Naturschutz: Alles, was krabbelt und fliegt
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Von den 410 ausschließlich in Österreich beheimateten Pflanzen- und Tierarten kommen 136 in Niederösterreich vor. Mehr als die Hälfte der vom Aussterben bedrohten Tierarten haben hier relevante Vorkommen, allein 47 Vogelarten gelten als gefährdet. Dazu kommen rund 100 bedrohte Pflanzenarten. Das Land NÖ bündelt daher Wissen und Kräfte, um Lebensräume zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Auch Unternehmen sind eingeladen, im Sinne der Biodiversität vor der eigenen Haustür aktiv zu werden – ganz nach dem Vorbild einiger rohstoffgewinnender Betriebe, die an ihren Abbaustätten Sekundärlebensräume schaffen.
Große Moosjungfer
Mit einer Körperlänge von fast 40 mm ist die Große Moosjungfer die größte europäische Libellenart. Aufgrund von Moorentwässerungen und den Abbau von Torf ist sie vom Aussterben bedroht. In Österreich ist die wärmeliebende Libelle in Lacken im Seewinkel, in den Donauauen sowie in Schottergruben zwischen Markgrafneusiedl und Strasshof zu finden. Durch die Anlage von kleinen bis mittelgroßen Gewässerkomplexen könnte der Bestand der Libellenart gefördert werden.
Gelbbauchunke
Die Gelbbauchunke zählt zu den kleinsten heimischen Froschlurchen. Sie benötigt zur Fortpflanzung gut besonnte Klein- und Kleinstgewässer. Da Primärlebensräume wie Bauch- und Flussauen weitgehend verloren gingen, sind Sand- oder Lehmgruben sowie Steinbrüche als Habitat für den Schutz der Gelbbauchunke entscheidend. Diese Sekundärhabitate stellen ideale Laichgewässer dar.
Kammmolche
Mit einer Gesamtlänge von bis zu 16 cm sind Kammmolche die größten heimischen Molche. In Niederösterreich gibt es drei Arten, die sich untereinander kreuzen. Kammmolche bevorzugen gut besonnte, vegetationsreiche sowie stehende Gewässer mit einer Tiefe von mindestens 50 bis 100 cm und vielen Flachwasserzonen, die von Frühjahr bis Spätsommer Wasser führen, damit sich die Larven erfolgreich entwickeln können. Fische werden als Fressfeinde nicht toleriert. Sie zählen zu den stark gefährdeten Amphibienarten in Österreich, weshalb ihrem Schutz besondere Priorität zukommt.
Steinschmätzer
Wo er sich am liebsten aufhält, ist leicht zu erraten: Steinhaufen mit ihren großen Hohlräumen und Lücken dienen dem Steinschmätzer als Brutplatz. In etwa so groß wie ein Haussperling bevorzugt der Bodenvogel ein übersichtliches, offenes Gelände mit niedriger und lückenhafter Vegetation auf trockenen Böden. Grobkörnige Materialhaufen aus Schotter, Stein, Bauschutt oder Holz dienen dem Steinschmätzer als Jagd-, Sing-, Ruhe- und Sichtungswarten.
Gabel-Azurjungfer
(Titelbild)
Diese besonders zierliche Vertreterin ihrer Art kommt an gut besonnten, seichten, kleinen bis mittelgroßen Teichen und Weihern oder langsam fließenden Gewässern mit reicher Vegetation vor. Auch Stillgewässer in Lehm-, Kies- und Sandgruben werden besiedelt. An windgeschützten, flachen Uferzonen fühlt sich die Gabel-Azurjungfer am wohlsten. Dichte Tauchblattbestände, wie z.B. das Ährige Tausendblatt, werden vom Weibchen gerne zur Eiablage genutzt. Das Männchen trägt auf dem zweiten Hinterleibssegment eine schwarze Zeichnung, die an eine Stimmgabel erinnert – daher der außergewöhnliche Name.
Wiener Sandlaufkäfer
Große Augen, lange Beine und ein kräftiges Mundwerk – so wird der pfeilschnelle Jäger, der kleinen Fliegen und anderen wirbellosen Tieren nachstellt, beschrieben. Der englische Name des Wiener Sandlaufkäfers lautet „Tiger Beetle“, was auf die hellen Querstreifen auf den Deckflügeln zurückzuführen ist. Er liebt warme sonnenexponierte, feinsedimentige Flächen mit wenig Bewuchs, die er aufgrund von Uferverbauungen und Flussbegradigungen nur noch in Sekundärlebensräumen wie Sand- und Kiesgruben vorfindet.
Bienenfresser
Ursprünglich besiedelte der Bienenfresser die Steilwände großer Tieflandflüsse, die durch alljährliche Hochwässer an den Prallwänden entstanden. Als diese infolge der Flussregulierungen weitgehend verschwanden, konnte der Bienenfresser in Sekundärlebensräumen Fuß fassen. Da es nur noch wenige natürliche Geländeabbruchkanten gibt, nutzt er künstlich geschaffene, grabfähige Geländeanrisse wie Abbaugebiete, Hohlwege und Weingartenterrassen. In Niederösterreich und dem Burgenland brütet er fast ausschließlich in Gewinnungsgebieten, wo er Jahr für Jahr neue Bruthöhlen in Steilwände aus Löss, Lehm und Sand gräbt.
Kurzflügelige Schwertschrecke
Die Flügel der Kurzflügeligen Schwertschrecke bedecken tatsächlich nur etwas mehr als die Hälfte ihres Körpers und sind nicht zum Fliegen geeignet. Wegen des hohen Feuchtigkeitsbedarfs der Eier bevorzugt sie von Grundwasser beeinflusste Lebensräume wie Feuchtwiesen. Starke Populationen gibt es ist Ostösterreich, vor allem im Waldviertel und den March-Thaya-Auen, sowie im Nord- und Südburgenland.
Zwergdommel
Als geschickter Kletterer ist Mitteleuropas kleinste Reiherart in dichten Schilfbeständen auch für versierte Beobachter nur schwer zu entdecken. Die Zwergdommel besiedelt Feuchtgebiete in den Niederungen von stehenden oder langsam fließenden Gewässern. Sie ist aber auch in Rohstoffgewinnungsgebieten im Bereich von Nassbaggerungen mit Verlandungszonen, künstlich angelegten Dorfteichen und Seebädern anzutreffen. Ausreichende Nahrung und Uferstreifen aus Schilf oder Weiden, die ihr Deckung bieten, sind jedoch erforderlich.
Pfaendlers Grabschrecke
Mit 7 mm Länge ist sie der absolute Winzling unter den heimischen Heuschrecken und vom Aussterben bedroht. Die kleine, schwarze Dreizehenschrecke hat kräftige Hinterbeine. Ihr Leben verbringt sie in selbst gegrabenen, unterirdischen Gängen an feuchten, sandigen Ufern von Fließgewässern oder Nassbaggerungen in Abbaugebieten. Für eine dauerhafte Besiedelung sind jedoch vegetationsfreie Bereiche zwischen Wasserlinien und Uferbewachsungen notwendig.