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Governance à la Gorbach

Scheiden tut fast immer weh, manchmal auch weniger. Infrastrukturminister Hubert Gorbach hat bei seinem persönlichen Fortkommen ja schon länger die Reißleine gezogen. Bereits seit geraumer Zeit ist klar, dass er beim Vorarlberger Unternehmer Klaus andocken wird. »Ich machte aus meiner Vorliebe für die Zusammenarbeit mit dem unternehmerisch so erfolgreichen Walter Klaus nie ein Hehl«, gab Gorbach den »Vorarlberger Nachrichten« erst kürzlich zu Protokoll. Dass Touristikmulti Klaus als Minderheitseigner die Bodenseeschiffahrt der öBB übernahm, für die Gorbach als Infrastrukturminister verantwortlich ist, regte nur die Opposition auf. Pikant ist, dass es gerade in Gorbachs Reich erst zuletzt zu heftigen Diskussionen um Corporate Governance gekommen ist. öffentlich debattiert wurde beispielsweise die fragwürdige Optik eines Consulter-Gurus, der in Personalunion gleichzeitig als öBB-Auftragnehmer und öBB-Aufsichtsrat agiert. Nach der absehbaren medialen Schelte folgten reihenweise Bekenntnisse zur Corporate Governance, die man zukünftig einzuhalten gedenke. Alle Fragen der Optik sind damit noch nicht vom Tisch. Hubert Gorbach soll seine zukünftigen Büroräume im Bregenzer Postamt in der Seestraße 5 beziehen. Sein Reich wird der gesamte dritte Stock - in unmittelbarer Seelage, von der er gegebenenfalls die Bodenseeschifffahrt überwachen kann, Jugendstilambiente inklusive. Erbaut wurde das Prunkstück 1895 vom Wiener Architekten Friedrich Setz, für den Ringstraßenstil und die exklusive Lage ließen die k.u.k-Behörden die damals erkleckliche Summe von 250.000 Gulden springen. Was Gorbach - oder genauer gesagt Walter Klaus oder eines seiner Unternehmen - für das jüngst renovierte Bürodomizil für den neuen Mitarbeiter mit der »Vorliebe« für ihn an Miete springen lässt, ist offen. Die Post respektive ihr Immobilienarm PTI hat nach eigenen Aussagen über den Mietvertrag lediglich mündlich Vereinbarungen mit einer Klaus-Firma geschlossen, Details über den Vertrag sind nicht bekannt. Jenseits der Frage, wie die Miethöhen und Bedingungen aussehen, ist offen, warum Gorbach als Klaus-Manager gerade in ein exklusives Postgebäude einziehen soll. Diese Vorgangsweise ist wegen Gorbachs wahrscheinlich bald verblichener, aber immer noch aktuellen Funktion als Infrastrukturminister möglicherweise nicht gerade vorteilhaft. Auf die Frage, ob dies nicht zu einer schlechten Optik beitrage, hat ein Pressesprecher Gorbachs keine stringente Antwort: »Was er zukünftig privat macht, wissen wir nicht. Das ist seine persönliche Sache.« Der erstaunlicher Nachsatz, der auf gewisse Auflösungstendenzen im Ministerium hinweist: »Und es interessiert mich auch nicht.«
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