Leitplanken fürs Geschäft
- Written by Redaktion
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Martin Wunderli, CTO Trivadis, über den Ansatz bei Big Data, ein jüngstes Business-Intelligence-Produkt und neue Governance-Anforderungen bei BI.
Report: Wie lautet Ihre Definition von Big Data? Worin unterscheiden sich solche Lösungen von den Business-Intelligence-Produkten, die man bislang kennt?
Martin Wunderli: Wenn man Big Data durch die BI-Brille betrachtet, dreht sich vieles um die Softwareumgebung Hadoop, mit der rechenintensive Prozesse mit großen Datenmengen gesteuert werden können, und das Programmierframework MapReduce. Ebenfalls im Fokus dabei sind »Massive Parallel Processing-Appliances« (MPP), mit denen diese großen Mengen an Daten gespeichert und verarbeitet werden können. Wir sehen Big Data gegenüber angestammten BI-Lösungen nicht als disruptive Technologie, sondern ergänzend. Konzepte, die viele Jahre im BI-Umfeld funktioniert haben, die etablierten Technologien zur Vorausberechnung von Abfrageergebnissen – all das ist nach wie vor aktuell. Der Big-Data-Ansatz ist nun eine Art Vorverarbeitung der Masse an strukturierten ebenso wie weniger strukturierten Daten, um diese geordnet und gefiltert in die bestehenden Datawarehouses einzupflegen. Ob dies nun einen großen oder nur kleinen Mehrwert bieten kann, ist stets von der Art des Geschäfts eines Unternehmens abhängig.
Report: Ihre neue Lösung biGenius ist dann für Unternehmen welcher Größe und mit welchen Anforderungen gedacht?
Wunderli: Der Einsatz ist völlig unabhängig von der Größe: Sowohl KMU als auch Großunternehmen können davon profitieren. Die Zeiten, in denen die IT-Abteilungen zwei bis drei Jahre an einem Datawarehouse basteln konnten, sind vorbei. Bei der Erstellung von Reports in modernen BI-Lösungen geht es vor allem darum, die Time-to-market zu verkürzen. Eine weitere Herausforderung ist der Umstand, dass sich die Anforderungen an ein BI-System während der Entwicklungsphase kontinuierlich ändern können. Um dies in den Griff zu bekommen, brauchen wir eine Lösung, welche diese geforderte Schnelligkeit und Flexibilität bietet – und das ist biGenius. Es deckt ohne Medienbrüche die gesamte Erstellung ab: von der Aufnahme der Requirements, der Bedürfnisse der Fachabteilung, über die Erstellung des Datawarehouse bis hin zur kontinuierlichen Evaluierung der Datenstrukturen und Inhalte über automatisierte Tests im laufenden Betrieb. biGenius ist dabei nicht das Reportingwerkzeug selbst, sondern liefert die Grundlage für die IT-Mannschaft oder eine Fachabteilung, Reports zu erstellen – mit einem BI-Produkt wie beispielsweise QlikView, Microsoft Reporting Services oder analogen Produkten von Oracle.
Ein großes Thema dabei ist auch Self-Service-BI. Es ist klar ein Trend, der den Fachabteilungen Freiheiten und Kompetenzen gibt, die früher den Datawarehouse-Spezialisten vorbehalten waren. Mit Self-Service-BI können heute aber nicht nur Reports, sondern teilweise schon einfache ETL-Prozesse gebaut werden. (Anm.: Über ETL-Prozesse werden Daten aus mehreren Quellen in einer Zieldatenbank vereinigt.) Jene Zahlen, die von den Anwendern erstellt und veröffentlicht werden, können in Folge in weiteren Reports verwendet werden. Das erzeugt mitunter auch einen Wildwuchs, den die IT-Abteilung beherrschen sollte. Trivadis unterstützt hier mit Beratungen zu BI-Governance. Würden BI-Reports unkontrolliert im Unternehmen wachsen, stünde die IT irgendwann vor einem Problem wie bereits vor rund zehn Jahren. Damals gab es in den Firmen unüberschaubare Mengen – oft einige tausend - Access-Datenbanken und Reports, deren Konsolidierung letztlich enorme Ressourcen verschlang.
Report: Was wird den Fachabteilungen mit BI-Governance-Richtlinien vorgegeben?
Wunderli: Self-Service BI ist ja ein zweischneidiges Schwert. BI-Governance ist hier der richtige Weg, die beiden Aspekte Anwenderkompetenz und Wildwuchs nachhaltig zu managen. Einerseits dient BI-Governance als eine Art Leitplanke für die Anwender, in welcher Form Reports und ETL-Prozesse gebaut werden. Andererseits kann trotzdem die Fachkompetenz der Abteilungen effizient nutzbar bleiben – hier helfen Reports, die rasch erstellt werden können. Es liegt nun an den BI-Profis, ihre Best-Practices und Blueprints den Fachabteilungen in verdaulichen Stücken aufzubereiten. Wir bieten dazu Hilfestellungen und haben langjähriges Know-how zu Methodiken, wie BI-Lösungen aufgesetzt werden.
Report: Wie könnte ein Einsatzfeld für eine BI-Lösung mit Social-Media-Einbezug in einem Unternehmen aussehen? Was hat der Kunde davon?
Wunderli: Großen Nutzen bringt Social Media für BI vor allem in Branchen mit stark konsumentenorientierten Produkten, um früh Markttrends zu erkennen. Dies betrifft etwa Unternehmen, deren Erfolg davon abhängig ist, welche Aussagen zu ihren Produkten oder Services auf Twitter, in Blogs oder anderswo kursieren. Eine Analyse dieser Streams kann dann bei der Planung der Produktion oder Marketingmaßnahmen helfen. Über Schlagwortanalysen sind solche Inhalte auch heute bereits in großen Mengen verarbeitbar. Natürlich wird man nie alles aus solchen Streams herauslesen können. Der einen oder anderen Überraschung lässt sich damit aber sicher früh begegnen. Ein so agiles Vorgehen in der Fertigung und auch in der Entwicklung von Produkten ist mittlerweile sehr gut planbar und läuft wider Erwarten in streng strukturierten Bahnen.