei unterschiedlichen Charaktere unter einem Dach zu vereinen. Ehefrau Gudrun Neuner ist seit drei Jahrzehnten im Schmuckhandel tätig, bedient im Erdgeschoss ihre eigene Klientel mit ihren Ansprüchen und Erwartungen. Tochter Alja dagegen kreiert mit mehreren Mitarbeitern im Obergeschoß experimentelle Stücke, mixt Materialien und Stile und lebt ihre bunten Ideen in der Werkstätte aus.

Im ersten Stock wurde zusätzlich eine Wohnung in die vorhandenen Räumlichkeiten integriert. Resultat ist ein großer L-förmiger Raum der auch als Galerie und als Event-Location dient. Die Arbeitsplätze der Goldschmiede sind darin so positioniert, dass sie ungestört ihrer Arbeit nachgehen und zugleich am Geschehen im Raum teilnehmen können. Der Hauptraum selbst ist unverbaut, es dominiert historisches Parkett. Zur Zeit wird die Fläche mit einem ausgedienten Baugerüst bespielt, das als Präsentierfläche dient. Verlangt ein Event viel Platz, wird das Gerüst kurzerhand entfernt und die Kreativstätte neu konzipiert. Übrig bleibt ein Raum der durch Durchbrüche, Ausnehmungen und die großzügigen Fenster zur Außenwelt die Offenheit der Nutzer zusätzlich zum Ausdruck bringt. Und ein Raum der nicht fertig ist, wie Neuner klarmacht: „Trotz aller vorhandenen Funktionen ist das Obergeschoß eine Werkstätte, wo Work in Progress stattfindet“, betont der Jungarchitekt, der gemeinsam mit acht, teilweise befreundeten, Designern auch Möbel und Vitrinen für das Atelier konzipierte.

Design-Interieur
Erst jüngst kamen die aus Baustahl gefertigten an der Wand montierten Röhren im Erdgeschoß dazu. Schon etwas früher entstanden die mit viel Experimentiergeist kreierten Betonelemente. Ein Schmuckstück für sich ist etwa das vom Shop-Eingang stirnseitig positionierte Verkaufspult, das in Kooperation mit dem Atelier Aller Art entstand. Ergänzt mit Edelsteinen stellt die aus Beton gegossene Front des Pults eine Phantasielandschaft samt Engeln dar. Ebenfalls aus Leichtbeton besteht der Corpus der auf gekreuzten Stelzen stehenden Vitrinen.

Auf Eisenstelzen lagert auch das im Freiraum unter der Treppe positionierte Sitzmöbel. In der Nische dahinter, wo in vielen Geschäften der Vorhang das zu Verbergende verbirgt, wurde mit einer - von der Illustratorin Gina Müller gefertigten – Schiebewand ein bemerkenswerter Designaspekt installiert. Ein Detail, das sich nicht aufdrängt, aber auffällt. So wie auch der als Fußabstreifer dienende Betonguss im Eingangsbereich, den manche Besucher erst beim erst beim Verlassen des Geschäfts entdecken.


 

 

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